Im Innenhof des Leuco-Areals holt der Bagger den "Blechcontainer" mit der Haus- und Lüftungstechnik vom Dach. Foto: Lück

Bürgermeister Ralph Zimmermann reißt erstes Stück aus Dach und Fassade. Fertigstellung bis Oktober?

Horb - Blauer Anzug, weißes Hemd, Ledersohlen. So steigt Bürgermeister Ralph Zimmermann auf die groben Ketten des gelben Baggers. An dessen Flanke der Aufkleber: "Pimpischnella". Baustellenhumor. Baggerfahrer Marco Pimpinella zeigt dem Bürgermeister, wie das so geht mit dem Bagger-Abriss-Biss am Leuco-Areal!

Es ist kurz nach halb elf. Die Schere des Baggers ist schon am Dach der ehemaligen Leuco-Fabrik Richtung Kelterwiesen platziert. Der Bürgermeister lässt die Schere zum ersten Mal zubeißen, Zimmermann grinst. Ein geschätzt ein Quadratmeter großes Stück beißt der Bagger aus dem Beton – es fällt runter.

Der Bürgermeister wird mutiger. Reißt gleich einen Pfeiler im ersten Obergeschoss raus. Es staubt. Jetzt sieht es schon ein bisschen mehr nach Abriss aus!

Dann übernimmt Abriss-Profi Pimpinella wieder die Steuerung: "Für den Anfang nicht schlecht. Ich denke, in einem halben Tag ist die ganze Fassade weg!"

Ehemalige Fabrik schon komplett entkernt

Doch erst mal muss sein gelber "Pimpischnella" Pause machen. Denn: Bürgermeister Zimmermann, Stadtarchitektin Barbara Kück sowie Bernd Schober von hpc (überwacht den Abriss) und Francesco Aquilano vom Abrissunternehmen Fischer gehen noch ein letztes Mal durch den ehmaligen Sitz von Leuco und Ceratrizit.

Siehe auch: Nächster Schwung für geplantes Ärztehaus

Die ehemalige Fabrik – innen schon komplett entkernt. Horber und andere haben schon Fenster abgeholt, im Erdgeschoss sind jede Menge Säcke, auf denen ein rotes Schild warnt: "Achtung, Asbest!"

Auf dem Dach Richtung Ihlinger Straße sind Bauarbeiter in blauen Anzügen und Staubmasken dabei, das Flachdach abzudecken. Und das Geländer zu demontieren.

Im Innenhof ist der große Bagger-Bruder von "Pimpischnella". Der CAT MH3024 ist noch ein Stück krasser als die Maschine, die der Bürgermeister bedienen durfte: Sein Fahrerhaus lässt sich sogar in die Höhe liften!

So kann dieser Bagger-Kollege mit bester Übersicht erst die letzten Betongerippe im Hof wegfegen. Dann geht es ganz locker an den Blechkasten der Lüftungsanlage auf dem Dach neben dem Leuco-Turm.

Abriss ist ein Riesen-Werk

Die Bauarbeiterkollegen in Blau schauen gebannt rüber, wie der Cat-Bagger den Blechcontainer mit den Ventilatoren mit der roten Schaufel von oben runter hebt und unten aufkommen lässt.

Bernd Schober von hpc: "Wir haben inzwischen schon knapp 4000 Quadratmeter Asbest ausgebaut." Aus den Öltanks wurde 12 000 Liter Heizöl abgepumpt. Und aus dem Beton – der schon bei Zimmermanns Baggerbiss runtergebröckelt ist, wird später ein Stützhang Richtung Ihlinger Straße entstehen. Aus insgesamt 11.000 Tonnen Beton, die hier aus den alten Mauern und Decken recycelt werden.

Und es läuft, so berichtet Francesco Aquilano: "Wir sind bisher gut im Zeitplan. Wenn alles so funktioniert wie geplant, werden wir am Tag der Deutschen Einheit fertig sein."

Der Abriss. Ein Riesen-Werk, um 41.000 Kubikmeter umbauten Raum der ehemaligen Fabrik dem Erdboden gleich zu machen.

Bernd Schober: "Ehrlich gesagt: Das ist ein mittelgroßer Abriss."

Francesco Aquilano vom Abrissunternehmern Fischer: "Wir haben schon König und Neurath im Industriegebiet Heiligenfeld dem Erdboden gleich gemacht."

Was ist die größte Herausforderung beim Abriss?

Aquilano: "Die ehemalige Fabrik liegt direkt an der Stadionstraße, auf der dauernd Autos fahren. Da darf natürlich die Sicherheit nicht gefährdet werden. In der nächsten Woche erwarten wir einen Riesen-Bagger mit 100 Tonnen Gewicht, der 35 Meter hoch ist. Damit kriegen wir dann richtig was weg. Damit der Staub nicht zu den Nachbarn zieht, bestellen wir einen Autokran, der vor diesen Riesen-Bagger ein Schutztuch hält."

Kann man nur hoffen, dass die Hochdachkombis mit Leuco-Aufschrift, die beim Autohaus Kronenbitter zufällig auf dem Hof stehen, nicht allzuviel Dreck abbekommen.

Tut es weh, so ein Gebäude dem Erdboden platt zu machen?

Schober antwortet diplomatisch: "Wenn etwas nicht mehr ins Bild passt, ist es besser, wenn etwas neues kommt."

Aquilano: "Fischer ist durch Logistik groß geworden. Wir planen jetzt ein neues Bürogebäude, das soll aussehen wie ein Lkw."

Die Abreißer – sie haben also einen Sinn für Neubauten. Doch was wird hier entstehen, wenn Schober, Aquilano und ihre Männer fertig sein werden? Wohnen, Ärztehaus, ein Discounter?

Bürgermeister Ralph Zimmermann: "Coronabedingt haben wir mit den Ärzten bisher nicht – wie geplant – sprechen können. Wir hoffen, dass diese Gespräche jetzt zügig erfolgen. Wenn wir dann ein Nutzungskonzept haben, werden wir das Lärmschutzgutachten in Auftrag geben. Neben der Kaserne ist das Leuco-Areal ein Zukunftsgelände für Horb!"

Der Rundgang durch das Noch-Gebäude ist beendet. Da gibts noch ein Geschenk aus den Abrisstrümmern für Bürgermeister Ralph Zimmermann: Ein graues Blechschild mit der Aufschrift: "Ceratizit Horb. Betreten der Betriebsräume verboten." Zimmermann: "Als Vorsitzender des Kultur- und Museumsvereins werden wir dafür eine geeignete Verwendung finden!"