Trotz Wahlniederlage hat Peter Rosenberger (rechts) – hier mit seiner Frau Janet und Nikolas Löbel, CDU-Kreischef von Mannheim – sich in Mannheim zumindest Respekt erarbeitet. Foto: Lück

Wahl verloren, Anerkennung gewonnen: CDU tankt mit dem Horber OB in Mannheim vor allem neues Selbstvertrauen.

Mannheim - Der Horber Peter Rosenberger holte in der Stichwahl gegen den Amtsinhaber Peter Kurz immerhin knapp 45 Prozent. Für die CDU ein großer Erfolg. Doch konnte Rosenberger in Mannheim auch an Ansehen (Reputation) gewinnen?

Fakt ist, so zeigen die Wahlergebnisse, dass Peter Rosenberger bei der OB-Wahl sehr gut punkten konnte. Gegenüber seinem Vorgänger Ingo Wellenreuther (OB-Wahl 2007) konnte er absolut gerechnet 4687 Stimmen mehr für die CDU holen! Und das, obwohl die Wahlbeteiligung mit 28,7 Prozent um sechs Prozent niedriger lag als bei der letzten OB-Wahl 2007 mit 36,6 Prozent.

Bei den Wahlkreisen konnte Rosenberger sechs gewinnen – ein Zuwachs von vier zur ersten Wahl. Dabei konnte er im Durchschnitt 11 Prozent an Stimmen dazugewinne. Bei Kurz waren es 5,2 Prozent.

Der Rosenberger-kritische Chefredakteur Hardy Prothmann vom Rheinneckarblog schreibt in seiner Wahlanalyse: "Der Amtsinhaber Dr. Peter Kurz gewinnt mit 52 Prozent, verliert aber absolut Stimmen und profitiert gleichzeitig von einer sehr niedrigen Wahlbeteiligung (28,7 Prozent).

Der CDU gelingt es mit Abstand besser, neue Wähler im zweiten Wahlgang zu mobilisieren, wobei hier die ML-Wähler maßgeblich waren. Vom Potenzial her wäre ein Wahlsieg für Herrn Rosenberger drin gewesen – 52 Prozent zu 44,9 Prozent ist kein allzu großer Abstand. Verglichen mit 50,35 Prozent zu 32,07 Prozent bei der Wahl 2007 war das eine gigantische Aufholjagd für die CDU."

Sein Fazit: "Wahlsieger ist eindeutig Herr Dr. Kurz – gewonnen hat auch die CDU mit ihrem Kandidaten Peter Rosenberger, vor allem Selbstvertrauen. Die rote Burg Mannheim ist einnehmbar…"

Und was sagen die Mannheimer? Der Schwarzwälder Bote hat Parteichefs gefragt. 

Christopher Probst holte in der ersten Wahl knapp 16 Prozent. Sein Rückzug machte den Weg frei für Rosenberger. Der OB-Kandidat war Mannheimer Liste und ist deren Fraktionschef (Freie Wähler): "Wenn man die niedrige Wahlbeteiligung betrachtet, ist das Ergebnis von Peter Rosenberger alles andere als ein großer Erfolg. Das gilt auch für Peter Kurz. Rosenberger hat knapp 12 Prozent der Stimmen aller Wahlberechtigten geholt." Und wie steht es um die Reputation? Konnte er in Mannheim punkten? Probst: "Er hat sich außerordentlich profiliert. Rosenberger hat einen bemerkenswerten Wahlkampf mit enormen Fleiß und persönlichem Einsatz geliefert."

Wolfgang Katzmarek, SPD-Kreischef von Mannheim: "Rosenberger war ein guter Kandidat für die CDU. Er hat erreicht, dass – zumindestens während des Wahlkampfes – in der CDU nicht weiter gestritten wurde. Manchmal hatte ich allerdings das Gefühl, dass er ziemlich allein da steht."

Die 45 Prozent von Rosenberger hält der SPD-Kreischef als ein "starkes Ergebnis. Er hat dieses Wahlergebnis allerdings eingefahren, ohne ein einziges Zukunftsthema von Mannheim anzusprechen: Wirtschaft und Arbeitsplätze, Bildung, wie man die Großstadt in Zukunft aufstellen will. Die Schlüsselfragen für die Zukunft hat er nicht beantwortet, sondern Stammtisch-Themen wie Sauberkeit und Ordnung befördert. Für mich als SPD gilt es die Frage zu beantworten: Wie kann man mit so wenigen Themen 45 Prozent der Wählerstimmen holen? Das ist für uns nachdenkenswert."

Barbara Hoffmann, Sprecherin des Kreisvorstandes der Mannheimer Grünen (hatten Amtsinhaber Kurz unterstützt): "Ich denke, das Ergebnis von Peter Rosenberger in Mannheim ist stattlich. Und insofern auch positiv für seine Reputation. Gewinnen wäre fast ein Wunder gewesen. Er hat in seinem Wahlkampf Themen angesprochen wie Sauberkeit oder zuviel Lärm, die vor allem Menschen ansprechen, die sich wenig mit Politik beschäftigen."

Nikolas Löbel, CDU-Kreischef von Mannheim: "Das klingt nach viel Anerkennung über alle Parteigrenzen hinweg. Ich glaube, dass es Peter Rosenberger gelungen ist, dem einen oder anderen Sozialdemokraten nach über 70 Jahren Alleinherrschaft einen Hauch von Angst einzujagen. Mannheim ist nicht mehr die uneinnehmbare rote Hochburg, sondern bunter geworden. Hätte man die Unterstützung anderer Parteien gehabt, hätte man unter Umständen sogar gewinnen können. Die 45 Prozent für Peter Rosenberger sind eine kleine Sensation – da kann man stolz auf ihn sein."