Landwirt Valentin Sonner (von links) im Gespräch mit Umweltministerin Thekla Walker, BLHV-Präsident Bernhard Bolkart Foto: Deckert

Der Wolf ist da – die Rinder aber auch. Und daraus ergeben sich Konflikte. Wie sich diese verhindern lassen können, diskutiert Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) bei einem Besuch in Südbaden.

Beim Ortsbesuch auf dem Heinehof in Bollschweil-St. Ulrich im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald hat sich Umweltministerin Thekla Walker mit Vertretern des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) darüber ausgetauscht, wie Rinder vor Angriffen durch Wölfe geschützt werden können und welche Fördermaßnahmen für den Herdenschutz Landwirte vom Land erhalten können.

Dabei zeigte sich, dass Walker und ihr Naturschutz-Abteilungsleiter Karl-Heinz Lieber durchaus Verständnis für die Sorgen und Ängste der Landwirte vor dem Wolf im Schwarzwald haben.

Klar wurde aber auch: Während die BLHV-Verbandsspitze auf Pragmatismus setzt und Lösungen für den Herdenschutz im Einklang mit dem Schutzstatus des Wolfs sucht, rumort es an der Verbandsbasis gewaltig: „Wir fordern wolfsfreie Gebiete im Schwarzwald und die Einbeziehung des Wolfs ins Jagdrecht“, sagte Heinehof-Landwirt und BLHV-Kreisvorsitzender im Bereich Hochschwarzwald Valentin Sonner. Ein effektiver Herdenschutz mit fünflitzigen Elektrozäunen sei weder personell noch finanziell und schon gar nicht mit Blick auf die Topographie in den Steillagen der Region machbar.

Landwirte äußern ihre Sorgen und Ängste. Foto: Deckert

Das weiß auch BLHV-Präsident Bernhard Bolkart aus Schonach im Schwarzwald-Baar-Kreis: der Wolf sei „eine besondere Herausforderung“ und die Sorge vor einem Angriff auf ihre Nutztiere auch eine „psychische Belastung“ für die Landwirte. Rufe nach einer Bejagung seien da angesichts des europaweiten Schutzstatus des Raubtieres aber nicht hilfreich. Es gehe vielmehr um konkrete Lösungen für den Herdenschutz. Die Sache sei ein Lernprozess, so Bolkart im Einklang mit Ministerin Walker.

Meistens trifft es Kälber

Dass es beim Herdenschutz für Rinder auch ohne extreme Aufwendungen gehen kann, betont Micha Herdtfelder. Der Biologe leitet den Arbeitsbereich Luchs und Wolf an der Forstlichen Versuchsanstalt (FVA) des Landes in Freiburg: die Erfahrung zeige, dass lediglich sieben Prozent der Angriffe auf Nutztiere durch den Wolf Rinder betreffen. Und diese Fälle seien nahezu alle auf Kälber im Alter unter acht Wochen ausgerichtet.

Wenn Landwirte ihre Herden beispielsweise so verteilen, dass auch wehrhafte Alttiere bei den Kälbern stehen und die Herden auf der Weide nicht weniger als fünf Tiere zählen, dann entspricht auch das den Anforderungen für eine Entschädigung im Fall eines Risses durch einen Wolf. Außerdem, sagte Abteilungsleiter Karl-Heinz Liebig aus dem Umweltministerium in Stuttgart, fördere das Land Schutzmaßnahmen gegen Wolfsrisse zu 90 Prozent.

Rinder sollen besser vor Wölfen geschützt werden. Foto: Deckert

Lediglich wer als Landwirt Fördermittel für Herdenschutzmaßnahmen beantrage, diese nicht umsetze und dann trotzdem eine Entschädigung nach einem Wolfsriss haben wolle, gehe leer aus, erklärte Liebig.

Letztlich gehe es ihr darum, den Herdenschutz und den Schutz des Wolfs unter einen Hut zu bekommen, erklärte Ministerin Walker beim Ortstermin in Bollschweil-St. Ulrich.