Während die Masse auf dem Festivalgelände eine gute Zeit hat, kann es vereinzelt zu unerwünschten Vorfällen kommen – das Southside hat dafür vorgesorgt. Foto: Philipp Kratzer/Philipp Kratzer

Musik, Gemeinschaft, Alkohol – das gehört für viele auf einem Festival dazu. Bei Alkohol sinkt allerdings die Hemmschwelle, was im schlimmsten Fall zu sexuellen Übergriffen führen kann. Wie ist das Southside darauf vorbereitet? Wir haben die wichtigsten Informationen gesammelt.

Die Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Til Lindemann wiegen schwer: Er soll sich bei Konzerten gezielt Frauen ausgewählt haben, um mit ihnen auf einer „Aftershow-Party“ Sex zu haben. Mehrere Frauen berichteten, dass sie dabei unter Drogen standen, die ihnen hinter der Bühne angeboten wurden.

Gibt es solche Aftershow-Partys auch auf dem Southside Festival? Und wie können sich Personen auf dem mehrtägigen Event in Neuhausen ob Eck vor sexuellen Übergriffen schützen?

Panama“: Einfach und unkompliziert nach Hilfe fragen

Hinter oder in der feiernden, fröhlichen Partymenge kann es auch zu unerwünschten Situationen kommen. Unwohlsein, Überforderung, Diskriminierung, Gewaltandrohung oder (sexuelle) Übergriffe – das Southside hat für solche Vorkommnisse vorgesorgt. Betroffene Personen können sich an die Mitarbeiter des Festivals mit den Worten „Wo geht’s nach Panama?“ oder einfach nur „Panama“ wenden. Sofort und ohne Fragen wird ihnen individuell geholfen.

Und wie sieht so eine Hilfe aus? Jonas Rohde, Head of Communications beim Southside Festival, erklärt auf Nachfrage: „Alle Menschen, die sich beispielsweise bedrängt, bedroht oder einfach nur überfordert fühlen, können das Festivalteam auf Panama ansprechen. Ohne sich erklären zu müssen, werden die Hilfesuchenden sofort an einen ruhigen Ort gebracht, wo je nach Einzelfall entschieden wird, wie es genau weitergeht.“

Geschützter Rückzugsort mitten auf dem Gelände

Laut der Homepage des Southside richtet sich das nach den Bedürfnissen des Betroffenen. Beispielsweise begleiten die Mitarbeiter die Person in einen geschützten Raum, unterstützen sie bei der Erstattung einer Anzeige oder sie erhält psychosoziale Beratung. Zudem gibt es den „Panama Safe Space“ – einen geschützten Rückzugsort mitten auf dem Festivalgelände – sowie „Awareness-Guides“. Dies soll laut Jonas Rohde „noch mehr Sicherheit und bessere Ansprechbarkeit“ gewährleisten.

Aber wozu überhaupt das Wort „Panama“? Auf der Website des Festivals steht dazu: „In einer bedrohlichen Situation fremde Menschen um Hilfe zu bitten, erfordert Mut. Das Codewort Panama mindert Hemmschwellen und erleichtert das Bitten um Hilfe.“ Ob an das Barpersonal, die Festivalcrew oder die Sanitäter – das Codewort „Panama“ ist jedem Mitarbeiter bekannt.

Die meisten suchen zum Glück „einfach ein wenig Ruhe“

Zusätzlich gibt es speziell geschulte „Panama-Guides“, die bei Bedarf hinzu gerufen werden. „Die Guides haben bereits Erfahrung in der Betreuungs- oder Awarenessarbeit und werden durch unser Festivalteam vorab digital und vor Ort geschult“, erklärt Rohde.

Das Konzept werde von den Festivalbesuchern gut angenommen und die allermeisten Fälle seien laut ihm „glücklicherweise Personen, die aus unterschiedlichsten Gründen einfach ein wenig Ruhe suchen.“ Auf die Frage, ob in der Vergangenheit jemand nach „Panama“ gefragt, aber keine Hilfe gebraucht hat, sagt Rohde: „Unsere Gäste ziehen mit uns an einem Strang. Menschen, die unser Team nach Panama fragen, tun das nicht leichtfertig.“

Sicherheit auch hinter der Bühne gewährleistet

Aber auch hinter der Bühne wurden die Mitarbeiter immer zum Thema sexualisierte Gewalt geschult – mit den jüngsten Vorwürfen gegen die Band Rammstein hätten die Bemühungen nichts zu tun, betont Jonas Rohde. Die geäußerten Vorwürfe schockierten ihn und sein Team „natürlich bis ins Mark“.

Rohde: „Auch, wenn ein Festivalauftritt grundsätzlich nicht mit einer Tour-Show von Rammstein vergleichbar ist, werden wir die weitere Entwicklung genau beobachten und gehen davon aus, dass die Branche die richtigen Schlüsse ziehen wird.“