Die Landtagspräsidentin Muhterem Aras stellte sich den Fragen der Klasse 10a an der Schillerschule in Onstmettingen. Foto: Christoph Holbein

Mit dem klaren Appell, als Bürgerinnen und Bürger die Verantwortung und Verpflichtung zu übernehmen, die Demokratie zu schützen und für die Werte und Normen des Grundgesetzes zu werben, hat die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras die Schillerschule in Onstmettingen besucht.

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a waren bestens vorbereitet, nicht nur mit einem Präsent für die Landtagspräsidentin, das die beiden Klassensprecher Sheren Ibore und Adriano Curcean überreichten, und selbst gebackenen kulinarischen Leckereien wie vegetarische Pizzaschnecken und Blaubeer-Muffins, die am Schluss kredenzt wurden, sondern vor allem auch mit vielen Fragen, die sie zusammen mit ihrem Klassenlehrer Bastian Seitz im Unterricht vorbereitet hatten. Da fragten die Jugendlichen nach Persönlichem aus Aras’ Leben und zu ihrer Arbeit und bekamen die Empfehlung, sich bestens ausbilden zu lassen, um später ein selbst bestimmtes Leben zu führen. Rassistische Ausgrenzungen habe sie erst im Landtag erfahren durch Abgeordnete der AfD. Für sie sei es selbstverständlich, niemandem reinzureden, wie er leben, lieben, glauben, sich kleiden möchte. Deshalb sei es wichtig, sich offen damit auseinanderzusetzen und ergebnisoffen objektiv zu informieren, denn die Würde des Menschen sei unantastbar.

Auf dem Boden des Grundgesetzes

Weil es ihr um Menschenrechte, den wertschätzenden Umgang mit Minderheiten und Geschlechtergerechtigkeit gehe, habe sie sich damals für eine Mitgliedschaft in der Partei der Grünen entschieden. Entscheidend sei, auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen. Die Aufgabe der Gesellschaft sei es, die Minderheiten zu schützen.

Ihr Beruf sei zwar stressig, mache ihr aber Spaß. Sie achte darauf, meistens sonntags frei zu haben, dann schlafe sie aus, frühstücke gemütlich und gehe anschließend im Wald spazieren.

Auf die Frage aus den Reihen der Jugendlichen, welche wichtige Veränderungen an den Schulen notwendig seien, betonte Aras, entscheidend sei, dass die Schulen so ausgestattet würden, dass jedes Kind best möglichst gefördert werde. Das sei eine große Herausforderung, vor allem angesichts zu weniger Lehrer, massiven Zuzugs und der Tatsache, dass die Schule für immer mehr herhalten müsse. Aras möchte deshalb die Grundschule stärker in den Fokus nehmen: „Da müssen wir mehr investieren.“

„Der barbarische Angriff ist eine Katastrophe“

Ganz aktuell kam auch der Krieg in Israel und Palästina zur Sprache. „Das ist eine Katastrophe“, sagte die Landtagspräsidentin. Die Hamas sei eine Terrororganisation, die einen barbarischen Angriff unternommen habe, den sie auf das Schärfste verurteile. Babys zu enthaupten sei abscheulich, und dass dies in deutschen Städten gefeiert werde, das gehöre verboten. Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung. Dabei sei das Schicksal der Palästinenser nicht aus den Augen zu verlieren. Deutschland sei für die Zwei-Staaten-Lösung und leiste Entwicklungshilfe in den palästinensischen Gebieten. Aras, die selbst schon vor Ort gewesen ist, hofft, dass der Friedensprozess wieder aufgenommen wird.

Die beiden Klassensprecher, Sheren Ibore und Adriano Curcean, überreichten der Landtagspräsidentin ein Präsent. Darüber freuten sich auch Rektor Georgios Mpouras, Ortsvorsteher Jürgen Kurz und Klassenlehrer Bastian Seitz (von links). Foto: Christoph Holbein

Für Rektor Georgios Mpouras war der Besuch der baden-württembergischen Landtagspräsidentin, für den Muhterem Aras am Morgen aus Stuttgart angereist war, ein „sehr bedeutender Augenblick“. Aras verkörpere den interkulturellen Charakter der Gesellschaft und das interkulturelle Zusammenleben. Sie sei Vorbild für junge Menschen mit Migrationshintergrund.

Froh sein, in einem Rechtsstaat zu leben

„Es geht mir um den Austausch mit den Menschen“, betonte die Landtagspräsidentin bei ihrem Besuch. Als erste Frau in diesem Amt sprach sie sich für die Gleichberechtigung aus, hohe Staatsämter auch mit Frauen zu besetzen. Der Landtag von Baden-Württemberg bilde nicht die Gesellschaft ab mit seinem hohen Männeranteil: „Da ist noch Luft nach oben.“ Aras erläuterte die Arbeit des Landtags und seiner Ausschüsse sowie die Aufgaben der Landtagspräsidentin und unterstrich, wie wichtig es sei, dass die Demokratie wehrhaft sei. Deshalb sei sie viel im Land unterwegs und werbe für die parlamentarische Demokratie: „Wir sollten darüber froh sein, in einem Rechtsstaat und einer Demokratie zu leben, das ist nicht selbstverständlich.“

Die Schülerinnen und Schüler hatten viele Fragen vorbereitet, die sie der Landtagspräsidentin stellten. Foto: Christoph Holbein

Deshalb rief sie die Schülerinnen und Schüler auf, mitzumachen, mitzugestalten, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen, etwa bei den nächsten Kommunalwahlen wählen zu gehen oder sich selbst aufstellen zu lassen. Auch Rektor Mpouras betonte, dass es wichtig sei, sich für die Demokratie einzusetzen: „Wir müssen über unseren Tellerrand schauen und uns weiter entwickeln.“