Eine Geothermie-Anlage: Kommt das Verfahren auch nach Balingen? Foto: Jens Büttner/dpa

Balingens Klimaschutzmanager Martin Boehme präsentiert den neuesten Stand bei der kommunalen Wärmeplanung. Die Räte appellieren, die Bürger schnell ins Boot zu holen.

Die Kreisstadt Balingen soll bis zum Jahr 2040 über eine klimaneutrale Wärmeversorgung verfügen. „Ein sehr sportliches Ziel“, wie Klaus Hahn (CDU) am Dienstagabend im Gemeinderat fand. Und nicht nur der Zeitplan sei sportlich: „Die politische Weltlage kann dazu viel durcheinanderwirbeln.“

Balingens Klimaschutzmanager Martin Boehme gibt zu, dass man vor einer großen Herausforderung stehe, diese dennoch angehen müsse. In der Gemeinderatssitzung am Dienstag hat er die Räte auf den neuesten Stand gebracht und berichtet, wie es aktuell um den kommunalen Wärmeplan steht.

Bestandsanalyse aller städtischen Gebäude abgeschlossen

Allgemein umfasst die kommunale Wärmeplanung eine Bestandsanalyse zum Wärmebedarf und zur Versorgungsstruktur sowie eine Analyse der vorhandenen Potenziale zur Wärmeversorgung mittels erneuerbarer Energien und Abwärme. Darauf aufbauend wird ein Szenario für eine klimaneutrale Wärmeversorgung im Jahr 2040 erstellt und Maßnahmen zu dessen Erreichung entwickelt.

Und wie sieht es aktuell aus? Die Stadtwerke haben die Bestandsanalyse aller städtischen Gebäude bereits abgeschlossen. Potenziale für eine erneuerbare Energieversorgung im Stadtgebiet liegen größtenteils vor.

„Generell können wir an zwei Stellschrauben drehen, um das Ziel zu erreichen. Einmal können wir durch Gebäudesanierungen Energie einsparen, auf der anderen Seite suchen wir nach neuen erneuerbaren Energiemöglichkeiten“, berichtete Boehme.

Mögliche Optionen: Nahwärmenetz sowie Geothermie

Möglichkeiten, die man sich seitens des Klimaschutzmanagers vorstellen könnte, sind einmal ein Nahwärmenetz in der Innenstadt sowie Geothermie. Zum zweiten Punkt betonte Boehme: „Wir wollen hier nichts gefährliches machen, und uns ist bewusst, dass wir in einem Erdbebengebiet leben. Es ist aber so, dass Balingen günstig liegt für Geothermiebohrungen und man deshalb weitere Untersuchungen zur Tiefengeothermie in Betracht ziehen könnte.“

Wie wichtig ein Mix aus beiden Stellschrauben sein wird, zeigt sich am Sanierungsbedarf. „Wir haben in Balingen überdurchschnittlich viele alte Gebäude mit einem hohen Energiebedarf“, sagte Boehme. Dadurch ergibt sich zwar viel Einsparpotenzial, aber die Umsetzung wird entsprechend kostenintensiv.

Das geben auch einige Räte zu bedenken und appellieren an die Verwaltung, besonders transparent mit dem Thema umzugehen und die Bürger frühzeitig ins Boot zu holen und aufzuklären.

OB Abel: Es wird schwierig, aber wir müssen damit anfangen

Am 9. Dezember soll eine öffentliche Veranstaltung genau das bieten. Dann sollen die bisherigen gesammelten Daten vorgestellt werden und einsehbar sein.

Im Frühjahr, so ist der Plan, wird dem Gemeinderat ein Entwurf vorgelegt, welche Maßnahmen man konkret angehen möchte. Bis zum Jahr 2028 müssen sich mindestens fünf Maßnahmen in der Ausführung befinden.

Auch dann sollen die Bürger noch mal die Möglichkeit bekommen, Hinweise und Bedenken weiterzugeben. Sollten dann alle Seiten zufrieden sein, geht der Entwurf noch einmal durch den Gemeinderat.

OB Dirk Abel sagte zu diesem gewaltigen Vorhaben: „Das wird nicht einfach, das ist allen klar. Aber wir müssen irgendwann damit anfangen und können es nicht immer weiter aufschieben. Im Interesse aller Generationen.“ Und Baudezernent Michael Wagner machte noch mal klar: „Das sind bislang Ziele und Vorschläge.“ Es sei noch nichts in Stein gemeißelt.