Die letzte Festi-Wall-Veranstaltung vor dem zweiten Lockdown fand am Donnerstagabend im Kiwi-Kino in Bad Wildbad mit Hubertus Welt (links) und Christopher Schreiber statt. Foto: Bechtle

Miteinander in Zeiten der Corona-Pandemie schwierig. Vorerst letzte Veranstaltung im Kiwi Kino.

Bad Wildbad - Das "Festi-Wall für ein friedliches Miteinander" muss aufgrund der neuesten Corona-Beschränkungen zur Halbzeit abgesagt werden. Die vorerst letzte Veranstaltung des Festivals war die Filmvorführung eines Tübinger Pädagogen und Regisseurs.

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Seit 22. September läuft in der Region das "Festi-Wall für ein friedliches Miteinander" des Veranstalters "Menschen miteinander/Interkultureller Garten Oberes Enztal", unterstützt von verschiedenen Institutionen und dem Land Baden-Württemberg. Geplant waren bis 30. November insgesamt 24 Veranstaltungen in Altensteig (1), Calmbach (1), Dobel (1), Dornstetten (2), Enzklösterle (2), Höfen (2), Horb-Rexingen (2), Pforzheim (1) und Wildbad (12). Insgesamt konnten 16 über die Bühne gehen, dann kam der Lockdown – alle weiteren Termine mussten abgesagt werden.

Hauptorganisator dieses Festi-Walls ist Hubertus Welt aus Bad Wildbad, der mit seiner Familie das in diesem Jahr stattfindende Festi-Wall vor zwei Jahren erstmals auf die Beine stellte. Das Verbot für kulturelle Veranstaltungen ab dem 2. November zwingt nun den Veranstalter, die weiteren Aktivitäten abzusagen.

Drei Schwerpunkte sollten die Besonderheiten dieses Festi-Walls sein. Zum einen die Begegnung: die Gelegenheit, Menschen zu begegnen, die andere Erfahrungen haben als man selbst, um sich mit ihnen auszutauschen. Zum Zweiten die Umwelt und das Klima: der Erhalt der Umwelt, die Begrenzung der Klimaerwärmung, die für das Überleben und das friedliche Zusammenleben Grundlage sind – Flucht lasse sich dadurch vermindern. Und als Drittes die Überwindung von Ausgrenzung: Impulse bieten gegen die Ablehnung von Menschen, die eine andere Hautfarbe, andere Lebensstile haben oder benachteiligt sind.

Annäherung durch direktes Gespräch

Direkte Begegnungen und authentische Berichte von Betroffenen ermöglichen eine Annäherung durch direktes Gespräch. Die Methoden, um diese Schwerpunkte möglich zu machen, sind einfach: Humor, gutes Essen, mitreißende Musik, Information und natürlich ein direktes Gespräch. Um den bereits seit längerer Zeit bestehenden Corona-Einschränkungen zu entsprechen, war die Besucherzahl der Veranstaltungen zuletzt verständlicherweise beschränkt.

Die letzte Veranstaltung vor dem neuerlichen Lockdown war die Vorführung des vor einem knappen Jahr zum internationalen Tag der Behinderung (3. Dezember) uraufgeführten Films "Menschsein", den der Tübinger Pädagoge Dennis Klein in mehr als 400 Drehtagen auf fünf Kontinenten, in 23 Nationen und in 19 Sprachen gedreht hat.

Ursprünglich hatte Klein die Absicht, eine kleine Reportage zu drehen, um seine eigenen Fragen zu beantworten: Wer sind wir füreinander? Was macht uns zu Menschen? Warum behandeln wir uns unterschiedlich? Über allem steht jedoch die Frage: "Was sagt unser Umgang miteinander über uns alle aus?" Seine keineswegs angenehme Reise führt ihn von den Wüsten Indiens nach Nepal, dann ins australische Outback, vom südamerikanischen Dschungel bis zu den südafrikanischen Townships.

Begegnung, Mitgefühl, Würde und Ausdruck nannte Klein die einzelnen Sequenzen des Films, die keinen inhaltlichen Zusammenhang hatten, außer, dass er zeigen wollte, wie andere mit behinderten Menschen umgehen.

Dabei traf er einen Vater in Nepal, der zwar einen Rollstuhl für seinen schwerbehinderten Sohn besaß, jedoch nicht wusste, wozu er ihn einsetzen sollte. Oder Physiotherapeutinnen in Indien, die in den Bergen Menschen aufsuchen, um sie zu behandeln und dafür lange Busfahrten auf schlechten Wegen auf sich nehmen, um schließlich nach anstrengenden Fußmärschen diese schwerstbehinderten Menschen zu therapieren.

Klein besuchte ebenso in Armenvierteln Menschen, denn ein Fünftel der ärmsten Menschen lebten mit Behinderungen, und – was ihn besonders erstaunte – sind fröhlich und positiv eingestellt, obwohl sie wissen, dass sich ihr Leben nie ändern wird.

Bedrückender Filminhalt regt zum Nachdenken an

Und immer wieder fragt Klein sich: Was sind wir Menschen füreinander? Warum sollen wir Behinderte ausschließen? Was hat Menschsein mit Behinderung zu tun?

Erstaunlich für ihn ist es, wie gerade in einfachsten Lebensverhältnissen der Umgang mit Behinderten selbstverständlich ist, ohne dass entsprechende Einrichtungen, wie es sie in den westlichen Ländern gibt, vorhanden sind.

"Viel Vergnügen" wünschte Hubertus Welt an diesem Filmabend keineswegs. Es ging ums Nachdenken über den Filminhalt, der oft bedrückend war. In dem sich anschließenden Gespräch stellte Welt fest, dass rund ein Fünftel der Menschheit mit Behinderungen aufwächst, die nicht immer sichtbar sind.

Leider werde heute jeder, der anders ist, auch "gesondert" behandelt, beispielsweise Ausländer, Flüchtlinge, und eben Behinderte. Und damit würden Menschen in Schubladen gesteckt, und an jedem Einzelnen liege es, diese Schubladen zu öffnen – gemäß der Aussage "Mensch sein und Menschsein lassen!"