Karin und Ulrich Steimle stehen bei Dormettingen auf einem Feld mit Grünspargel. Er muss seine gepachtete Fläche auf dem Waldhof abgeben. Foto: Visel

Dass das Waldhof-Areal militärisches Übungsgelände werden soll, betrifft auch mehrere Landwirte. Vor allem die Familie Steimle aus Dormettingen ist betroffen – ihr fallen 40 Hektar Ackerfläche weg.

Zollernalbkreis - Ulrich Steimle, Landwirt aus Dormettingen, hat die gesamte Ackerfläche des Waldhofs gepachtet. Nun muss er die 40 Hektar abgeben, auf denen er Getreideanbau für die Nahrungsmittelproduktion betrieben hat – für ihn ein schwerer, seine Existenz bedrohender Schlag, denn seine Ackerflächen in Dormettingen liegen in dem Gebiet, in dem der Zementhersteller Holcim in den kommenden Jahren Schiefer abbauen will. Auf seinem Lindenhof baut Steimle auch Grünspargel an.

Kurzfristig informiert

Erst am Mittwochabend ist Steimle vom Staatsministerium über die Pläne für die militärische Nutzung des Waldhof-Areals informiert worden. In den vergangenen Jahren habe das Land die Flächen immer nur kurzfristig verpachtet, so der Landwirt. Den vom Land angepeilten Zeitplan, bis Soldaten über dem Gelände mit dem Fallschirm abspringen, findet Steimle "widersprüchlich": Er könne sich schwer vorstellen, dass die notwendigen Verfahren bis 2023 abgeschlossen sein werden. Es sei nach seiner Kenntnis unter anderem eine naturschutzrechtliche Prüfung notwendig. Er will die weitere Entwicklung erst einmal abwarten.

"Flächenknappheit verstärkt"

Für den Dormettinger ist es "schwierig nachzuvollziehen", warum die Fallschirmspringer aus Calw nicht auf dem nicht weit entfernten Truppenübungsplatz Heuberg landen sollten, wo die militärische Infrastruktur schon voll ausgebaut sei. Steimle kritisiert: "Es werden zusätzlich Flächen belegt und die schon vorhandene Knappheit noch verstärkt."

Landwirt "sehr enttäuscht"

Ähnlich äußert sich Tobias Vötsch, der Nachbar des Waldhofs. Vötsch fürchtet, dass sein Legehennenbetrieb gefährdet ist durch den Fluglärm; er erhebt große Bedenken auch hinsichtlich seiner Ferienwohnungen. "Die machen jegliche Möglichkeiten zunichte", so Vötsch. Er sei "sehr enttäuscht" über das Vorgehen des Landes. Auch ihm fehle "jegliches Verständnis", dass guter Ackerboden dem Militärgelände geopfert wird, wenn doch "bei Meßstetten ein riesiges Gelände liegt".

Überrascht über die jetzt bekannt gewordenen Pläne zeigt sich auch Manfred Kränzler, der den Schönberghof bei Isingen betreibt. Er hat auf dem Waldhof zwar selbst keine Flächen gepachtet, aber sich mit der b2 Bio pur GmbH beim Land um eine Pacht beworben. "Traurig, dass der Hof nun militärisch genutzt wird", zeigt sich b2-Geschäftsführer Stefan Schopf. Er hatte mit Kränzler ein Konzept vorgelegt, wonach das Waldhof-Areal mit seinen fruchtbaren Böden zu einem Schulbauernhof oder Lernort mit biologischem Gemüseanbau umgestaltet werden sollte. "Wir sind aber von Jahr zu Jahr vertröstet worden", so Schopf: "Das wäre ein sinnvolles Projekt geworden." Es wäre nach seinen Worten darum gegangen, jungen Menschen das Verständnis für Nahrungsmittel und ihre Produktion zu vermitteln.