Bringt der neue Windatlas Baden-Württemberg nun eine Kehrtwende? (Symbolfoto) Foto: Hollemann

OGL-Fraktion sieht bessere Voraussetzungen. Konkrete Standort-Ideen: in Nähe von Autobahn und Industriegebiet.

Horb - Der Große Hau in Rexingen wurde zum großen Windkraft-Supergau für die Stadt Horb. Nun möchte die Offene Grüne Liste (OGL), dass die Stadt einen neuen Anlauf bei der Windkraft nimmt.

"Wir sind uns einig, dass Windenergie auf unseren Gemeindeflächen nicht mehr in Frage kommt." Diese Worte stammen von Oberbürgermeister Peter Rosenberger Anfang 2017. Die Strategie der Stadt seitdem: "Wir wollen in Windkraft außerhalb unserer Gemeindegrenzen investieren." So hatte sich die Stadt an einem Windpark im niedersächsischen Donstorf beteiligt.

Doch bringt der neue Windatlas Baden-Württemberg nun eine Kehrtwende? Die OGL stellt einen Antrag im Gemeinderat: "Der neue Windatlas Baden-Württemberg basiert auf strengen wissenschaftlichen Grundlagen. Er weist gute Standorte auf der Gemarkung Horb aus mit einer mittleren gekappten Windleistungsdichte von 250 – 310 W/m²", schreibt Stadträtin Kristina Sauter für die OGL-Fraktion. Doch was hat sich zum vorherigen Windatlas geändert? Sauter erklärt: "Früher hat man sich an der Windstärke orientiert, jetzt geht es auch darum, wie oft er weht, also die Winddichte. Das ist eine verlässlichere Größe. Der neue Windatlas ist auch feiner ausgearbeitet. Und da wird es jetzt wieder für Horb interessant." Auch seien "die naturschutzrechtlichen Grundlagen unterdessen festgelegt und die Sicherheit der Auskünfte garantiert". Dadurch seien die Planungsbedingungen erheblich besser als noch im Jahr 2013.

Die Horber Grünen haben auch schon zwei Standorte ins Auge gefasst, die man untersuchen sollte: "Als Beispiele nennen wir einen Standort nordöstlich des Industriegebiets oder einen Standort bei der Autobahnausfahrt Horb. Hier wären gute Verkehrsanbindungen gegeben." Sauter konkretisiert im Gespräch mit unserer Zeitung: "Wir möchten nur da Windkraft, wo eh schon Eingriffe da sind. Also beispielsweise an der Autobahn oder in der Nähe von Industriegebieten. Wir denken an eine bis maximal drei Anlagen an einem Standort."

Größere Unabhängigkeit durch eigenes Stromnetz 

Doch warum nun der erneute Windkraft-Vorstoß? Im Antrag heißt es dazu: "Damit Horb die Klimaneutralität bis 2050 erreicht, ist ein Beitrag durch Windenergie fast unerlässlich. Auch gesamtgesellschaftlich und klimapolitisch ist es dringender denn je, die erneuerbaren Energien auszubauen. Mit eigener Stromproduktion schafft sich die Stadt Horb eine Versorgungssicherheit für die Zukunft. Was man vor Ort hat, braucht man nicht einkaufen." Zu den Windkraftbeteiligungen der Stadt sagt Sauter: "Das war in der Vergangenheit in Ordnung, aber es kann keine Dauerlösung sein. Wir können unsere Klimaneutralität nicht an anderer Stelle holen."

In der Konzeption solle von vornherein eine Bürgerbeteiligung vorgesehen werden in Form eines oder mehrerer "Bürgerwindräder". Im Antrag heißt es dazu: "Für Bürger, die eine sinnvolle und sichere Geldanlage suchen, sind Bürgerwindräder in der eigenen Kommune ein ideales Angebot. Die Stadtwerke Horb hätten dann auch die Möglichkeit, mit den beteiligten Bürgern weiterführende Modelle zu entwickeln." Sauter erklärt: "Wenn sich die Bürger selbst einbringen können, stärkt das auch die Akzeptanz."

Größere Unabhängigkeit könnte auch ein eigenes Stromnetz der Stadt sein: "Der Konzessionsvertrag mit der EnBW läuft 2024 aus. Bis dahin könnte man sich überlegen, ob ein Stromnetz im Eigentum der Stadtwerke Sinn machen würde. Zusammen mit den vielen schon getätigten Maßnahmen der Stadtwerke könnte es durchaus ein Ziel sein, energieautark zu werden."