Martin Straub, Inhaber von Straub’s Krone in Bildechingen ist froh, dass der Lieferdienst gut angenommen wird.Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Coronavirus: Dehoga: Jeder dritte Betrieb könnte insolvent gehen – doch die Horber Betriebe kämpfen mit Kreativität dagegen an

Schock-Meldung vom Branchenverband Dehoga: Jede dritte Gastronomie und Hotel sind im Ländle durch die Corona-Krise von der Pleite bedroht. Der Schwarzwälder Bote fragt, wie die Lage in Horb ist.

Horb. Sie sind echt erfinderisch, unsere Gastronomen. Drive-In, Abholservice, Lieferdienste. Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt, belasten nicht mehr das eigene Budget. Lockerungen sind nicht in Sicht. Wie kritisch ist die Lage?

Michael Bauer vom Steiglehof: "Unser großes Glück ist, dass wir die Monteure haben. Bis Ende Mai haben die Schaffer von der Hochbrücken-Baustelle in Nordstetten bei uns gebucht. Dagegen haben es unsere Kollegen im Schwarzwald, die hauptsächlich am Tourismus hängen, sehr schwer. Wer da mächtig investiert hat und keine Rücklage hat, für den könnte es eng werden."

Bauer sagt: "Uns fehlen natürlich die Einnahmen der Gaststätte. Die Stammtische. Der Wegfall der Familienfeiern wie Firmung und Konfirmation. Auch die Feste wie in Dettingen oder die Ritterspiele fehlen. So halten uns die Monteure über Wasser. Weil ich meine Gäste in der Gaststätte nicht bewirten darf, gibt es bei uns lediglich Frühstück. Das Mittagessen fahre ich ihnen in den Container hoch."

Für den Steiglehof doppelt bitter: Er arbeitet auch eng mit dem Quartier 77 zusammen – bietet Zimmer für die Gäste der Familienfeiern, die dort stattfinden. Auch das fällt jetzt weg.

Quartier 77-Chef Johannes Kiefer war über die Entscheidung des Bundes und der Länder nicht überrascht: "Wir haben damit gerechnet, dass sich vor dem 1. Mai für die Gastronomie nichts ändert." Doch wie läuft es gerade im Quartier? Wird das Außer-Haus-Essen angenommen? Wie sehr kann das die aktuellen Verluste abfedern? Kiefer antwortet: "Das wird gut angenommen, aber da wir ja auch eine Event Location sind, kann es das nur minimal abfangen." Kiefer hofft aber: Ich denke, wenn sich die Infektionszahlen in den nächsten zwei Wochen nicht wieder drastisch erhöhen, wird es eine Lockerung in weiteren Branchen geben."

Koray Yildiz, Inhaber des "La Dolce Vita" in Horb hatte schon vor der Corona-Zeiten einen Lieferservice gegründet: "Das wir nicht aufmachen können, finden wir natürlich blöd, aber können dagegen nichts machen und versuchen, uns weiterhin mit dem Lieferservice über Wasser zuhalten." Auch Yildiz setzt auf baldige Lockerungen: "Wir hoffen, dass wir die nächsten nach dem 4. Mai sind, die aufmachen dürfen."

Franz Geßler, Inhaber des Hotels Schiff am Marktplatz, berichtet: "Im Moment ist das für unser Haus eine herbe Angelegenheit. Weil die Nebenkosten wie Strom, Heizung, Wasser so weiterbezahlt werden müssen, als ob wir Hochbetrieb hätten. Ich habe schon versucht, die Abschläge zu reduzieren, doch das bedeutet einen hohen Aufwand. Die widersprüchlichen Aussagen der Politik tragen auch nicht gerade dazu bei, Klarheit zu bekommen. Wir wollen weitermachen – das ist klar!"

Martin Straub, Gastronom von Straubs Krone: "Die Situation im März war angespannter als jetzt. Im April konnten wir – auch durch die Möglichkeit der Kurzarbeit – Kosten reduzieren und den Umsatz anpassen. Mittlerweile läuft der Lieferdienst auch in einem guten Bereich. Insofern ist die Lage entspannter als Ende März. Trotzdem sind die Einbrüche echt heftig – es fehlen die Kommunionen und Konfirmationen. Bis Ende August werden wohl auch die Hochzeiten wegfallen."

Rauschbart-Wirt Michael Singer sagt: "Ein Biergarten mit 600 bis 800 Sitzplätzen ist durch einen Drive In nicht zu ersetzen. Wir hätten dort in den letzten zwei Wochen kräftig zu tun gehabt. Dazu hatten wir eines der schönsten Ostern der vergangenen zehn Jahre. Insofern war jeder Tag der vergangenen Sonnenwochen ein teurer Tag her von den Einnahmen. Natürlich konnten wir unsere Kosten durch Kurzarbeit reduzieren – trotzdem sind wir über jede Bestellung dankbar, denn unser Ziel ist es, unsere Mitarbeiter so schnell wie möglich wieder aus der Kurzarbeit zu holen. Wir beißen also im Moment die Zähne zusammen und bereiten uns auf den Moment vor, wo wir endlich wieder Vollgas geben können."

Muss man sich wirtschaftlich Sorgen um den Rauschbart machen? Michael Singer lacht und beruhigt: "Nein. Wir sind im Moment zwar vorsichtig und nachdenklich. Neue Investitionen sind nicht geplant. Aber wir haben die letzten Jahre gut gewirtschaftet."