Die Nachfrage nach Plätzen in der integrativen Kindertagesstätte „mini-Nest“ der Lebenshilfe Freudenstadt ist groß. Seit zehn Jahren essen, spielen und schlafen hier behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam.
Im kommenden Jahr wird die Lebenshilfe Freudenstadt 60 Jahre alt. Eines der vier Standbeine des Vereins ist die vor zehn Jahren gegründete integrative Kindertagesstätte „mini-Nest“ im Gebäude Hirschkopfstraße 25.
15 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren werden dort betreut. Vier der Plätze seien für Kinder mit einer Behinderung reserviert, erklärt Klara Schmid, die gemeinsam mit Romy Eberhardt die Teamleitung innehat. Um dem speziellen Bedarf der Kinder noch besser gerecht zu werden, hat Klara Schmid ihre Erzieherinnenausbildung um ein heilpädagogisches Studium ergänzt. „Das war keine zwingende Voraussetzung, aber hilfreich“, sagt sie.
Neubau im Kohlstätter Hardt soll Nachfrage stillen
Die Nachfrage nach Plätzen im „mini-Nest“ ist so gut, dass die Lebenshilfe einen Neubau im Kohlstätter Hardt mit einer zweiten Gruppe geplant hat. Neben der Mischung aus Kindern mit und ohne Behinderung gibt es im „mini-Nest“ auch eine Altersmischung. Fünf der Plätze sind für Kinder unter drei Jahren reserviert. Sämtliche Plätze – darunter auch drei Halbtagsplätze – sind aktuell belegt. Die Anmeldung erfolgt über das „Little Bird“ -Anmeldesystem der Stadt. Ausgesucht werden die nicht-behinderten Kinder nach Kriterien, die die Stadt vorgibt. Für behinderte Kinder gelten diese nicht.
Einzige integrative Kindertagesstätte im Landkreis
Bisher ist das „mini-Nest“ die einzige integrative Kindertagesstätte im Landkreis. Behinderte Kinder können alternativ dazu auch in Regelkindergärten oder in Einrichtungen wie dem Eichenäcker-Kindergarten für behinderte Kinder betreut werden.
Der „Integrationszuschuss“ für die vier integrativen Kindergartenplätze in der Gruppe kommt dem Personalschlüssel zugute. Auf die Anstellung einer Integrationsfachkraft wurde verzichtet. „Das hat den Vorteil, dass diese Kinder nicht in einer Sonderrolle wahrgenommen werden, sondern einfach ganz normal dazugehören“, sagt Schmid. Viele wüssten nicht einmal, welches Kind tatsächlich zu den Integrationskindern gehöre und welches nicht.
Im „mini-Nest“ ist es normal, verschieden zu sein
Die Nachfrage nach den Integrationsplätzen ist seit Jahren hoch. Dass es „normal ist, verschieden zu sein“, lernen alle Kinder im „mini-Nest“ automatisch. „Die Unterschiedlichkeit ist hier Alltag“, betont Schmid. Das Spektrum reiche von geistigen über körperliche bis hin zu seelischen Behinderungen. Hörgeräte, Orthesen und sonstige medizinische Hilfsmittel würden deshalb auch von den nichtbehinderten Kindern als etwas völlig Normales wahrgenommen. Der „Spielpartner auf Augenhöhe“ sei schon aufgrund der breiten Altersstruktur nie ein Problem gewesen, so Schmid.
Alle Kinder essen gemeinsam zu Mittag
Der Alltag im Kindergarten ist so organisiert, dass die Kleinen nach dem Ankommen erst einmal für sich frühstücken, bevor gemeinsam oder nach „Mäusen“ und „Elefanten“ getrennt gespielt oder gebastelt wird. Auch Waldtage und Turnstunden finden statt.
Einmal in der Woche kommt eine Fachkraft von der Eichenäcker-Schule zu den Kindern mit besonderem Förderbedarf. Vor dem Mittagessen folgt der gemeinsame Morgenkreis, danach wird geschlafen oder geruht. Das Mittagessen, das alle Kinder gemeinsam einnehmen, wird vom „Windrad“ der Erlacher Höhe, einem langjährigen Kooperationspartner, angeliefert.