Über den Wolfsriss in der Ziegenzucht spricht Klaus Mack (rechts) mit Meinrad und Melanie Schweikart. Foto: Büro Mack

Wellen geschlagen hat die Diskussion um den Wolf, der im Juni in Bad Rippoldsau-Schapbach einen wolfsabweisenden Zaun überwunden und einen Ziegenbock getötet hatte. Nun schaltet sich auch Klaus Mack, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Calw/Freudenstadt ein.

Den Anblick des gerissenen Ziegenbocks vergisst Familie Schweikart so schnell nicht mehr. Passiert ist es in der Nacht auf den 11. Juni auf der Weide am Hang gegenüber ihres Schembachhofs in Holzwald. Dass es der Wolfsrüde GW852m war, haben genetische Untersuchungen ergeben. Wie es dem Tier gelungen ist, den 120 Zentimeter hohen Elektrozaun zu überwinden und in die Herde der Walliser Schwarzhalsziegen einzufallen, stellt die Züchterfamilie vor Rätsel.

Und es wirft weitere Fragen auf, wie Übergriffe effektiv verhindert werden können. „Aller Herdenschutz – egal ob mit Zäunen oder Hunden – zeigt in der Praxis, dass diese den Wolf auf Dauer nicht vor Angriffen abhalten. Auch Experten bestätigen uns, dass Wölfe extrem lernfähige Tiere sind. Deshalb braucht es rote Linien“, sagte der Bundestagsabgeordnete Klaus Mack bei seinem Besuch auf dem Hof.

Als zuständiger Berichterstatter seiner Fraktion im Bundestag kämpft Mack für die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht, heißt es in einer Pressemitteilung des Büros des Politikers. Der jüngste Riss bei den Schweikarts bestätige ihn darin, weiter zu kämpfen.

Akzeptanz für den Wolf in der Bevölkerung

„Die Akzeptanz für den Wolf schwindet in der Bevölkerung, die Sorgen nehmen zu. Die Bundesregierung muss endlich die rechtlichen Rahmenmöglichkeiten der EU nutzen. Nur so lässt sich der hohe Schutzstatus des Raubtiers herabsetzen. Doch diese Chance lässt die Bundesumweltministerin verstreichen“, kritisiert Mack.

Den laxen Umgang mit dem Wolf hatte Meinrad Schweikart bereits im Gespräch mit unserer Redaktion direkt nach dem Vorfall bemängelt. Er könne die Untätigkeit der Regierung nicht verstehen, weder im Bund noch im Land, heißt es nun auch in der Pressemitteilung. „Mit dem Wolfsrüden GW852m haben wir es seit acht Jahren leidvoll zu tun. An die 100 Tiere hat er nachweislich gerissen. Immer wieder werden Gründe vorgeschoben, den Wolf nicht zu entnehmen.“

Die Schweikarts züchten seit 1997 Walliser Schwarzhalsziegen. Foto: Sonja Störzer

Bei Schweikart wolle das Umweltministerium Baden-Württemberg eine Schwachstelle im Zaun sehen, wenngleich nicht bewiesen werden könne, dass der Wolfsrüde diese in jener Nacht tatsächlich genutzt hat, heißt es von Macks Büro weiter. „Damit kommt der Wolfsrüde ungeschoren davon und wird wieder zuschlagen“, sagt Schweikart. Seit 1997 züchten Meinrad und Melanie Schweikart die Ziegen mit dem schwarz-weißen wuscheligen Fell und kennen die Szene in Europa. „Anderswo machen die Kollegen kurzen Prozess und greifen zur Selbstjustiz. Das ist nicht unser Weg. Wir wollen eine Regelung, die den Artenschutz des Wolfs mit den Belangen der Weidetierhalter in Einklang bringt“, sagt Schweikart. Er sieht die Gefahr, dass Züchter sonst aufgeben oder keinen Nachfolger finden.

„Die Akzeptanz der Nutztierhalter wird nicht dadurch gewonnen, dass man die Mehraufwendungen für die Wolfsprävention entschädigt. Der zusätzliche Arbeitsaufwand macht uns am meisten zu schaffen und ist nicht mehr zumutbar“, sagt Schweikart.

Ein verträgliches Miteinander von Wolf, Weidetieren und Mensch

Mack hört in Gesprächen mit Weidetierhaltern oft die Frage, ob der Schutz der Ziegen, Schafe oder Rinder weniger zähle als der des Wolfs. „Keiner will den Wolf ausrotten, vielmehr geht es uns darum, den Bestand zu regeln. Andere EU-Staaten wie Schweden und Frankreich zeigen, wie es geht“, sagt Mack und ergänzt: „Die Politik muss für ein verträgliches Miteinander von Wolf, Weidetieren und Mensch sorgen. Mit teuren Zäunen allein gelingt das nicht.“