Der große Musiksaal des Martin-Gerbert-Gymnasiums musste vor gut anderthalb Wochen wegen der hohen Formaldehyd-Werte geschlossen werden. Foto: Hopp

Erhöhte Konzentration: Musiksaal im Martin-Gerbert-Gymnasium geschlossen. Musiziert wird jetzt in der Schulbibliothek. 

Horb - Formaldehyd ist fast in allen Holzwerkstoffen drin. Doch in hoher Konzentration ist das Mittel gesundheitsschädigend. Jetzt ist neben dem Schulzentrum auf dem Hohenberg auch das Martin-Gerbert-Gymnasium (MGG) betroffen.

 

Schulleiter Georg Neumann: "Die ersten Räume wurden bei uns gemessen. Wir lüften vorsichtshalber seit einigen Tagen regelmäßig, um eine Gesundheitsgefahr zu vermeiden. Der große Musiksaal musste aber vor gut anderthalb Wochen wegen der hohen Formaldehyd-Werte geschlossen werden. Dort steht die Kassettendecke unter Verdacht."

Der große Musiksaal gilt als repräsentativer Raum des MGG und wird deshalb gerne für Veranstaltungen genutzt. Einer der letzten hochrangigen Besucher hier war Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlamentes.

Laut Neumann klemmt es deshalb "ein bisschen" am MGG. Man habe in der Zwischenzeit die Bibliothek zum Musiksaal umfunktioniert: "Die hat aber nicht so eine gute Akustik. Wir wissen aber nicht, was noch auf uns zukommt, da noch nicht alle Räume gemessen sind." Laut Neumann bestehe bei den Trennwänden der Verdacht, dass sie Formaldehyd ausgasen könnten.

Und im Schulzentrum am Hohenberg führt die Formaldehydbelastung zur Sperrung von Fachräumen wie der Schulküche. Laut OB Peter Rosenberger führt das zu "großen Reibungen", wie er in der Gemeinderatssitzung am Dienstag sagte. Man habe dort durch Sofort-Sanierungen, Lüften und neue Putzmittel versucht, die Situation zu entschärfen. Realschul-Rektor Heiner Kist hat sogar Tische aus der Rundhalle geholt, weil er so schnell keine neuen Möbel geliefert bekommt. Kist: "Wir werden große Probleme bekommen, wenn die Räume blockweise saniert werden müssen. Denn die bisherige Sanierung hat gezeigt, dass für einen Raum mehr als eine Woche benötigt wird."

Gemeinderat Daniel Wochner fragte, ob auch kreiseigene Gebäude wie die Tauchsteinhalle auf Formaldehyd gemessen werden. Und was mit privaten Kitas ist. Rosenberger: "Wir haben allen sonstigen Träger von Kitas geschrieben, dass wir sie bei Messungen unterstützen würden." Er will jetzt den Landkreis anschreiben, damit dieser die Messungen durchführt. Zu der Finanzierung der Formaldehydsanierung sagte Rosenberger, dass man versuchen wolle, dafür Mittel aus dem Ausgleichstock zu bekommen: "Dazu sind wir im Gespräch mit dem Regierungspräsidium."

Schon beim Parkhaus Marktplatz sollten 400.000 Euro aus dem Ausgleichstock kommen. Das RP lehnte dies aber ab.

Laut Stadtarchitekt Thomas Hellener ist man im Neubauteil des Schulzentrums weiter auf der Suche nach Formaldehydquellen. Neuester Verdacht: Es kommt aus den Grobspanplatten. Materialproben werden bereits analysiert. Hellener: "Wenn die nur gering belastet sind, müssen wir weitersuchen."