Die Kandidaten Frank Schroft, Harald Reinhard, Daniel Stähr und Erik Wille (von links) stellten sich gestern den Meßstetter Bürgern vor. Foto: Deregowski

Bewerber um das Bürgermeisteramt präsentieren ihre Stärken und stellen ihre Pläne für Meßstetten vor.

Meßstetten - Recht unterschiedlich haben sich am Donnerstagabend die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 27. September vor übervollem Haus in der Festhalle präsentiert, wo Bürgermeister Lothar Mennig das Schaulaufen der Bewerber um seine Nachfolge moderierte.

Unter dem Motto "Zukunft schaffen. Jetzt" eröffnete Frank Schroft die Vorstellungsrunde. Der 29-jährige Burladinger führte seine Erfahrung als Diplom-Verwaltungswirt und Lehrbeauftragter für das "Führen im öffentlichen Sektor", sein Masterstudium im Bereich Verwal-tungsmodernisierung und seine Fachkenntnisse über Gemeindewirtschaftsrecht und Haushaltspläne ins Feld. Als Mitglied der Kommunalaufsicht wisse er, wie eine Aufsichtsbehörde denke – für einen Verwaltungschef sei das ein Vorteil.

Ehrenamtliches Engagement sei ihm in die Wiege gelegt, sagte Schroft, und mit Meßstetten könne er sich identifizieren, dort wolle er "anpacken und etwas bewegen". Als Beispiele nannte er die Erfassung aller leer stehenden Gebäude und Konzepte für Ortskernsanierungen, technische und organisatorische Modernisierung der Verwaltung, frühzeitige Bürgerbeteiligung bei zukunftsweisenden Projekten, aktive Wirtschaftspolitik, die Verstärkung interkommunaler Zusammenarbeit, auch in Sachen Industriegebiet, modernes Stadtmarketing, die Schaffung barrierefreier Wege und die Erstellung eines Straßenzustandsberichts. Die Jugend will er frühzeitig einbeziehen, attraktive Bildungsangebote, Sportstätten sowie Jugendräume schaffen respektive sanieren oder ausbauen, bei all dem aber solide Finanzpolitik nicht vergessen und – mit Blick auf die Lea – das Sicherheitsbedürfnis der Einheimischen im Auge behalten.

Seine Erfahrung stellte Harald Reinhard aus Buchenbach in den Mittelpunkt: 27 Jahre im öffentlichen Dienst, davon 21 in Führungspositionen und dreieinhalb Jahre als Bürgermeister mit einer Budgetverantwortung von mehr als fünf Millionen Euro jährlich. Dass er "parteilos und unabhängig" sei, wenngleich er für die Fraktion CSU/Freie Wähler im Gemeinderat seiner unterfränkischen Heimatgemeinde Kirchheim gesessen habe, führte der 49-jährige Katholik ebenso ins Feld wie sein Kontaktstudium in Verwaltungsmanagement und sein berufsbegleitendes Master-Aufbaustudium für Kulturmanagement. Seine drei Jahre als Kulturdezernent im sächsischen Kamenz hätten ihn motiviert, sich künftig "noch intensiver dem Verwaltungsmanagement zu widmen".

Was will er für Meßstetten erreichen? Reinhard will die Struktur der Feuerwehr und den Gewerbesteuerhebesatz halten, Firmen Entwicklungsmöglichkeiten verschaffen, die Infrastruktur verbessern, etwa durch Schaffung neuer Parkplätze, Grünflächen und Übergänge, und den Tourismus weiterentwickeln. Veränderungsbedarf sieht er bei der Ganztagsbetreuung in Grundschulen, spricht sich für den Erhalt des Ebinger Krankenhauses aus und will sowohl die "sehr gute Finanzpolitik der letzten Jahre" fortführen als auch in nachhaltige Projekte investieren.

Viel Persönliches ließ Daniel Stähr aus Tieringen, der einzige Lokalmatador, in seine Vorstellung einfließen. Mit seiner Frau, einer Meßstetterin, hat er eine sechs Monate alte Tochter und legt daher viel Wert auf Familienförderung – alle Generationen betreffend: Den Bau von Mehrgenerationenhäusern und -einrichtungen, Bauvorhaben in den Ortskernen und die Vereinsarbeit will er fördern – letztere auch infrastrukturell, durch das Bereitstellen von Räumen und Hallenzeiten, ein besseres Hallenbelegungsmanagement und – sollte sich dies bei einer Bedarfsanalyse als nötig erweisen – durch den Neubau einer großen Halle.

Intensiver soll Meßstetten unter seiner Ägide mit seinen touristischen Reizen werben. Betriebe sollen expandieren können, und auch für Neuansiedlungen und die Förderung speziell des Einzelhandels macht Stähr sich stark.

Sein Hauptthema ist freilich die Konversion. Sie müsse weiter verfolgt werden, was sich nicht auf das Gelände der Zollernalb-Kaserne beschränken dürfe – diesbezüglich gelte es, hart mit der BImA zu verhandeln. Der Diplom-Verwaltungswirt und HSG-Hossingen-Meßstetten-Handballer, Vorstandsmitglied im TSV Meßstetten, präsentierte sich als "Mann der Tat" und der verständlichen Worte, kompromissbereit und mit einem offenen Ohr und Einsatz für seine Mitbürger.

Das erste Schlaglicht seiner Rede warf Erik Wille, Kandidat der AfD, angesichts der Landeserstaufnahmestelle (Lea) in Meßstetten auf die nach seiner Ansicht verfehlte Asylpolitik und deren Folgen, die mit den Interessen der einheimischen Bevölkerung nicht vereinbar seien. Wille vermisst Transparenz im Bezug auf die Fakten und und Zahlen und teilte kräftig in Richtung Berlin, Stuttgart und Balingen aus.

Der 43-Jährige bezeichnete sich als Verfechter der direkten Demokratie und kritisierte, dass den Meßstettern verwehrt geblieben sei, sich in einer freien, geheimen und unabhängigen Wahl zur Lea zu äußern. Für die einstige Kaserne komme nur eine förderliche Nachnutzung in Frage, betonte der Leidringer, der im Fall seiner Wahl einen Großteil seiner Kraft dafür einsetzen will, dass in der Stadt wieder Ruhe einkehre.

Wichtig sind dem vierfachen Vater sparsame Finanzführung, um die finanzielle Handlungsfähigkeit der Stadt zu erhalten und auch mal einen Wunsch außer der Reihe verwirklichen zu können, die Familienpolitik und der Ausbau der Kinderbetreuung sowie die Senkung der Kindergartengebühren auf einen symbolischen Betrag. Vorschnelle Versprechungen, etwa im Hinblick auf Bauliches, will der Technische Angestellte und Elektroinstallateurmeister jedoch nicht machen.

Ein unbeschriebenes Blatt blieb für die Meßstetter gestern Abend Roland Federolf. Der fünfte Kandidat war gar nicht erst erschienen.