Kritik an den Plänen zur Zukunft der Orangerie äußert die Friedrich Weinbrenner Gesellschaft. Foto: Kauffmann

Der Verwaltungsausschuss war vergangene Woche geradezu begeistert von den Plänen, die ein junges Unternehmen aus der IT-Branche mit der Orangerie hat. Kritik regt sich bei der "Friedrich Weinbrenner Gesellschaft".

Hechingen - Als Ulrich Maximilian Schumann den Artikel unserer Redaktion über die Neugestaltung der ehemaligen Orangerie im Fürstengarten sieht, stockt ihm kurz der Atem, denn er ist alles andere als einverstanden mit den Plänen für das sanierfällige Gebäude.

"Bedeutendes Bauwerk"

Als Präsident des Vereins "Friedrich Weinbrenner Gesellschaft" sieht er sich in der Verantwortung, seine Stimme gegen das Projekt zu erheben: Ihm fehlt die kunst- und kulturhistorische Perspektive auf das Bauwerk. Schumann appelliert: "Man muss vor diesem Gebäude Respekt haben." Es sei ein "bedeutendes Bauwerk", und es gebe schließlich nicht viele damals gebaute Gewächshäuser, die sich bis heute erhalten haben. Das Gebäude sei einmalig und soll seiner Meinung nach auch so behandelt werden. Dort die Büroräume einer IT-Firma unterbringen? Für ihn undenkbar. Schumann: "Fast alles würde besser in das Gebäude passen als eine IT-Firma."

Ein Paradox in Hechingen

Der Bau sollte zu einem ähnlichen Zweck genutzt werden, für den er 1837 gedacht war. Und nun Büros in diesem althergebrachten Bauwerk? Das will die Friedrich Weinbrenner Gesellschaft nicht unwidersprochen so stehen lassen – im Übrigen auch mit Blick auf die Gemeinderatssitzung kommende Woche, bei der über das Projekt entschieden wird: Schumann hofft, dass es nach der überwältigenden Mehrheit im Verwaltungsausschuss doch noch zum Umdenken im Gemeinderat kommt, zumal es auch um die Entscheidung geht, das Gelände zu verkaufen.

"Das ist schon schizophren"

Gegen den Beschluss des Verwaltungsausschusses teilt Schumann aus: Es sei ja ein Paradox, dass man sich in Hechingen einerseits mit der Ausstellung über die Fürstin Eugenie im Hohenzollerischen Landesmuseum geschichtsbewusst gibt, andererseits die Spuren jener wirkmächtigen Eugenie mit der radikalen Umgestaltung der Orangerie geradezu bewusst verwischt. "Das ist schon schizophren", feuert Schumann.

Letztes Wort hat Gemeinderat

Und wenn keine Firma für die Kosten einer Sanierung aufkommt, wie sollte so ein Projekt bezahlt werden? Schumann: "Wenn man will, ist für so etwas Geld da."

Michael Hakenmüller, der bekanntermaßen schon länger auf das Gebäude aufmerksam macht, bläst ins gleiche Horn: Seiner Meinung nach könne man das Gebäude – grob umrissen – wieder nutzen, um dort Pflanzen unterzubringen, als ein Ruhe- und Rückzugsort, eingebettet ins Ensemble des neu gestalteten Fürstengartens. "Prima Klima Haus" nennt er sein Konzept.

Demnächst wird er sich mit dem Leiter der IT-Firma austauschen, unter anderem über die Fassadengestaltung. Zu welchem Ergebnis das führt, bleibt abzuwarten, denn das letzte Wort hat der Gemeinderat. Dieser entscheidet am Donnerstag nächster Woche über das Thema. Der Verwaltungsausschuss zeigte sich vergangene Woche schon einmal begeistert von den Plänen der IT-Firma.

Der Verein

Die Friedrich Weinbrenner Gesellschaft hat sich dem Werk des gleichnamigen Architekten und seinen Leistungen verschrieben. Der Verein mit Sitz in Karlsruhe hat deshalb zahlreiche Bauwerke in Südwestdeutschland auf dem Schirm, so auch die Orangerie in Hechingen.

Der Flyer

Mit einem Flyer wollen Weinbrenner Gesellschaft und Michael Hakenmüller auf das Gebäude und seine Besonderheiten aufmerksam machen. Dieser Flyer entstand bereits vor der Entscheidung des Verwaltungsausschusses. Der Flyer liegt in Villa Eugenia, Hohenzollerischem Landesmuseum, Hohenzollerischer Heimatbücherei und Bürgerbüro aus.

Der Architekt

Friedrich Weinbrenner lebte von 1766 bis 1826 und war Architekt und Baudirektor Badens. Er hatte zahlreiche Schüler, unter anderem Rudolf Burnitz, der das Gewächshaus im Fürstengarten im Auftrag der Fürstin Eugenie entwarf. Konzipiert war das Gebäude als Gewächshaus, in dem Pflanzen gezogen wurden, nicht als Orangerie (die man nutzte, um Pflanzen zu überwintern).