Geschäftsführer von "Alba Süd" steht Kreisräten Rede und Antwort: " Es läuft nicht alles rund."
Kreis Rottweil - Zu sagen, der Landkreis ist derzeit nicht ganz zufrieden mit der Leerung der Abfallbehälter, wäre wohl schamlos untertrieben. Kein Wunder also, dass das Gremium bei der Betriebsausschussitzung Abfallwirtschaft einige Fragen an den Vertreter des Entsorgungsunternehmens hatte.
"Es läuft nicht alles rund", räumte Hannes Oesterle, Geschäftsführer von Alba Süd, gleich ein. Es war das zweite Mal, dass ein Vertreter des Unternehmens dem Gremium Rede und Antwort stand. In Nachbarlandkreisen habe man ähnliche Schwierigkeiten wie Alba, so Oesterle.
Der erste Grund sei die Personallage. "Wir haben generell in Deutschland ein großes Kraftfahrerproblem. Mit Geld und guten Worten ist das nicht mehr lösbar." Stattdessen beschäftige man nun seit zwei Monaten eine Mitarbeiterin, die sich ausschließlich mit der Fahrerakquise beschäftige. "Aber man muss mit einer weiterhin angespannten Lage rechnen. Alles andere wäre in die Tasche gelogen", meinte Landrat Wolf-Rüdiger Michel.
Der zweite Grund seien Fahrzeugausfälle, vor allem bedingt durch das Alter des Fuhrparks. Dieses müsste aber bald der Vergangenheit angehören, stellte Oesterle in Aussicht. Mit der Umstellung der Rest- und Biomüllbehälter auf das neue Ident-System wird auch Albas Fuhrpark komplett erneuert. Die Hecklader, deren Bedienung zwar einfacher ist, die aber dafür einen zusätzlichen Lader notwendig machen, werden gerade eingerichtet, meinte Oesterle. Somit werden diese in Kürze in Betrieb genommen.
Mit der Umstellung der Müllbehälter auf das Chip-System und rund 68 000 erworbenen neuen Behältern habe der Landkreis in die Zukunft investiert. Es sei der richtige Schritt, lobte der Geschäftsführer. Die Kosten für den Austausch von Behältern seien in den vergangenen Jahren ausgeufert – vor allem der Ermüdung des jahrealten Materials geschuldet.
Das Problem, dass Tonnen in einzelnen Straßenzügen bei der Leerung immer wieder ausgelassen werden, wie Kreisrat Gerhard Wössner (ÖDP) monierte, dürfte mit der Digitalisierung der Touren nicht mehr auftreten, so Oesterle.
Ein Thema waren auch die gelben Säcke. Darin finde man meist nicht so viele Störstoffe wie in den Abfallbehältern, klärte Oesterle auf. Mit dem neuen Verpackungsgesetz sei die stoffliche Verwertungsquote nach oben gesetzt worden. Insbesondere das Kunststoffrecycling sei anspruchsvoll. Gekauft würden nur Säcke mit dem Prüfzertifikat der dualen Systeme. Wenn das Wetter rau sei, antwortete Oesterle auf eine Frage von Kreisrat Gerd Hieber (FWV), sei Alba dafür verantwortlich, Müll aus zerrissenen gelben Säcken entlang der Straße wieder einzusammeln. Natürlich komme es dann angesichts der "heavy getakteten Touren" an anderer Stelle zu Verzögerungen.
Ein komfortables System
Auch beim Thema Grüngut gab es Klärungsbedarf. Dort gebe es die Grüngutplätze sowie Annahmestellen in Zimmern und Oberndorf. Dort setze man der Ausschreibung entsprechend Behälter zur Sammlung ein. Zudem seien Greifer, Pressfahrzeuge und Containerfahrzeuge im Einsatz, um möglichst viel Material von neuralgischen Stellen wegzuholen.
Mit mehr als 20 Grüngutplätzen plus Anlieferungsstellen habe man im Kreis Rottweil ein äußerst komfortables System. Von sehr hohem Komfort sei man auf ein kontrolliertes Maß heruntergegangen, meinte Oesterle. Die Bürger wünschen sich trotzdem erweiterte Öffnungszeiten, war den Äußerungen der Kreisräte zu entnehmen.
Es sei immer ein Kompromiss zwischen Komfort und Ökonomie, sagte Oesterle, auch in Bezug auf die Containergröße. Bei einem 20-Kubikmeter-Behälter habe man die Höhe zum Einladen kritisiert, bei zehn Kubikmetern lohne sich die Abfuhr kaum. Zudem sei es ökologisch fragwürdig, dafür eine Fahrt mit einem 2,6-Tonner zu unternehmen.
Kreisrat Wössner kritisierte, dass es für die Grüngutplätze in Bösingen, Mariazell und Rötenberg noch immer keine Verträge gebe. Außerdem sehe der Platz in Rötenberg nach der Abfuhr durch Alba immer verheerend aus. Mit der Investition in den Platz habe man gewartet, bis dieser wirklich feststand, erwiderte Kopp. Oesterle sagte, man sei mit den Betreibern bezüglich der Verträge im Gespräch.
Kreisrat Rainer Pfaller (FWV) hakte in Sachen zweimalige kostenlose Sperrmüllabgabe per Kartensystem nach. Dazu habe man mit dem Landkreis noch keine Vereinbarung getroffen, so Oesterle. Einen Wertstoffhof habe man im Bereich Oberndorf-Bochingen angedacht, bestätigte Eigenbetriebs-Chef Christian Mutz. Dazu müsse man aber personalisierte Karten erstellen und ein Dokumentationssystem mit Alba zusammen entwickeln. Das schaffe man nicht zum Jahreswechsel. Den Behälteraustausch habe man priorisiert. Das alles sei auch eine Frage des Geldes und der Solidarität der Bürger, meinte Landrat Michel. Komfort für einige koste für alle.