Da waren noch alle zufrieden: Wolfgang Wiebe mit drei seiner Schülerinnen. Foto: Miller

Im Streit um die Zukunft der Kunstschule an der Albstädter Musik- und Kunstschule hat sich nun auch der Schulförderverein zu Wort gemeldet. Er stellt sich auf die Seite der Stadtverwaltung und der Schulleitung.

Die Stadt Albstadt hat den Honorarvertrag mit Wolfgang Wiebe, dem Gründungsdozenten der Kunstschule, im neuen Schuljahr wegen „fehlenden Vertrauens“ und unüberbrückbarer Differenzen zwischen ihm und der Schulleitung nicht verlängert; die Folge war, dass der größere Teil von Wiebes Schülerinnen und Schülern gleichfalls die Kunstschule verließ. Indes erhalten sie und er die Forderung nach seiner Wiedereinstellung und außerdem nach einer Kodifizierung und vertraglichen Fixierung des Leistungsentgelts nach dem sogenannten „Kiefer“-Systems aufrecht. Das letzte Wort ist ihrer Ansicht nach in dieser Sache noch nicht gesprochen.

Die Härte des Verlustswird anerkannt

Zu diesen Forderungen nimmt jetzt der Förderverein der Musik- und Kunstschule Stellung. In einem vom Vorsitzenden Niels P. Carstensen und seiner Stellvertreterin Susanne Scharlach unterzeichneten Schreiben bekundet der Vereinsvorstand eingangs seine Sym- und Empathie mit all jenen Kunstschülerinnen und -schülern, die mit Wolfgang Wiebe einen „vertrauten Lehrer“ verlören: Wenn es um Kreativität und Kunst gehe, gehe ein solcher Verlust einem besonders zu Herzen.

Dessen ungeachtet zeigt sich der Vorstand des Fördervereins erstaunt über die Vorwürfe, die jetzt gegen die Schulleitung erhoben würden. Diese bemühe sich darum, an der Musik- und Kunstschule neue Kunst- und Unterrichtsformen anzubieten, und habe dafür zusätzliche Lehrkräfte verpflichten müssen, „da die bisherigen Dozenten keine solchen Angebote machen wollten“. Der Förderverein habe solche Angebote wiederholt unterstützt und werde das auch weiterhin tun.

Womit man bei Wolfgang Wiebe wäre: “Er ist, bei all seinen Verdiensten, nicht die Kunstschule.“ Diese müsse vielfältiger aufgestellt werden und ein neues Publikum anzusprechen versuchen.

„Zukunft der Schule hängt nicht am Kiefer-Schlüssel“

Was aber den sogenannten „Kiefer-Schlüssel“ angehe – der Fortbestand der Kunstschule hänge nicht an ihm. Sinn und Zweck des Kiefer-Schlüssels sei stets gewesen, einen Kostenausgleich zwischen unter- und gut besetzten Kursen zu ermöglichen – und er sei im Rahmen einer Organisation eingeführt worden, in der die Lehrkräfte die Teilnehmer autonom auf die Kurse verteilten. „Darin liegt ja die Flexibilität, die nach Herrn Wiebe und die Teilnehmer so schätzen.“

Allerdings, so Carstensen und Scharlach weiter, verlocke dieses System die Lehrkräfte dazu, die Kurse so zu organisieren, dass aus dem „Fünf-Teilnehmer-Minimum ein Maximum wird“. Statt zwei Stunden mit jeweils acht Teilnehmern würden zwei Stunden mit fünf und eine Stunde mit sechs Teilnehmern ab. „An dieser Stelle ist das kumulierende System intransparent und setzt falsche Anreize. Solche Systeme tragen den Keim des Missbrauchs in sich, führen zu Vertrauensverlust und dürfen nie zum Dauerzustand werden.“

Diese Schwächen des „kumulierenden Systems“, moniert der Förderverein, würden von Wolfgang Wiebe und seinen Unterstützern in der Diskussion unterschlagen; sie verwiesen lieber auf die Vorteile für die Schüler und unterstellten der Schulleitung Böswilligkeit und Inkompetenz. „Eine sachliche Diskussion zum Wohl der Musik- und Kunstschule kann der Förderverein darin nicht erkennen.“