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Decke, Fenster, Heizung und Becken betroffen. Bleibt Kinderbereich zwei Jahre gesperrt?

Horb - Der 21. März 2010. Architekt Bernhard Eberhardt überreicht einen gebackenen Schlüssel zur Wiedereröffnung des sanierten Neckarbads. Jetzt kommt raus: Damals wurde wohl heftig gepfuscht. Und zwar nicht nur am Kinderbecken, wie bisher bekannt.

Das wahre Ausmaß, was im 2009/2010 sanierten Hallenbad nicht stimmt, bestätigt Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger dem Schwarzwälder Boten: "Es sind viele Baustellen. Das Becken im Kinderbereich, auch im Schwimmerbereich außen an den Fassaden. Dazu gibt es im Deckenbereich Probleme. Außerdem gibt es Probleme bei der technischen Anlage in der Dimensionierung. Als das Kinderbecken dazu kam, wurde die technische Anlage entsprechend angepasst. Dachten wir. Jetzt wissen wir – diese Anlage wurde nicht groß genug dimensioniert. Das sind Sachen, die uns jetzt durch Fachleute aufgezeigt werden. Obwohl es andere Fachleute für uns umgesetzt haben. Und mit denen streiten wir uns jetzt gerne."

Bekannt ist seit April vergangenen Jahres: Im Kinderbecken gibt es einen Fliesenschaden größeren Ausmaßes. Die Fliesen im Becken und außen sind locker. Allein im Kinder- und Familienbereich liegt der Schaden nach ersten Schätzungen bei 500.000 Euro, so das Rathaus.

Doch das ist nicht der einzige Pfusch. Stadtsprecher Christian Volk listet die weiteren Mängel im Detail auf:

Die Decke

"Bei den Decken verhält es sich so, dass diese zwar für feuchte Räume geeignet sind, aber ganz offenbar keine direkte Nässe vertragen. Die Folge: Die Oberfläche der Decke löst sich auf und rieselt nach unten", sagt Volk.

Die Fenster

Und weiter: "Die Fenster sind zwar optisch auf den ersten Blick gut, allerdings gibt es beim genaueren Betrachten Schlieren an den Querriegeln. Fenster im Hallenbadbereich haben eine Entwässerung innerhalb des Fensterprofils, was hier jedoch ganz offensichtlich nicht funktioniert. Dieser Mangel kann zu Schäden bei den Fenstern führen."

Die Heizung

"Bei der Dimensionierung der technischen Anlage zeigen sich bei der bisherigen Auslastung des Bades Probleme, die eigentlich bei einer richtigen Dimensionierung nicht vorhanden sein dürften. Der Planer der Anlage behauptet jedoch, dass die Anlage richtig dimensioniert ist", so der Stadtsprecher.

Deshalb hat sich das Rathaus nun einen Anwalt genommen. Volk: "Die Klageschrift wird derzeit noch von unserem Rechtsbeistand vorbereitet und wird demnächst eingereicht."

Fakt ist immerhin: Das Rathaus kalkuliert, dass die Reparatur der ganzen Schäden bis zu eine Million Euro kosten könnte. OB Rosenberger: "Wir haben die komplette Analyse gemacht.Wir werden jetzt in die Sanierung gehen, damit die Badegäste so schnell wie möglich wieder ein voll funktionsfähiges Hallenbad bekommen. Das wird Kosten in Höhe von einer halbe bis zu einer Millionen Euro auslösen, die wir hoffentlich über die Schadensersatzklage wieder reinkriegen." Diese Vorgehensweise wurde vom Gemeinderat bei der letzten Sitzung auch bestätigt.

Doch wer wird jetzt verklagt? Damals waren so einige an der knapp 1,8 Millionen Euro teuren Sanierung beteiligt. Architekt Eberhardt, die damalige Stadtarchitektin Stephanie Faiß-Langheinz und natürlich die ausführenden Firmen.

Der Stadtsprecher: "Die Stadtverwaltung geht von verschiedenen Schadensbereichen aus, die gutachterlich festgestellt wurden. In diesem Gutachten wurden verschiedene Ausführungsmängel im Decken- sowie im Fliesenbereich festgestellt." Mit seiner Aussage über die Fachleute deutet OB Rosenberger an, dass wirklich umfassend geprüft wird, gegen wen geklagt werden kann. Offenbar scheint niemand außen vor zu sein.

Schließung möglich?

Viel liegt also im Argen: Heizung und Warmwasser, Decken, Außenfenster, das Kinderbecken – muss das Neckarbad geschlossen werden während der Sanierung? "Ein externes Architekturbüro wird mit der Planung und Durchführung der Mängelbeseitigungsarbeiten beauftragt. Sobald Details der Ausführung aufgrund der gutachterlichen Feststellungen geklärt sind und die darauf abgestimmten Ausschreibungen vergeben sind, kann mit der Mängelbeseitigung begonnen werden. Über den Bauzeitplan wird die Öffentlichkeit selbstverständlich rechtzeitig informiert, damit sich Badegäste gegebenenfalls auch auf Einschränkungen einstellen können", so Volk.

Dauer der Sanierung

Die neue, unerwartete Sanierung im Neckarbad. Wie lange wird es dauern, bis der Baupfusch beseitigt ist? Stadtsprecher Volk: "Nach derzeitigem Kenntnisstand in Bezug auf das Schadensbild aus dem Gutachten, geht die Stadtverwaltung derzeit davon aus, dass die Maßnahmen in der zweiten Jahreshälfte 2020 durchgeführt werden können. Sollten während den Arbeiten weitere, bisher nicht offensichtlich erkennbare Mängel zu Tage kommen, wird sich die Fertigstellung gegebenenfalls weiter nach hinten schieben. Hierzu sind jedoch die weiteren Erkenntnisse nötig, die sich im Laufe der Arbeiten ergeben."

Kein Freibad

Wenn man ohnehin an der Heizungs- und Warmwasseranlage arbeitet – wird die Anlage gleich für ein mögliches Freibad erweitert? OB Rosenberger: "Nein. Wenn man ein Freibad will, muss man es richtig konzeptionieren. Bei der Machbarkeitsstudie für das Freibad war damals klar: Man kann Synergien erzeugen, wenn das Freibad neben das Hallenbad kommt. Doch ob dann die Techniken verknüpft werden können – das ist nicht so ganz einfach." Und das Stadtoberhaupt sieht auch angesichts des jetzt schuldenfreien Haushalts das Freibad nicht als nächstes Projekt auf der Tagesordnung.

"Als Vater von drei Kindern hätte ich es gern. Wenn wir es uns wirtschaftlich leisten können, sollten wir diskutieren. Es geht aber nicht nur um die Investition, sondern vielmehr um die dauerhaften Betriebskosten. Wir müssen uns das Bad sowie in guten als auch in schlechten Zeiten leisten können. Deutschlandweit werden immer noch Freibäder geschlossen. Wenn wir uns für ein neues entscheiden, muss diese Entscheidung also ganz verlässlich sein. Es gibt aber auch weitere Ideen: Wir brauchen einen neuen Ratssaal. Eine Veranstaltungsfläche. Räumlichkeiten für Konzerte. Dazu unsere ganzen Hallen, die marode sind. Wir haben einfach noch so viele Hausaufgaben vor der Brust, da rückt das Freibad aus meiner Sicht nicht in die erste Reihe", erklärt Rosenberger.

Mit dem "Schöner Baden" in Horb wird es wohl so bald nichts in Horb. Da kann man nur hoffen, dass das Neckarbad bald wieder komplett fit ist. Dramatisch ist es natürlich für viele Gäste, dass der Kinderbereich im schlimmsten Falle zwei Jahre lang gesperrt sein könnte, falls sich die Bauarbeiten wirklich im schlimmsten Falle so verzögern sollten, wie es der Stadtsprecher nicht ausschließen kann.