Hat der AfD-Landesparteitag in Horb im Oktober für ein besseres Ergebnis der Partei im Kreis gesorgt? Horbs OB Peter Rosenberger vermutet das. Foto: Hopp

Alternative holt mit 17,6 Prozent mehr als Landesdurchschnitt. Etablierte Parteien schockiert.

Kreis Freudenstadt - 17,6 Prozent hat die AfD im Kreis Freudenstadt bei der Landtagswahl geholt – mehr als der Landesdurchschnitt. Die etablierten Parteien vor Ort finden das durch die Bank erschreckend.

"Das erinnert mich an die dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte", kommentierte gestern der SPD-Kreisvorsitzende Gerhard Gaiser die Wahlerfolge der AfD im Kreisgebiet. Bitter für die Genossen: Selbst in einer traditionellen SPD-Hochburg wie Baiersbronn-Friedrichstal ist die AfD jetzt stärkste Kraft. "Was bedeutet dieses Wahlergebnis für die Flüchtlingsunterkünfte im Kreisgebiet?", fragt sich Gaiser mit Blick auf die "vielen geistigen Brandstifter", die es seiner Meinung nach in dieser Partei gibt.

Die AfD zeige sich nach außen solide, sei aber von Rechtsradikalen unterwandert, meint auch Grünen-Kreistagsfraktionschef Ludwig Wäckers. Allerdings ist er optimistisch, dass die AfD-Wahlergebnisse sich nicht wiederholen werden: "Die Partei hat kein richtiges Programm und ist inhomogen, die werden sich im Laufe der Zeit selbst zerfleischen", prophezeit er. Die Wahlerfolge für die AfD seien das Ergebnis einer reinen Protestwahl gegen die Flüchtlingspolitik, weil die Menschen Angst vor Überfremdung hätten.

Erschreckend ist das AfD-Ergebnis im Kreis auch für Andreas Bombel, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Gemeinderat Freudenstadt. Die Partei hat seiner Meinung nach viele Nichtwähler mobilisieren können, die aus Protest an die Urne gegangen sind. "Ich hoffe nur, dass diese Wähler auch beim nächsten Wahltermin wieder dabei sind und ihre Stimme dann für etwas Konstruktives abgeben", so Bombel.

FDP-Kandidat Timm Kern hat geahnt, dass die AfD im Kreis gut abschneiden wird. "In den vielen Gesprächen, die ich im Wahlkampf geführt habe, war die Stimmung entsprechend, und einige haben signalisiert, dass sie AfD wählen werden." Doch die rechtspopulistische Partei sei nicht nur einen Tag, sondern jetzt fünf Jahre gefordert. "Proteststimmen tragen nicht zur Lösung der Probleme bei." Kern ist sich sicher: "Wenn die demokratischen Parteien die Probleme lösen, dann wird die AfD wieder verschwinden."

Peter Rosenberger, Oberbürgermeister von Horb, findet den Erfolg der AfD im Landkreis auch deshalb erschreckend, weil er ohne einen eigenen Wahlkampf entstanden sei. "Das zeigt, dass man wohl mit großen Trendthemen als Partei oder Einzelperson gar keine Chance hat, den Erfolg so einer Partei einzudämmen." Rosenberger weiter: "Menschen, die nie ein Plakat aufgehängt haben und nirgends präsent waren, bekommen die Stimmen nachgetragen. Ein fleißiger Kandidat Timm Kern bekommt weniger Stimmen als Roland Tischbein von der AfD, der nie Klinken geputzt hat. Das ist schon enttäuschend."

Hat die AfD auf dem Land bessere Chancen?

Der Horber OB findet nicht, dass der Landkreis prädestiniert für so ein Ergebnis ist. "Es ist wohl so, dass der ländliche Raum eher dafür anfällig ist als die Stadt – außer in den dortigen sozialen Brennpunkten." In seiner Heimatstadt Mannheim habe die AfD im Nord-Wahlkreis gewonnen, weil dort die Kaserne als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde. "Ich bin froh, dass wir uns in Horb dagegen entschieden haben." Auch der Landesparteitag, den die AfD in Horb abgehalten hat, könnte für einem höheren Zuspruch im Kreis gesorgt haben, so Rosenberger.

Eine Erkenntnis nimmt er aber auch für die eigene Stadtpolitik mit: "Die Gegner der Flüchtlingsunterkunft auf dem Hohenberg haben teilweise damit gedroht, dass man es am AfD-Wahlergebnis sehen wird. Die AfD hatte im Wahlbezirk Schulzentrum mit 17,9 Prozent nicht viel mehr als der Kreisschnitt. Vielleicht ist die Zahl der Gegner der Unterkunft doch nicht so hoch, wie es kommuniziert wurde."