Die Johanneskirche wurde in der jetzigen Form vor 62 Jahren gebaut, die Johannesgemeinde, damals Weststadtgemeinde, gibt es schon seit 100 Jahren. Foto: Kratt

Die Johanneskirche besteht zwar erst seit 62 Jahren, die Johannesgemeinde aber schon einige Jahrzehnte länger: In diesem Jahr feiert sie ihr 100-jähriges Bestehen – und blickt auf ein vielfältiges Engagement zurück.

VS-Schwenningen - Bereits im Jahr 1921 habe sich abgezeichnet, dass für den Bereich "Weststadt" eine Pfarrstelle notwendig wird. Man habe schnell festgestellt, dass die Weststadtgemeinde eine "überaus engagierte, ja teilweise streitbare Gemeinde war", heißt es im Vorwort der Chronik "Von der Weststadtkirche über die Lutherkirche zur Johanneskirche" aus dem Jahr 2000 von Kirchenpfleger Walter Schlenker. Nur so sei es auch möglich gewesen, dass im Jahr 1926 von vier neuen Pfarrstellen in der gesamten Landeskirche eine in der Schwenninger Weststadt eingerichtet wird.

Eine eigenständige Kirche muss her

Die Gottesdienst finden abwechslungsweise in der Charlottenpflege und im evangelischen Vereinshaus des CVJM statt. Ende der Zwanzigerjahre werden die Gedanken um den notwendig gewordenen Bau einer Weststadtkirche mit Gemeindehaus immer konkreter – allerdings unter einer Bedingung: Es soll eine provisorische Holzkirche, eine sogenannte Wanderkirche, werden. Eine "solide Dauerkirche" sei finanziell erst einmal nicht möglich. Der Bau beginnt 1930, im Dezember findet bereits die Einweihung statt. Differenzen gibt es zuvor bei der Namensgebung: Johanneskirche oder Lutherkirche? Mit Erlass vom 31. Januar 1931 genehmigt der Oberkirchenrat dann den Namen Johanneskirche. Während die beiden Kirchenglocken im Februar 1931 erstmalig zum Sonntagsgottesdienst läuten, werden sie 1942 für "Kriegszwecke eingezogen".

Die "Notkirche" reicht bald nicht mehr

Im Sommer 1948 muss die Kirche wegen Fäulnis und Schwamm im Holzfußboden saniert werden. Acht Jahre später, 1956, beschließt der Kirchengemeinderat, die Planung für den Neubau einer Johanneskirche anlaufen zu lassen. 1957 wird dann der Verkauf der "Notkirche" und der Bau einer neuen Kirche nach dem Entwurf des Architekten Rohrberg beschlossen. Am Ostermontag 1958 findet der letzte Gottesdienst in der "Notkirche" statt, nur wenige Tage später der Spatenstich für die neue Kirche. Während der Bauphase darf die Johannesgemeinde die katholische Kirche Mariä Himmelfahrt nutzen. Rund zwei Jahre später, im März 1960, wird der Neubau mit einem Gottesdienst eingeweiht. Eine Besonderheit im Inneren: die Altarplastik, die von Bildhauer Gottfried Gruner aus Stuttgart entworfen wird mit der Darstellung einer Szene aus der Offenbarung des Johannes. Dafür werden zwölf Tonnen Sand, Stahl und Zement mit den Händen verarbeitet.

Vom "Sorgenkind" zum Ausstellungsmodell

Ein weiterer Blickfang, der erst im Laufe der Jahre entstehen soll: Die zwölf zugemauerten Felder an der Eingangsseite werden mit farbigem, stark leuchtendem Betonglas ausgetauscht, das in der Werkstatt Derix in Rottweil gefertigt wird. In den folgenden Jahren wird schnell klar: An der Kirche muss schon nach kurzer Zeit so einiges saniert werden, unter anderem gibt es Schäden der Innenvermauerung. Ende der Siebzigerjahre wird das gesamte Untergeschoss, Anfang der Achtzigerjahre das Dach saniert. Bei den Abflammarbeiten der Teerschicht entfacht sogar ein Brand, sodass ein komplett neues Dach her muss. Es wird immer mehr deutlich, dass die Johanneskirche "ein Sorgenkind der Kirchengemeinde" bleibt. In den kommenden Jahren soll eine Betonsanierung anstehen, die letztendlich im Jahr 2002 in Angriff genommen wird. Doch das Image der Kirche soll sich noch wandeln: 2003 wird die Johanneskirche als eine der schönsten Betonkirchen der Sechzigerjahre im Zuge einer Ausstellung im Landesgeschichtlichen Museum Stuttgart zum Thema "100 Dinge aus dem kirchlichen Leben" als Modell ausgestellt.

Personelle Veränderungen

Parallel zu den baulichen Veränderungen tut sich auch personell einiges, das bis in die aktuelle Gegenwart nachhallt: Nachdem Bärbel Danner nach fünfjährigem Pfarrdienst die Johanneskirche im Jahr 2005 verlässt, wird Pfarrer Markus Grapke 2006 in sein Amt eingeführt. Er bleibt in Schwenningen rund achteinhalb Jahre und prägt die Stelle des Diakoniepfarrers enorm. Sein Nachfolger wird Simon Ziegerer im Jahr 2016. Nach fast 25 Jahren an der Johanneskirche geht Pfarrer Kurt Seemüller im Jahr 2008 in den Ruhestand. Auf ihn folgt im gleichen Jahr Pfarrerin Märit Kaasch, die bis heute die Geschicke der Johanneskirche und -gemeinde zusammen mit Simon Ziegerer mit Engagement und Herzblut leitet.

Info: Das Kirchenwiesenfest zum Jubiläum

Das 100-jährige Bestehen des Gemeindelebens im Bezirk der Johanneskirche wird im Rahmen des Kirchenwiesenfests am Sonntag, 25. September, gefeiert. Um 10.30 Uhr findet in der Johanneskirche ein Gottesdienst mit Pfarrerin Märit Kaasch und Pfarrer Simon Ziegerer statt, im Anschluss ein gemeinsames Mittagessen im großen Saal. Dafür werden gegrillte Würste, Kartoffelsalat, Brötchen und Getränke auf Spendenbasis gestellt, ebenso Kaffee und Tee. Es wird um Kuchenspenden gebeten.