Besucher stoßen auf dem Oktoberfest in München mit einem Humpen Bier an. Foto: dpa/Matthias Balk

Nicht nur auf dem Stuttgarter Wasen fließt das Bier in Strömen. Doch woher kommt der Nachdurst – der sogenannte Brand – nach einem Trinkgelage? Hier erfahren Sie die Antwort auf diese essenzielle Frage.

Vom 22. September bis 8. Oktober heißt es wieder: Humpen hoch! Auf dem 176. Cannstatter Volksfest fließt der Gerstensaft reichlich und in Strömen. Die Marke von zwei Millionen Litern dürfte erneut locker erreicht werden. Der Liter Bier soll in diesem Jahr auf dem Wasen zwischen 13,40 und 13,60 Euro kosten.

Aus wie viel Anteil Wasser besteht der Mensch?

Ein gesunder Erwachsener besteht zu rund 65 Prozent aus Wasser. Das entspricht bei einem durchschnittlichen Körpergewicht (Frauen ab 18 Jahren: 68,4 Kilogramm, Männer ab 18 Jahren: 84,3 Kilogramm) etwa 45 beziehungsweise 55 Litern.

Nach dem Genuss von zwei, drei Bier kann die Wassermenge im Körper auch mal höher liegen. Vorausgesetzt, der- oder diejenige geht zwischendurch nicht auf Toilette.

Warum hat man Durst nach dem Rausch?

Jedes Jahr ist es auf dem Stuttgarter Wasen, der Münchner Wiesn oder auf den unzähligen anderen Volksfesten in Deutschland dasselbe Ritual: Nach übermäßigem Alkoholkonsum kommt der Nachdurst – auch Brand genannt –, der häufig von einem starken Kater (der medizinische Fachbegriff dafür heißt Veisalgia) mit Übelkeit, Erbrechen und Schwindel begleitet wird.

Doch wie kommt der durstmachende Effekt des Alkohols zustande? Forscher der University of Texas und des Southwestern Medical Center in Dallas (US-Bundesstaat Texas) sind dieser Frage in einer Studie einmal nachgegangen.

Was der Nachdurst mit einem Leberhormon zu tun?

Im Experiment mit Mäusen haben die Wissenschaftler festgestellt, dass Alkohol in der Leber die Produktion des Hormons FGF21 ankurbelt. Dieser Botenstoff ist auch für den Appetit auf Süßes verantwortlich, wie Forscher der Universität Kopenhagen bereits im Jahr 2017 herausfanden.

Die US-Wissenschaftler haben normale und genetisch veränderte Nager untersucht, die den Leber-Botenstoff nicht produzieren konnten. Bei normaler Ernährung tranken alle Tiere gleich viel Wasser.

Als die Mäuse aber Futter bekamen, das sich im Körper ähnlich auf den Nährstoffhaushalt auswirkt wie Alkohol, zeigte sich ein markanter Unterschied. Während die Normalo-Mäuse mehr tranken, veränderte sich die Flüssigkeitsaufnahme bei den genetisch veränderten Mäusen nicht.

Wie wird das Durstzentrum im Gehirn angeregt?

Für die amerikanischen Forscher ist damit klar: Die Ausschüttung des Hormons FGF21 stimuliert das Durstzentrum im Hypothalamus – also in jenem Abschnitt des Zwischenhirns, der als wichtigstes Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems fungiert. Dadurch wird einem drohenden Flüssigkeitsmangel vorgebeugt, der durch den harntreibenden Effekt von Alkohol zustande kommt. Gleichzeitig wird die Lust, weiter Alkohol zu trinken, unterdrückt.

Durst ist nichts anderes als ein unmissverständliches Signal des Körpers, dass der Flüssigkeitshaushalt aus dem Gleichgewicht zu geraten droht. Dieses quälende Gefühl motiviert zu trinken und stellt auf diese Weise sicher, dass der Organismus funktionstüchtig bleibt.

Was hilft bei einem Kater?

Spezielle Messfühler im Durstzentrum des Gehirns analysieren, ob und wie viel Flüssigkeit der Körper braucht und um welche Flüssigkeit es sich handelt. Während Alkohol das Durstgefühl steigert und purer Saft überhaupt keine Wirkung zeigt, löscht Wasser den Durst nachhaltig.

Die Erkenntnis der US-Forscher hilft nicht nur verkaterten Wasen- und Wiesn-Besuchern, sondern könnte auch einen therapeutischen Nutzen haben. „Vielleicht könnte FGF21 eines Tages als Medikament genutzt werden, um übermäßigem Alkoholkonsum und dessen Folgen vorzubeugen“, sagt der Biochemiker David Mangelsdorf von der Dallas University.