Der Firmensitz von Heckler & Koch in Oberndorf (Kreis Rottweil) Foto: dpa-Zentralbild//Wolf von Dewitz

Das neue Sturmgewehr der Bundeswehr soll Mängel aufweisen. Der Bundesrechnungshof bemängelt laut Medienberichten die Präzisionsfähigkeit der Waffe. Das Bundesverteidigungsministerium und der Waffenhersteller Heckler & Koch (HK) aus Oberndorf weisen die Kritik zurück. Haben die Vorwürfe Auswirkungen auf den Großauftrag?

Das Verteidigungsministerium hat Kritik aus dem Bundesrechnungshof an Schusstests mit dem neuen Sturmgewehr für die Bundeswehr zurückgewiesen. „Die Anforderungen an den Hersteller, damit er die Vorgaben erfüllen kann, wurden nicht gesenkt“, sagte ein Sprecher am Freitag in Berlin. Auch falle das Gewehr – das sogenannte G95 des Oberndorfer Herstellers Heckler & Koch (HK) – bei der Präzision nicht durch.

Gewehr muss beweisen, dass es Bedingungen erfüllt

Nachdem die Waffe Auswahltests erfolgreich bestanden habe, müsse das Gewehr derzeit unter Truppenbedingungen beweisen, dass es die Bedingung erfülle, sagte der Sprecher. Bei diesen Tests habe es Abweichungen gegeben und so sei gemäß vertraglicher Vereinbarung mit dem Hersteller auf Präzisionsmunition zurückgegriffen worden.

Zivile Munition ersetzt bei Tests Gefechtsmunition

Laut Medienberichten hatte der Bundesrechnungshof Ungereimtheiten bei Schusstests gerügt. Das Beschaffungsamt (BAAINBw) in Koblenz habe sich darauf eingelassen, Prüfungen statt mit der Gefechtsmunition mit ziviler Munition zu schießen, berichtete der „Spiegel“ unter Berufung auf einen Bericht der Prüfer. So sei „nicht mehr sichergestellt, dass die Präzisionsanforderungen der Truppe erfüllt werden“ und das Beschaffungsamt habe „die Nachweispflichten des Waffenherstellers zum Nachteil der Bundeswehr vereinfacht“, so die Prüfer weiter.

Auftrag hat ein Volumen von rund 209 Millionen Euro

Ein offizielles Statement von Seiten des Unternehmens mit Sitz in Oberndorf (Kreis Rottweil) gab es am Freitag dazu nicht. Auf Anfrage teilte HK unserer Redaktion jedoch mit, man habe die Rüge zur Kenntnis genommen und prüfe nun die weiteren Schritte. Das Unternehmen betonte, dass das neue Sturmgewehr „absolut präzise schießt“ und keinesfalls, wie zum Beispiel in der „Bild“ vermeldet, Soldaten gefährde, sondern sie schütze.

Entscheidung für Gewehr fiel bereits 2021

Bei dem Auftrag handelt es sich um rund 119 000 Sturmgewehre, die das G36 als Standardgewehr der Bundeswehr ablösen sollen. Er hat ein Volumen von etwa 209 Millionen Euro. Die Mittel dafür hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages im Dezember 2022 freigegeben.

Die Auswahlentscheidung war bereits im Frühjahr 2021 gefallen, allerdings hatte ein Nachprüfungsverfahren gegen die Entscheidung durch einen unterlegenen Bieter den Vertragsschluss erheblich verzögert.