Im Landkreis Sigmaringen greift das Coronavirus immer schneller um sich. Daher gelten ab Donnerstag neue Einschränkungen. (Symbolfoto) Foto: Center of Disease Control/dpa

Die Inzidenz im Landkreis Sigmaringen dürfte derzeit bei über 200 liegen. Daher tritt jetzt die “Ultima Ratio“, eine Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr in Kraft.

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Landkreis Sigmaringen - Das Coronavirus breitet sich im Landkreis Sigmaringen immer stärker aus. Daher tritt am Donnerstag eine Ausgangssperre in Kraft, die das Verlassen des Hauses zwischen 21 und 5 Uhr untersagt.

Das Landesgesundheitsamt hatte am Dienstag für den Kreis Sigmaringen aus bislang ungeklärtem Grund mit Null neuen Fällen gerechnet und eine Sieben-Tages-Inzidenz von 182,7 angegeben. Der Kreis hatte aber 55 Fälle gemeldet. Die Inzidenz müsste daher circa 246 betragen. Der Fehler wird zur Stunde noch korrigiert.

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Derzeit gelten 465 Personen infiziert, 1297 Personen befinden sich in Quarantäne. In der vergangenen Woche haben sich laut Mitteilung des Landratsamt Sigmaringen vor allem Kinder und junge Menschen infiziert. Rund 30 Prozent der Infizierten sind jünger als 30 Jahre alt. Daraufhin reagierte der Landkreis am Freitag mit der kompletten Schließung von elf Kindertageseinrichtungen in denen Infektionen auftraten, mit Wechselunterricht für 15 Schulen, in denen Infektionen auftraten, sowie mit der Verpflichtung für den Einzelhandel, nur noch einen Kunde pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche in den Laden zu lassen.

Trotz der Maßnahmen habe es immer mehr Ansteckungen gegeben. "Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass das Virus mitten unter uns ist. Die Ansteckungen im Alltag, in den Familien oder am Arbeitsplatz nehmen zu", beschreibt Ulrike Hart vom Gesundheitsamt die Lage.

Gesundheitsamt hofft auf Reduzierung der Kontakte

Der Sieben-Tage-R-Wert im Landkreis beträgt aktuell 1,3 Dies bedeutet, dass ein Infizierter 1,3 Personen ansteckt. Sie befürchtet daher, dass sich die Zahl der Infizierten ohne Gegensteuern innerhalb einer Woche nochmals um 30 Prozent steigern wird. Um das exponentielle Wachstum zu brechen, ist aber ein Absinken unter 1,0 notwendig.

Weil aus Sicht des Gesundheitsamtes die spezifischen Maßnahmen in Schulen, Kindergärten und im Handel allein nicht ausreichen, tritt am Donnerstag eine Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr in Kraft. Demnach darf das Haus nur noch aus denselben triftigen Gründen wie bereits im Winter verlassen werden. Durch die Ausgangssperre erhofft sich das Gesundheitsamt eine grundsätzliche Reduzierung der Kontakte.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Ausgangssperren sehr wirksam sind. Sie führen zu einer Kontaktminderung von bis zu 47 Prozent. Eine aktuelle Auswertung des Landesgesundheitsamtes ergab, dass in Landkreisen mit nächtlichen Ausgangssperren der Anstieg der Coronafallzahlen signifikant geringer ausfiel als in Landkreisen ohne eine nächtliche Regelung.

Auch Spielplätze, Grillplätze und Bolzplätze werden geschlossen

Darüber dürfen ab Donnerstag öffentliche Spielplätze, Grillplätze und Bolzplätze nicht mehr betreten werden. Die Erfahrungen zeigen, dass sich insbesondere hier Kinder, Jugendliche und Familien treffen. Da sich das Virus in diesen Gruppen aktuell besonders stark ausbreitet, hält das Landratsamt auch hier weitere Kontaktreduzierungen für notwendig.

Für religiöse Veranstaltungen und Gottesdienste gilt künftig, dass jedem Besucher mindestens zehn Quadratmeter Platz im Versammlungsraum zur Verfügung stehen muss.

Landrätin Stefanie Bürkle und die Verantwortlichen der Kliniken und des Gesundheitsamtes machten im Rahmen einer Kreistagssitzung am Montag deutlich, wie ernst die Lage ist. Die Kliniken seien bereits jetzt an der Belastungsgrenze und es wäre damit zu rechnen, dass in den nächsten Wochen noch mehr Menschen, die jetzt an Corona erkrankt sind, zur Behandlung in die Klinik müssen.

"Wir verimpfen allen Impfstoff, den wir bekommen, wir testen in jeder Gemeinde und in immer mehr Einrichtungen. Aber all das reicht derzeit noch nicht. Wir müssen uns nun alle solidarisch zeigen und auch über Ostern und bei Frühlingswetter unsere Kontakte reduzieren", mahnt Stefanie Bürkle. Die Ausgangssperre hatte sie immer als " Ultima Ratio", als sehr harte Maßnahme bezeichnet, die erst umgesetzt werden soll, wenn spezifische Einschränkungen nicht mehr ausreichen. "An diesem Punkt sind wir nun angekommen. Die Ausgangssperre ist ab sofort auch wirklich notwendig", stellt die Landrätin klar.