Die Berufsausbildung ist für Jugendliche ein Schritt in einen neuen Lebensabschnitt. Foto: © bluedesign - stock.adobe.com/Oliver Boehmer

Am 1. September starten die neuen Auszubildenden ins Berufsleben. Auch im Landkreis Calw gibt es viele Lehrstellen zu besetzen. Ob dies gelungen ist?

16 freie Ausbildungsplätze finden sich – Stand 23. August – in der Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Landkreis Calw noch für den Ausbildungsbeginn am 1. September. Fürs den Start im Jahr 2024 werden 50 Stellen angeboten. Allerdings: Die IHK kann nur Stellen veröffentlichen, die die Unternehmen ihr melden.

Noch nie, berichtet Knut Lohrisch, Mitglied der Geschäftsführung der IHK Nordschwarzwald, gab es solch eine große Auswahl an Ausbildungsberufen, die die IHKs in Deutschland anbieten: Mehr als 320 sind es.

Jugendlichen, die noch auf der Suche nach einer Lehrstelle sind, rät er: „Ein Anruf in dem richtigen Ausbildungsbetrieb kann sich oft lohnen.“ Auch ein Blick in das IHK-Ausbildungsmagazin „Sprungbrett“ oder in genannte Lehrstellenbörse könne sich lohnen.

Die meisten offenen Stellen „Im Hinblick auf den Fachkräftemangel und offene Stellen gilt: das verarbeitende Gewerbe, etwa die Oberflächen-, Verfahrens-, Stanz-, und Umformtechnik sowie die Transport-, Tourismus- und Gastronomiebranche benötigen dringend Nachwuchskräfte“, erklärt Lohrisch.

Beliebte Berufe Leichter ist es dagegen für Firmen, die angehende Fachinformatiker, Werkzeugmechaniker oderkaufmännische Azubis – etwa Industriekaufleute oder solche für Büromanagement – suchen. Diese Berufen seien im Landkreis Calw besonders beliebt.

„Der Werkzeug- und Maschinenbau sowie die Mechatronik sind ebenfalls sehr beliebt und in der Region besonders gefragt. Auch Medien- und Kommunikationsberufe stehen oben auf der Beliebtheitsskala.“

Wie geht’s weiter? Unternehmen, die bisher noch unbesetzte Stellen haben, müssen die Hoffnung nicht aufgeben. Ein Einstieg in die Ausbildung ist laut Lohrisch auch unter dem Jahr möglich. „Dazu sollte der Bewerber oder die Bewerberin gemeinsam mit dem Ausbildungsbetrieb ein Gespräch mit der Ausbildungsberatung der IHK Nordschwarzwald suchen.“

Fehlender Nachwuchs Die Frage, ob es für das Handwerk oder die Industrie schwerer ist, Fachkräftenachwuchs zu gewinnen, lässt sich nach Meinung Knut Lohrischs nicht pauschal beantworten.

Er verweist auf den bereits genannten, großen Fachkräftemangel im verarbeitenden Gewerbe, der Transport-, Tourismus- und Gastronomiebranche.

Auch wenn der Fachkräftemangel derzeit in aller Munde ist: Nach Angaben von Lohrisch war in einigen Branchen bereits vor dem Jahr 2021 spürbar, dass es „einen Fachkräftemangel und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Auszubildenden gab“.

Die Gründe könnten etwa ein Trend hin zur akademischen Bildung, die demografischen Veränderungen und die vermeintlich mindere Attraktivität bestimmter Berufe sein.

Aus Sicht Lohrischs lohnt sich eine Ausbildung in der Industrie aber: Jugendliche, die sich dafür entscheiden, treffen eine „sehr gute Wahl“. „Denn die Ausbildung wird ihnen praktische Erfahrungen, gute Karrierechancen und Stabilität in einem innovativen Arbeitsumfeld bieten.“

Wichtig sei indes vor einer Entscheidung für eine bestimmte Lehre, dass die Jugendlichen „ihre Interessen, Fähigkeiten und Ziele berücksichtigen, um den am besten geeigneten Ausbildungsberuf zu wählen – auch in der Industrie“. Die IHK hat deshalb ein Ausbildungsberatungsteam, an das sich alle, die eine Lehrstelle suchen, wenden können.

Fehlende Fachkräfte Nicht nur Auszubildende fehlen, auch erfahrene Fachkräfte sind schwer zu finden. Die jüngste Konjunkturumfrage der IHK hat ergeben, dass der Fachkräftemangel die größte Herausforderung und das Geschäftsrisiko Nummer eins der regionalen gewerblichen Wirtschaft bleibt.

„Es ist bedenklich, dass bei allen geopolitischen Spannungen es vor allem der Fachkräftemangel ist, der in allen Branchen die Geschäftserwartungen am stärksten eintrübt“, meint Knut Lohrisch. Aus Sicht der Wirtschaft sei die kürzlich beschlossene Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes daher ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung.