Sie stecken in den Vorbereitungen für den Jubiläumsvortrag des Vereins für soziale Integration und seelische Gesundheit (von links): Gesine Stransky (Geschäftsführerin), Esther Axen-Ade (langjährige Mitarbeiterin), Holger Booch (Bereichsleitung Ausgelagerte Heimplätze, Wohngemeinschaften und Betreutes Wohnen) und Annette Bury ( Therapeutische Leitung Haus Waldachtal Foto: Sabine Stadler

Der Verein für soziale Integration und seelische Gesundheit feiert sein 40-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsvortrag in Nagold.

Seit 40 Jahren unterstützt der Verein für soziale Integration und seelische Gesundheit (VfSI) psychisch kranke Menschen darin, ihr Leben so gut wie möglich selbstständig, eigenverantwortlich und unabhängig zu führen.

Zur öffentlichen Jubiläumsfeier mit Improvisations-Theater und musikalischer Untermalung lädt der VfSI am Freitag, 23. Juni, um 14 Uhr, in den Kubus im Nagolder Burgcenter ein.

Nach Grußworten und einem Einblick in die Vereinsentwicklung setzt sich der Jubiläumsvortrag von Professor Joachim Körkel mit dem Vereinsprojekt „Clean-WG“ auseinander. Dieses neue Betreuungskonzept wurde für Menschen mit psychischer und Suchterkrankung entwickelt. Mitte des vergangenen Jahres wurde eine erste Wohngemeinschaft für Menschen mit dieser „Doppeldiagnose“ eröffnet, die auf ihrem Weg zur Abstinenz von Suchtmitteln fachlich unterstützt und begleitet werden.

Individuelle Betreuungskonzepte

Der Verein für soziale Integration und seelische Gesundheit, kurz VfSI, wurde im Jahr 1983 gegründet. Seitdem begleitet und unterstützt er Menschen mit psychischen Erkrankungen und erarbeitet für Betroffene individuelle Betreuungskonzepte. Der Verein verfolgt dabei das Ziel, das die Erkrankten ihr Leben so gut wie möglich selbstständig, eigenverantwortlich und unabhängig führen können und dadurch die bestmögliche Lebensqualität erreichen.

Das Leistungsspektrum im Raum Nagold und Haiterbach erstreckt sich auf Angebote der Kontakt- und Tagesgestaltung bis hin zu unterschiedlich intensiv betreuten Wohnangeboten, wie beispielsweise stationär im Wohnheim „Haus Waldachblick“ in Haiterbach-Oberschwandorf, ambulant in den betreuten Nagolder Wohngruppen oder im ambulant betreuten Wohnen sowie in der Tagesstätte Leonhardstraße als Anlaufstelle.

Spezifische Angebote

Auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden, Expertisen und Erfahrungen, entwickelt der Verein spezifische Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchtproblemen. Zum neuen Projekt des VfSI, der sogenannten „Clean-WG“ für Menschen mit psychischer und Suchterkrankung, spricht der Professor für Psychologie und wissenschaftliche Leiter des Nürnberger Instituts für innovative Suchtbehandlung und Suchtforschung, Joachim Körkel in seinem Jubiläumsvortrag. Im Anschluss wird hierzu eine Diskussionsrunde eröffnet und das Improtheater Tübingen greift die Thematik ebenfalls auf. Musikalisch wird die bei freiem Eintritt durchgeführte Jubiläumsveranstaltung durch das „Duo Hammerschmiede“ aus Rottenburg und die Trommelgruppe des Vereins umrahmt.

Der Dezernent für Jugend, Soziales und Integration im Landkreis Calw, Tobias Haußmann und der Nagolder Oberbürgermeister Jürgen Großmann überbringen zu Beginn der Jubiläumsfeier Grußworte. Gabi Huber, die langjährige Vorstandsvorsitzende des Vereins, vermittelt einen Überblick über die Entwicklung des VfSI in den letzten vier Jahrzehnten.

Der Verein war anfangs eine rein stationäre Einrichtung in Egenhausen unter anderer Trägerschaft. Nach dessen Konkurs gründeten die Mitarbeiter im Jahr 1983 den neuen Verein, woraus sich in den vergangenen vier Jahrzehnten beispielsweise die Wohngemeinschaften in der Nagolder Langestraße und der Hauptstraße, das Appartement-Wohnen in Nagold, der ambulante Bereich oder die Tagesstätte im Gümbelhaus entwickelt haben.

Aktuell rund 90 Plätze

Aktuell zählt der Verein rund 90 Plätze für psychisch Erkrankte, davon 33 im stationären Bereich. Um der Lebenswirklichkeit der kranken Menschen gerecht zu werden, stehen ihnen idealerweise gleichbleibende Bezugsbetreuer zur Seite. So auch bei einer Bewohnerin, die im Jahr 2000 für sechs Jahre nach einem Klinikaufenthalt im Wohnheim aufgenommen wurde und anschließend vier Jahre in der Wohngemeinschaft Hauptstraße sowie weitere acht Jahre in der ambulant betreuten WG Talstraße lebte. Durch den hilfreichen Aufbau einer Tagesstruktur und Vermittlung einer Beschäftigung beim Kooperationspartner Gemeinnützige Werkstätten und Wohnstätten, kurz GWW, erlangte die Frau mehr Selbstbewusstsein durch die gute und professionelle Unterstützung, so dass sie vor fünf Jahren in ein Appartement umziehen konnte und dort mehr Selbstständigkeit genießt, aber weiterhin ambulant betreut wird, beispielsweise bei Behördengängen, Arztbesuchen oder bei Einkäufen. Aus dem ursprünglichen Kern der stationären Betreuung heraus, hat sich beim VfSI vieles in Richtung ambulante Betreuung in den letzten Jahrzehnten entwickelt und verändert.