Kontroverse ums Hotel Silber – Oberbürgermeister warnt vor „erheblichen finanziellen Konsequenzen“.
Stuttgart - Ursprünglich sollte das ehemalige Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10 dem Da-Vinci-Projekt des benachbarten Handelshauses weichen. Doch ein in der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber vereintes Bürgerbündnis verhinderte den Abriss des landeseigenen Gebäudes, in dem während der NS-Zeit die Gestapo, Geheime Staatspolizei, residierte.
Am 3. Mai treffen sich erstmals Vertreter von Finanz- und Wissenschaftsministerium mit Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU), um über die weitere Zukunft der geschichtsträchtigen Immobilie zu sprechen, von der aus die Nazis Verfolgung und Deportation in Württemberg organisierten. Dabei wird es auch um die Finanzierung für den Umbau und späteren Betrieb des Gebäudes gehen.
Das ist Anlass genug für die Initiative, sich zu Wort zu melden. „Wir begrüßen den Beginn der Gespräche“, sagt Harald Stingele. Er hoffe auf greifbare Ergebnisse. Aus Sicht des Vereinsvorstands lässt Stuttgarts OB bislang entsprechendes Engagement allerdings vermissen. „Das Land hat sich klar zum Hotel Silber positioniert, während die Haltung der Stadt unklar ist“, sagt Stingele und verweist auf ein Schreiben Schusters an den Vereinsbeirat.
Warnung vor „erheblichen finanziellen Konsequenzen“
Darin kündigt der OB für den Frühsommer zwar die Bildung eines Runden Tisches mit bürgerschaftlich Engagierten, Vertretern von Land und Stadt sowie aus Landtag und Gemeinderat an. Daneben bestätigt er, einen wissenschaftlichen Beirat einberufen zu wollen.
Zugleich erinnert Schuster aber auch an den Aufbau des neuen Stadtmuseums im Wilhelmspalais, das die Landeshauptstadt 34 Millionen Euro kostet. Das Schreiben endet mit einer unverblümten Warnung vor „erheblichen finanziellen Konsequenzen“ bei Einrichtung eines landesweit bedeutenden Lern- und Gedenkorts, wie ihn die Landesregierung trotz des geplanten Stadtmuseums offenbar in der Dorotheenstraße 10 plane.
„Es wäre ziemlich peinlich, wenn sich die Stadt nicht finanziell am Hotel Silber beteiligen würde“, kommentiert Elke Barabak vom Initiativenvorstand Schusters Schreiben. Andere Städte wie Ulm würden NS-Gedenkstätten mitfinanzieren. Zudem warnte sie, die inhaltliche Konzeption als Lern-, Gedenk- und Forschungseinrichtung zur NS-Geschichte infrage zu stellen. Zwar habe die Stadt das Gebäude 1976 ans Land verkauft. „Der historischen Verantwortung kann sie sich aber nicht entziehen“, so Barabak.