Jenny Bauer bildet weitere Suchhunde aus, damit ihre Hündin Avital (Mitte) nicht alles allein stemmen muss. Foto: Boris Müller

Eine Horrorvorstellung für jeden Tierbesitzer: Plötzlich ist das geliebte Haustier entlaufen. Was jetzt? Glücklicherweise gibt es Pettrailer – Leute, die professionell entlaufene Tiere suchen. Eine davon ist Jenny Bauer, sie erklärt, was im Fall der Fälle zu tun ist.

Horb - Erst kürzlich ist es passiert: Sabrina und Joey, zwei Hunde aus Horb und Sulz sind entlaufen. Für Tierbesitzer eine Horrorvorstellung, kaum auszudenken, was mit den geliebten Vierbeinern passieren könnte. Glücklicherweise gibt es Leute wie Jenny Bauer: Sie ist Pettrailerin und weiß ganz genau, was im Fall der Fälle zu tun ist.

Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt sie, wie man reagieren sollte, wenn einem das Haustier wegläuft, wie die Suche abläuft und was unbedingt zu beachten ist. Sie und ihre Suchhündin Avital sind in ganz Baden-Württemberg und teilweise auch in Bayern und im Allgäu unterwegs, um vermisste Tiere zu suchen. Da die Anfragen immer mehr werden, bildet die Pettrail-Trainerin zwei weitere Suchhunde aus, um ihre Hündin zu entlasten.

Was ist in den ersten Momenten entscheidend?

"Erst einmal ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und stehen zu bleiben. Es bringt nichts, Suchtrupps zu bilden. Die Tiere riechen die Ausschüttung von Adrenalin und lassen sich so nur schwieriger finden", erklärt Bauer. Danach sollte man die üblichen Schritte vornehmen, wie die Polizei und ein Tierheim zu verständigen.

Doch auch im eigenen Heim sollten Vorkehrungen getroffen werden: "Bei sich zuhause sollte alles aufgemacht werden, falls das Tier von selbst zurückkommt. Und man sollte nach Möglichkeit bis zu 24 Stunden am Entlaufort warten, denn dahin kehren fast alle Hunde noch einmal zurück", erklärt Bauer.

Wann sollte man sich an einen Pettrailer wenden und warum?

"Am besten sofort. Schön wäre es, wenn sich die Leute gleich am Anfang melden würden, denn die ersten Stunden sind entscheidend. Leider melden sich die meisten erst deutlich später, wenn sie merken, dass sie es allein nicht schaffen", plädiert die erfahrene Pettrailerin. "Wir als Pettrailer versuchen zuerst Ruhe in die Suche hineinzubringen. Es bringt nichts, kopflos hinter den Tieren herzurennen. Wenn sie das bemerken, fühlen sie sich verfolgt und daraus kann dann auch schnell eine Gefahrensituation entstehen."

Wie geht ein Pettrailer bei der Suche vor?

"Wir richten Futterstellen an Sichtungspunkten und am Entlaufort ein und stellen bei Annahme der Futterstelle eine Lebendfalle auf. Das funktioniert in der Regel auch sehr gut. Manche Tiere trauen sich jedoch nicht in die Lebendfalle, weil sie möglicherweise die Umrisse der Falle wahrnehmen, die Klappe sehen oder feststellen, dass sie keine Fluchtmöglichkeit haben. In einem solchen Fall setzen wir dann den Fangzwinger ein, dieser ist viel größer. Wenn alles passt, ist es eine Sache von drei bis vier Tagen bis wir ein entlaufenes Tier sichern können", erklärt Bauer.

Wie kann geholfen werden?

"Wenn man ein vermisstes Tier sieht, sollte man die Telefonnummer auf dem Flyer wählen und ein Foto machen", so Bauer. Und doch sollte man nicht selbst zum Helden werden: "Wir raten davon ab, selbst zu versuchen, das Tier einzufangen", erklärt sie.

Gibt es noch weitere, wertvolle Tipps?

"Es würde unseren Job beim Einsatz eines Suchhundes wahnsinnig erleichtern, wenn die Tierhalter eine isolierte und unkontaminierte Geruchsprobe ihrer Tiere hätten. Wie genau das funktioniert wird ausführlich auf unserer Homepage erklärt. Man kann zum Beispiel in einem ausgekochten Glas eine Kralle oder Fell von der Innenseite der Schenkel aufbewahren. Gerade in einem Mehrhundehaushalt ist es für den Suchhund einfacher den Individualgeruch des vermissten Tieres aufzunehmen", so die Pettrailerin.

Info: Weitere Informationen

Weitere Informationen zu Jenny Bauer, Geruchsproben und dem Job des Pettrailers gibt es unter www.pettrailer-neckaralb.de.