Hubert Stenzel und Karl Schneiderhan gehören der neuen Bürgerinitiative an. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgerinitiative: Ehemalige Stadträte und Bürgermeister sehen Missstand und fordern zum Handeln auf

Eine Gruppe aus vier ehemaligen Stadträten und Bürgermeistern macht sich derzeit stark für die Wohnbedürfnisse älterer Menschen – und kann bereits Lösungsmöglichkeiten nennen.

Rottenburg. Hubert Stenzel als ehemaliger Stadtrat und der ehemalige CDU-Stadtrat Karl Schneiderhan machen sich gemeinsam mit dem ehemaligen Tübinger Bürgermeister und derzeitigen Vorsitzenden des Kreisseniorenrates Michael Lucke und dem ehemaligen Rottenburger Bürgermeister Holger Keppel stark für stadtnahe Wohnungen für Senioren. Sie sehen Handlungsbedarf bei der Problematik fehlender Seniorenwohnungen.

Lösungen hätte die Vierergruppe auch schon parat: So könnte das "Haus Jeckel" genutzt werden, um Seniorenwohnungen einzurichten – ebenso das Hauptgebäude der Kreissparkasse am Marktplatz. Schließlich zieht diese im laufenden Jahr noch in das Areal am ehemaligen Güterbahnhof um, wo derzeit ein Neubau entsteht. Stenzel und Schneiderhan erklären, was es mit der neuen Initiative auf sich hat: Senioren sollten dort leben, wo die Versorgung nahe ist, fordern die beiden.

Wohnfläche gemäß Bedarf

Noch würden geeignete Wohnmöglichkeiten für Seniorenwohnen und gemeinschaftliches Wohnen von Senioren fehlen. Hinter solchen Wohnkonzepten steckt die Idee, dass jeder einen eigenen Bereich hat, aber Gemeinschaftsräume zur Verfügung stehen, in denen sich die Senioren treffen oder Geburtstage und andere Feste feiern können. Doch solcher Senioren geeigneter Wohnraum sei knapp, merken Stenzel und Schneiderhan an. Bis vor rund zehn Jahren habe es im Gebäude der Hospitalstiftung in der Oberen Gasse Wohnungen für ältere Menschen gegeben. Auf Beschluss des Stadtrates sei das Gebäude damals für Bürozwecke an die Stadt verkauft worden.

Auch andernorts habe es Wohnraumverlust gegeben, der nun ausgeglichen werden müsse – im Herzen der Stadt müsse weiterer Wohnraum für Senioren geschaffen werden. Bei den städtischen Seniorenforen sei in den vergangenen Jahren der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum festgestellt worden, ebenso in einer studentischen Studie der Fachhochschule Nürtingen. Als Option sieht die Vierergruppe die Möglichkeit, etwa im "Erckenbrechtschen Haus" sowie in den oberen Stockwerken des "Haus Jeckel" und in der Kreissparkassenfiliale am Marktplatz seniorengerechten Wohnraum zu schaffen, sofern bauliche Voraussetzungen und finanzielle Rahmenbedingungen dies erlauben.

Was die Größe der Wohnungen betrifft, sollte dem Bedarf entsprechend geplant werden, heißt es von der Initiative, die zum Beispiel Ein- bis Dreizimmerwohnungen fordert. Man wolle, dass die Senioren an Bildungs- und Kulturveranstaltungen im Zentrum der Stadt teilnehmen können. Und auch die Einkaufsmöglichkeiten seien im Zentrum gegeben – etwa Lebensmittelhändler, Apotheken, Drogerien, Optiker, Bekleidungsgeschäfte, Friseure oder Banken. Auch Ärzte, das Rathaus oder Cafés seien dann fußläufig erreichbar.

Nun fordert die Bürgerinitiative die Stadt auf, zu prüfen, welche Quartiere oder Häuser sich in Rottenburg für seniorengerechtes Wohnen eignen. "Wir meinen nicht Altenpflege, sondern eigenbestimmtes Wohnen der Senioren, denen ihr großes Haus vielleicht zu groß wird und die ins Zentrum ziehen wollen", sagt Stenzel. Für die Detailplanung könnte die Stadt eine Projektgruppe einrichten, in der Senioren, Vertreter der Stadt, des Gemeinderates und des Kreisseniorenrates mitwirken.