Der Hinterhof des Elternhauses von Michael Riecher: Die Kriminalpolizei ermittelte am Wochenende auch in der Ritterschaftsstraße in Nordstetten wieder. Gibt es einen Zusammenhang mit einer Gruppe von Männern aus dem Kreis Ludwigsburg, die am Freitag mehrere Stunden im Ortskern und in der Nähe dieses Hauses unterwegs waren? Rechts oberhalb des Hinterhofs liegt ein ehemaliges Fabrikgelände, das ebenfalls von den Ermittlern untersucht wurde. Foto: Ganswind

Autos haben verdächtige LB-Kennzeichen. Kripo ermittelt wieder in Riechers Elternhaus.

Horb-Nordstetten - Wer sind die Männer, die sich am Freitag mehrere Stunden in Nordstetten aufgehalten haben? Und stehen sie in Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Mord am Unternehmer Michael Riecher? Der Fall scheint eine weitere mysteriöse Komponente zu bekommen.

Es ist in den vergangenen Wochen ruhig um die Ermittlungen geworden. Auch am letzten Wohnort des Tatverdächtigen Mohammed O., dem Elternhaus von Michael Riecher, war in den vergangenen Wochen augenscheinlich nichts mehr geschehen – außer, dass jemand alle Fensterläden schloss. Auch die Polizeisiegel waren entfernt worden. An der Tür klebt dafür ein neuer Aufkleber: "Die Sternsinger waren da." Doch seit Freitagabend ist die Kriminalpolizei wieder vermehrt auf dem Grundstück des Hauses aktiv.

"Umfangreiche Personenkontrolle" der Polizei

Ab Freitagmittag waren mehrere Männer im Dorf unterwegs. Immer wieder kehrten sie zu ihrem Auto zurück, das sie an der Volksbank abfahrbereit in Richtung der Straße abgestellt hatten. Das Autokennzeichen: LB für den Landkreis Ludwigsburg. Nach irgendetwas schienen die Männer – wohl drei oder vier – zu suchen.

Nach Hinweisen an die Polizei aus der Bevölkerung kam es schließlich zur "umfangreichen Personenkontrolle", wie ein Polizeisprecher auf Anfrage bestätigt. Die Männer aus den Bereichen Ludwigsburg/Leonberg seien bei der Polizei keine Unbekannten, so viel verrät der Polizeisprecher. Ob es einen Zusammenhang zum Verbrechen in Nordstetten gibt? "Dazu können wir aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nichts sagen", erklären Staatsanwaltschaft und Polizei einhellig.

Doch kurz nach der umfangreichen Personenkontrolle wurde auch die Kriminalpolizei wieder aktiv. Noch am Freitagabend leuchtete sie Riechers Elternhaus mit blauem Licht aus, das auf Spurensicherung hinweist. Auch am Samstag und Sonntag waren immer wieder Polizisten in Zivil im Garten und auf dem benachbarten Gelände des ehemaligen Fabrikgebäudes aktiv. Möglicherweise, so heißt es im Umfeld, könnten die Männer hier etwas ausgegraben haben.

Etwas, was mit der Tat oder den Umständen der Tat zu tun hatte? Schon am Anfang der Ermittlungen hatte die Sonderkommission den ganzen Ort abgesucht. Steht der aktuelle Vorfall damit im Zusammenhang?

Soko nicht mehr so groß, aber Ermittlungsgruppe immer noch aktiv

Die aktuellen Vorkommnisse machen den Fall noch mysteriöser. Denn das lange Schweigen der Ermittlungsbehörden ist eher ungewöhnlich. "Natürlich gibt es einfachere Fälle für uns", sagt ein Polizeisprecher. Ein Indiz, wie weit der Stand der Ermittlungen ist, gibt oftmals die Zahl der eingesetzten Ermittler. "Die Soko hat nicht mehr die ursprüngliche Größe von mehr als 50 Personen, aber es gibt noch eine Ermittlungsgruppe", berichtet der Sprecher der Polizei. Das heißt also, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Auch der Umstand, dass die Männer mit einem Auto mit LB-Kennzeichen unterwegs waren, lässt aufhorchen. Denn der zweite dringend Tatverdächtige, ein Staatenloser aus dem Palästina-Gebiet, stammt ebenfalls aus dem Kreis Ludwigsburg.

Und es war wohl nicht das erste Mal, dass ein Auto mit LB-Kennzeichen in der Nähe von Riechers Elternhaus gesichtet wurde. So soll wenige Tage nach den Festnahmen der Tatverdächtigen eine Nachbarin von einem Mann gefragt worden sein, ob sie über den Aufenthaltsort der Ehefrau von Mohammed O. Bescheid wisse. Das berichtete eine Anwohnerin im Gespräch mit unserer Zeitung. Ist das alles Zufall oder führen die Spuren des Verbrechens immer deutlicher in den Ludwigsburger Raum? Viele Fragen, die Polizei und Staatsanwaltschaft derzeit nicht beantworten wollen.

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