Das Krematorium in Schwenningen ist an der Kapazitätsgrenze angekommen. Das liegt auch daran, weil der Service einen sehr guten Ruf unter Bestattern hat. Foto: Pohl

Das Krematorium Villingen-Schwenningen ist ausgelastet. Deshalb soll nun eine zweite Kremationslinie gebaut werden. Mit "Bestattungs-Tourismus" hat das aber rein gar nichts zu tun.

VS-Schwenningen - Seit 2018 ist das neue Krematorium am Schwenninger Waldfriedhof in Betrieb. Schon vor dem Bau des Gebäudes wurde bei den Planern an eine mögliche Erweiterung gedacht. Und gerade einmal vier Jahre später ist klar: Die Kapazität ist ausgeschöpft, die Anzahl der Feuerbestattungen mit rund 3500 pro Jahr am Limit.

Der Technische Ausschuss befasste sich am Dienstagabend in seiner Sitzung mit der Installation einer zweiten Kremationslinie, um die jährliche Bestattungskapazität zu verdoppeln. Die baulichen Vorkehrungen wie Abluftkamin oder Rauchgaskanal sind von Anfang an getroffen, nun geht es lediglich um das Nachrüsten des entsprechenden Ofens. Kostenpunkt: rund 1,8 Millionen Euro.

Bestattungstourismus gibt es in VS nicht

Für die Mitglieder im Gremium war die Tatsache, dass nachgerüstet werden soll, kein Grund zur Diskussion. Vielmehr interessierte, wie von Grünen-Stadträtin Helga Baur angesprochen, welches Einzugsgebiet das Krematorium VS hat. Jürgen Epting, Betriebsleiter der Technischen Dienste VS, erklärte: "Einen genauen Kilometerradius um Villingen-Schwenningen kann man nicht ziehen." Es sei aber durchaus so, dass auch Bestatter aus Singen oder dem Raum Tuttlingen mit dem hiesigen Krematorium zusammenarbeiten. "Manche Bestatter sind da sehr flexibel, es hängt aber auch oft mit der Auslastung anderer Krematorien zusammen", berichtete Epting.

Helga Baur fasste nach: "Gibt es so eine Art Tourismus?" Das konnte der Betriebsleiter klar verneinen: "Ich weiß auch, dass es sowas mit Blick auf Preise geben soll. An einem Wettbewerb eines Preis-Dumpings beteiligen wir uns aber nicht und einem Tourismus wollen wir auch nicht unterliegen", machte Epting deutlich. Die Kosten in Villingen-Schwenningen lägen demnach im mittleren Bereich. Jürgen Epting hat für das Interesse von Bestattern aus entfernteren Städten eine andere Erklärung: "Es ist kein Geheimnis, dass wir in Sachen Service einen sehr guten Ruf haben", hob er das Konzept des Krematoriums von Villingen-Schwenningen hervor. Die pietätvolle Atmosphäre schreiben sich die Verantwortlichen seit vier Jahren auf die Fahne.