Die Helfer gehen mit vereinten Kräften ans Werk. Foto: Nagel

Es ist eines der Wahrzeichen von Lauterbach – die Stemmer-Kapelle. Allerdings ist sie in die Jahre gekommen, weshalb eine Komplettsanierung notwendig wurde. Ein fester Stamm von Helfern hat sich des Themas angenommen – und wie.

Lauterbach - 1036 Stunden wurden bislang ehrenamtlich geleistet. "Alle haben sich freiwillig gemeldet, es mussten keine Klingeln geputzt werden", freut sich Hubert Nagel über das Engagement. Bei den Sanierungsarbeiten bezeichnet er sich als "Hiwi", bei der Organisation hingegen war er treibende Kraft. Die Sanierung der Stemmer-Kapelle war übrigens ein Teil des Wettbewerbs"Unser Dorf hat Zukunft".

Wasser lief in den Innenraum

Dass etwas gemacht werden musste, war bitter nötig. Das Dach war undicht, Wasser lief ins Innere. Auch der Glockenturm und der Innenraum war nicht mehr das Gelbe vom Ei.

Zunächst wurden aber viele Hecken und Gestrüpp rund um die Kapelle entfernt. Die Motorsäge von Erich Fehrenbacher war im Dauereinsatz. Gelohnt hat es sich allemal: So ist der Blick von der Stemmer-Kapelle ins Dorf bis zum Haus Berlin freigelegt – und in die umgekehrte Richtung ist die Kapelle nun wieder deutlich besser wahrnehmbar.

Viele Experten am Werk

Bei den Arbeiten waren viele Experten am Werk: Thomas Glück hat als Gipser schon an vielen Kirchen und Kapellen gearbeitet. Er sorgte dafür, dass alles im alten Stil sauber und möglichst originalgetreu restauriert wird – beispielsweise die verwitterten Buntsandsteine. Zudem möchte er einen kleinen Altar im Innenraum bauen.

Erich Fehrenbachers Fachgebiet als Schreiner ist naturgemäß das Holz. Er war insbesondere bei der Erneuerung des Dachstuhls und der Tür gefordert – aber sonst natürlich auch als Allrounder.

Marienfigur wird restauriert

Uwe Höfler kümmerte sich als Dachdecker federführend um das neue Kupferdach des Glockenturms sowie um die Holzkonstruktion für die Glocke, aber natürlich auch um das mit Biberschwänzen gedeckte Dach. Der Glockenturm wurde im vergangenen Winter abgenommen und repariert: Holzteile wurde ausgetauscht, das Kupferdach erneuert, das Turmkreuz mit der Kugel gereinigt und die Glockenaufhängung wurde ersetzt. Auch schadhafte Ziegelsteinfugen wurden ausgebessert.

Marcel Fehrenbacher, Andrea Hug und Hannes Buchholz waren sich für keine Arbeit zu schade, während Karl Trometer für das Vesper der Helfer zuständig war. Die Teamleistung (Erich Fehrenbacher: "Lauter gute Fachleute") ist schon weit fortgeschritten, die Sanierung ist aber noch nicht abgeschlossen. So müssen im Inneren noch die Bänke gerichtet und Ornamente untergebracht werden. Die Marienfigur in der Kapelle ist eine Leihgabe der katholischen Kirchengemeinde, die die Gemeinde derzeit restaurieren lässt. Die Figur stammt vom alten Marienaltar der Pfarrkirche.

Ort der Einkehr und Ruhe

Zudem wird der Außenbereich gepflastert. Hilfreich war der neue Weg, wodurch der Transport von Material deutlich einfacher wurde. Zuvor musste alles von unten hochgetragen werden – eine echte Schinderei. "Es soll wieder ein echter Ort der Einkehr und Ruhe werden", sagt Nagel und verweist auf den Lauterbacher Wandersteig, der an der Kapelle vorbeiführt.

Ein neuer Helfer ist übrigens in Sicht: Bürgermeister a.D. Norbert Swoboda hat jüngst seine Unterstützung angeboten.

Spender weiterhin willkommen

"Im Frühjahr wollen wir ganz fertig sein. Dann soll ein kleines Kapellenfest mit einer Einweihung durch Pfarrer Rüdiger Kocholl stattfinden", sagt Hubert Nagel.

Im Haushalt der Gemeinde sind 15 000 Euro für diese Arbeiten eingestellt. Derzeit wurden 11 000 Euro ausgegeben, sodass es am Ende eine Punktlandung geben könnte.

Erfreulich: Es gab auch schon einen namenlosen Spender, der Geld in der Kapelle für die Sanierung deponiert hat. Weitere Spender sind willkommen. Diese können wie folgt an die Gemeinde überwiesen werden: Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar, IBAN: DE72 6439 0130 0600 0270 07, BIC: GENODES1TUT. Die Spenden gehen an die Gemeinde, die auch Spendenbescheinigungen ausstellt.

Begründer des Fremdenverkehrs

Ludwig Stemmer (1828-1906) war der Begründer des Luftkurorts Lauterbach und somit auch des Fremdenverkehrs.

Er lebte und wirkte ab 1884 als Arzt und Priester in Lauterbach. Seine Beziehungen brachten viele Besucher nach Lauterbach. Stemmer homöopathischen Behandlungsmethoden, gepaart mit Kaltwassertherapie, wurde im weiten Umkreis bekannt.

Stemmer besaß auch das Haus Siebenlinden als Ferienaufenthaltsort, wo er später seine Praxis eröffnete. Gäste wurden im heutigen Hotel "Tannenhof" untergebracht. Für seine Verdienste um Lauterbach wurde ihm 1891 die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Ludwig Stemmer ließ sich 1887 neben seinem Wohnhaus die spätere Stemmer-Kapelle errichten. Hier las er täglich die Messe und meditierte. Nach dessen Tod im Jahr 1908 wechselte die Kapelle mehrfach den Besitzer.

Anfangs der 1950er-Jahre wurde sie umfangreich renoviert. 1979 erhielt die Kapelle einen neuen Dachstuhl, der bis 2022 halten musste.