Für Schulamtsleiter Volker Traub (links), Kultusministerin Theresa Schopper (mitte) und Bürgermeisterin Petra Schupp (rechts) gab es beim Besuch der GMS Neubulach prompt einen Fanschal aufs Haus. Foto: Menzler

Für die Schüler stehen zwei Probleme im Fokus. Im Gespräch mit der Kultusministerin sprechen sie ebenfalls die fehlende Oberstufe an. Aber auch Tablets fehlen noch vielen Schülern an der GMS Neubulach.

Neubulach - Sehr interessiert und mit vielen Fragen im Gepäck schlenderte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) durch den Neubau der Gemeinschaftsschule (GMS) in Neubulach. Für die Berufsausbildung sieht sie die Schüler bestens vorbereitet. Gerade in Bezug auf die Profilfächer und Coachings.

Die Schüler durften einerseits ihre Arbeit im Profilfach IMP (Informatik, Mathematik und Physik) inklusive des eigens programmierten Bus-Chips vorstellen. Andererseits präsentierten sich stolz diejenigen, die in der Schülerfirma mitwirken. Sie sind verantwortlich für Kulis, T-Shirts, Karten und den Fanschal. Von letzterem gab es auch prompt ein Exemplar für die Kultusministerin, Neubulachs Bürgermeisterin Petra Schupp sowie den Schulamtsleiter Volker Traub.

Schüler werden direkt miteinbezogen

Anschließend ging es in verschiedene Diskussionsrunden, in denen nicht nur GMS-Rektor Dominik Bernhart und die weiteren Gäste Fragen stellten. Auch Schüler wurden direkt mit einbezogen und zuletzt kamen auch die drei Rektoren der anderen Gemeinschaftsschulen im Kreis Calw zusammen.

Nicht nur die Rektoren, sondern auch die Schüler sprachen die Ministerin auf eine fehlende Oberstufe an. "Viele von uns würden hier gerne weitermachen", unterstreicht Luca Rekittke, Vertreter im Landesschülerbeirat, und fährt fort: "Man kennt die Schule und die Lehrer." Er hakte nach, wie hier der aktuelle Stand sei.

60 Schüler müssen sich für die Oberstufe anmelden

Schopper stellte klar: "Wir kennen den Wunsch. Dass es viele Schüler gibt, die das Potenzial dafür haben und dann aber die Schulen wechseln müssen und das nicht unbedingt wollen, ist bekannt." Für eine Oberstufe müssten bestimmte Regularien eingehalten werden, so die Landesministerin – und eine Zahl, die Schopper immer wieder wiederholt: 60.

60 Schüler, die sich für die Oberstufe an einer GMS anmelden. Das ist die Mindestanzahl, die es benötigt, um eine solche erstmals einzurichten. "Wir arbeiten auch an Konzepten, wie man Regularien und die Umsetzung verbessern kann. Aber die Zahl 60 ist schon eine Sache, die bleiben wird", meint die Kultusministerin. Momentan seien es elf Gemeinschaftsschul-Standorte, an denen es bereits eine Oberstufe gebe, führt Schopper aus. Es sei ihr auch klar, dass es große Städte einfacher haben, sich für eine Oberstufe zu qualifizieren.

Auch die Koordination von zusätzlichen Lehrkräften und Abteilungsleitern ist auf dem Land eher schwierig, räumt die Ministerin ein. "Aber ich weiß, dass gerade im ländlichen Raum der Wunsch besteht", erkennt sie an.

Noch hat nicht jeder Schüler ein Tablet

Zusammen mit den Rektoren der Gemeinschaftsschulen Neubulach, Althengstett, Ebhausen und Nagold nehme sie sich vor, über die Möglichkeiten von Kooperation untereinander oder mit anderen Schulen zu diskutieren.

Ein anderes Anliegen der Schüler waren die fehlenden Tablets an der GMS Neubulach. So seien die zur Verfügung gestellten auf die Klassen verteilt worden, erläuterte Bernhart. Aber nicht jeder Schüler besitzt sein eigenes. Und das obwohl jeglicher Lerninhalt auch online zur Verfügung gestellt werde.

Finanzierung ist ein Problem

Auch bei der Finanzierung der Tablets kennt Schopper das Problem. Es gebe klare Aufteilungen, was das Land und was die Kommune zahle. Allerdings seien auch durch den Ukraine-Krieg dringendere Fragen in den Vordergrund gerückt, zeigte sich Schopper ehrlich. "Wir haben das Problem erkannt, aber einfach noch keine Lösung gefunden", klagt sie.

Weiterhin musste sich die Kultusministerin noch mit den Anliegen der GMS-Rektoren beschäftigen. Für die Schulbosse rückten drei Themen in den Fokus: Inklusion, Coaching und der Lehrermangel.

Hilfe kann keine versprochen werden

"Wir stehen ein für Inklusion", stellte Elke Ruf, Schulleiterin der GMS Althengstett, klar. Doch das Problem aktuell wachse: Zum Teil habe man nicht genügend Lehrkräfte, um Inklusion richtig und zielführend umzusetzen. Das Kind könne dadurch nicht genügend unterstützt werden. "Inklusion muss wieder in den Fokus rücken", forderte Ruf. Schopper nickte zustimmend: "Wir merken selbst, dass viele trägergeleitete sonderpädagogischen Einrichtungen keine Lehrkräfte zur Unterstützung schicken können." Sie sehe das Problem. Inklusion habe auch durch Corona stark gelitten.

Zahlreiche politische Hürden stehen im Weg

Sind Schulbegleitungen die Lösung? "Nein, sie sind eher sogar störend", meint Ruf. Auch Schopper weiß: "Es gibt eben solche und solche. Ich kann hier keine direkte Hilfe versprechen. Wir haben, was das Thema angeht, viele politische Hürden. Aber auch dieses Problem haben wir im Kopf."

Das Coaching sei ein weiteres Thema, beginnt Ulrich Schubert von der Zellerschule GMS Nagold. Das Coaching sei das Herzstück der Gemeinschaftsschulen. "Für Eltern ist das auch ein ausschlaggebender Grund, sich für eine Schule zu entscheiden", betonte Schubert. "Aber wir haben nicht die Möglichkeit, das gerade im angemessenen Umfang umzusetzen." Auch hierfür sei der Lehrermangel zu groß und mitverantwortlich.

Pädagogische Arbeit müsste wertgeschätzt werden

Auch Schulleiter Matthias Fröhlich von der Lindenrain-Schule Ebhausen untermauert: "Wir brauchen Lehrkräfte, um das alles umzusetzen." Gerade Grund- und Gemeinschaftsschulen seien besonders wichtig für die Gesellschaft. Und dafür müsse man seiner Meinung nach auch die Bezahlung der Lehrkräfte anpacken. Das Ungleichgewicht, das aktuell herrsche, müsse behoben werden. Die pädagogische Arbeit, die die GMS auch mit Inklusion und Coaching umsetzt, müsse wertgeschätzt werden.

"Wir wissen, dass das Coaching das Herzstück der GMS ist", versichert Schopper glaubhaft. Das hebe die Schulart auch von anderen ab. Aber bei den aktuellen Ressourcen seien auch hier keine Versprechungen möglich. Die Ministerin nehme die angesprochenen Themen aber mit nach Stuttgart ins Ministerium.