Kennt Albstadts Kindergartenbedarf: Nadine Conzelmann Foto: Eyrich

Soll Albstadt weitere Flexibilität in die Betreuungszeiten in seinen Kindergärten und Kindertagesstätten bringen? Das war die kontrovers diskutierte Frage nach der Vorstellung des Bedarfsplans für 2021/2022.

Albstadt - Premiere für Nadine Conzelmann: Die Kindergartenfachberaterin, deren künftiger Amtsleiter Markus Münch kurz zuvor erst gewählt worden war, hat im Gemeinderat die Zahlen vorgestellt, auf deren Basis die Kindergartenbedarfsplanung fortgeschrieben wird.

Die Reihe fängt bei den Geburtenzahlen an, die 2020 bei 432 Kindern lagen, im Vorjahr waren es 447 gewesen. In derzeit 29 Einrichtungen – 13 trägt die Stadt, 13 die Kirchengemeinden, eine die KBF, eine der Waldorf-Verein und eine die Firma Groz-Beckert – werden zurzeit 105,5 Gruppen betreut, davon 32 Krippengruppen und 73,5 mit Kindern über drei Jahren. Um 38 Kinder kümmern sich Tagesmütter.

In Ebingen, wo 695 Ü3-Plätze gebraucht würden, stehen nur 669 zur Verfügung, in Tailfingen decken 433 Plätze gerade den Bedarf von 432 Ü3. Die Onstmettinger warten auf eine zentrale Kita in der Ortsmitte, in der die Kindergärten Johannes-Raster-Straße und Eberhardstraße vereint werden sollen. Dort liegt das Angebot nach Schließung des Hohberg-Kindergartens bei nur noch 152, der Bedarf aber bei 168 Ü3-Plätzen, während er in Truchtelfingen mit 114 Plätzen bei 107 betreuten Kindern Ü3 gedeckt ist. Da einige Kinder aus anderen Stadtteilen in Burgfelden unterkommen, ist die Kita Schalksburg dort voll belegt, während das Angebot in Pfeffingen mit 72 Plätzen den Bedarf um einen Platz übersteigt.

Noch mehr Platz ist in Margrethausen: Dort stehen 30 Plätze zur Verfügung, 38 werden gebraucht. Ebenso ist die Lage in Lautlingen mit 50 Plätzen und 34 untergebrachten Kindern. Gut da steht außerdem Laufen: In der neuen Kita Gallusstraße gibt es 62 Plätze bei einem Bedarf von 54.

Schlechter sieht es für Kinder unter drei Jahren aus. Für sie ist der Bedarf nur in Laufen gedeckt mit einem Platz-Überschuss von elf Plätzen. In Ebingen fehlen 44, in Tailfingen zwei, in Onstmettingen 21, in Truchtelfingen drei, in Burgfelden zwei, in Pfeffingen sieben, in Margrethausen und Lautlingen jeweils zwei U3-Plätze.

Naturkindergarten soll im September öffnen

Ihnen wird der Naturkindergarten am Standort Kreuzbühl, der zum nächsten Kindergartenjahr eröffnen soll, nicht helfen, denn mit ihm werden 20 Ü3-Plätze geschaffen. Im Dezember soll dann auch der Neubau der Kita Alfred-Haux fertig sein und die Kinder aus der Gartenstraße 90 dorthin umziehen können. Der Mietvertrag für das Übergangsgebäude könnte aber verlängert und Platz für je eine bis zwei Ü3- und U3-Gruppen geschaffen werden.

Luft nach oben für eine weitere Gruppe ist in der Kita Emil-Mayer-Straße, die um 25 Ü3-Plätze erweiterbar ist. Eine halbe Ü3-Gruppe hätte in der Kita Gallusstraße in Laufen noch Platz – und nach der Erweiterung der Kita Heilig-Kreuz noch weitere zehn U3-Kinder.

In Onstmettingen hingegen zieht es sich hin mit einer Lösung: Im Oktober 2025, so steht es im Plan, sei mit einer Eröffnung der zentralen Kita zu rechnen. Der geplante Bauernhof-Kindergarten auf dem Rossberg wird im Bedarfsplan nicht genannt – dafür erwähnte Nadine Conzelmann, dass dafür "drei ganz tolle pädagogische Fachkräfte" gefunden worden seien und im Dezember die Eröffnung stattfinden soll.

Eine kontroverse Diskussion löste schließlich der Antrag von Bündnis ’90/Die Grünen aus, den Sabrina Hipp stellte: Die Stadt solle Modelle erarbeiten, um die Betreuungszeiten flexibler zu gestalten und den heutigen Lebensformen von Familien anzupassen. Damit würde Albstadt für Fachkräfte attraktiver, Eltern im Schichtdienst besser unterstützt und Platz geschaffen – etwa wenn Familien sich Betreuungsstunden teilten. Außerdem würden so Wege in andere Stadtteile gespart.

"Wir lehnen das ab", hielt Oberbürgermeister Klaus Konzelmann mit der Begründung dagegen, dass die Stadt "wirklich alles" biete und eine gewisse Verantwortung schließlich noch bei der Familie bleiben müsse. "Wir bräuchten zwei Vollzeit-Mitarbeiter, die das organisieren, und pro Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten mindesten 0,7 Stellen – das wären über 20 Stellen mehr."

Die Mitarbeiterinnen der Kitas seien "kreative Köpfe" – nicht alles müsse die Stadtverwaltung organisieren, entgegnete Sabrina Hipp. "Man kann einfach mal klein anfangen." Unterstützung bekam sie von Ulrike Münster (Freie Wähler): Auch sie wünscht sich "Flexibilität, wo immer sie machbar ist." Die Diskussion mit den Kita-Leiterinnen könne man ja einfach mal führen – dass es 0,7 Stellen pro VÖ-Gruppe zusätzlich brauche, glaubt sie nicht.

Thilo Frizenschaf sprach für die WSA-Fraktion, die jüngste im Gremium: "Von uns Vieren haben drei Kinder. Wir sind berufstätig und haben verlängerte Öffnungszeiten gebucht, nutzen sie zwar nicht jeden Tag, zahlen sie aber trotzdem." Von Familien könne man auch eine gewisse Flexibilität erwarten.

Tralmer: "Der Zeitpunkt ist der falsche"

"Der Antrag der Grünen kommt zum falschen Zeitpunkt", konstatierte CDU-Fraktionschef Roland Tralmer angesichts anstehender Bauprojekte und der Coronavirus-Pandemie, die bewältigt werden müssten. SPD-Fraktionschefin Marianne Roth spielte den Ball zurück ins andere Feld: "Nachbessern und noch flexibler aufgestellt sein – das wäre ein Anreiz für junge Familien, nach Albstadt zu kommen."

Steve Mall, als Finanzbürgermeister zuständig für die Kindergärten, wies darauf hin, wie viel Flexibilität Tagesmütter verschafften. "Wir handeln immer zum Wohl der Jüngsten", betonte er, "und für sie sind Beständigkeit und Struktur wichtig". Zwei Stellen zur Organisation kosteten die Stadt 100 000 Euro im Jahr, die Fachkräfte für die Kitas noch viel mehr – und überhaupt müsse man die erst mal finden, was schon jetzt schwer sei.

Am Ende fiel Hipps Antrag mit zwölf Stimmen dafür und 14 dagegen knapp durch.