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Die Einschränkungen auf der B 32 bringen einige Probleme mit sich / Rettungszeiten verlängern sich

Die Stauzeiten zwischen Horb und Nordstetten sind aktuell das geringste Problem. Denn besonders beim Thema Rettungsfahrten ist die Sorge groß. Und auch die einspurige Fahrbahnführung sorgte in den vergangenen Tagen für Schrecksekunden.

Horb. Aktuell zeigen sich an der Baustelle B 32 zwischen Horb und Nordstetten einige Probleme.

Sorge eins: Rettungswege

Ein Rettungswagen bahnt sich den Weg durch die Baustelle. Doch er muss an der roten Ampel stehen bleiben. Wichtige Minuten gehen möglicherweise verloren. Das ist die Realität. "Ist die Fahrstrecke nicht einsehbar, muss der Rettungwagen an der Ampel warten", erklärt Alexandra Feinler, Pressesprecherin des DRK Kreis Freudenstadt. Denn das Risiko wäre eindeutig zu groß, dass man dem Gegenverkehr nicht ausweichen kann. "Bei einer Ampelregelung kann es aufgrund des Begegnungsverkehrs zu zeitlichen Verzögerungen kommen, denn die Missachtung einer roten Ampel könnte die Sicherheit der ausrückenden Rettungskräfte gefährden. Diese müssten gegebenenfalls rückwärts zur Ampel zurückfahren", konkretisiert die Pressesprecherin. Die Folge: Die Hilfsfristen verlängern sich mit großer Wahrscheinlichkeit. Zumindest bei den Helfern vor Ort aus Nordstetten und Empfingen, die ebenfalls alarmiert werden und vor dem Eintreffen des Notarztes die Patienten stabilisieren sollen, droht keine Einschränkung.

Und was passiert, wenn die Vollsperrung im Sommer dieses Jahres kommt? Diese Sorge äußerte auch der Dettenseer Ortschaftsrat in seiner Sitzung am Mittwoch.

Auch hier wird es wohl negative Auswirkungen auf die Hilfsfristen geben. Denn es müssen Alternativrouten gesucht werden. "Je nachdem, wo sich die Einsatzstelle befindet, werden die Rettungskräfte über Mühlen oder Isenburg fahren, wobei es zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann", sagt Feinler. Im Notfalleinsatz könnten im Allgemeinen verbotene Wege von den Einsatzkräften genutzt werden. Eine Alternative wäre die Nordstetter Steige. Doch dort hatte es bei der letzten Vollsperrung ebenfalls eine Ampellösung gegeben. Feinler: "Wenn ein Bus vorfahrtsberechtigt auf der Nordstetter Steige unterwegs wäre und Rettungskräfte an der Ampel stehen würden, müssten sie warten. Die rote Ampel kann in diesem Fall nicht missachtet werden."

Feinler erklärt weiter: "Es wäre hilfreich, wenn die Nordstetter Steige ausschließlich für den Rettungsverkehr zur Verfügung steht", so die DRK-Sprecherin. Weitere Alternativen zu der Anfahrt über Mühlen, Isenburg oder die Nordstetter Steige seien aktuell nicht bekannt, denn es gibt keine Sonderwege in diesem Bereich.

Merkwürdig: Besprechungen von offizieller Seite hat es laut DRK zu diesem Thema noch nicht gegeben.

Der Dettenseer Rat stellte sich auch die Frage, ob die Rettungsdienste Einfluss auf die Ampelschaltung nehmen könnten. "Eine Ampel mit einer Prioritätenschaltung kann von der Leitstelle aus nicht geschaltet werden", antwortet Feinler auf Nachfrage unserer Zeitung.

Sorge zwei: Straßenzustand

Damit die Nordstetter Steige zum Rettungsweg werden könnte, müsste sie wohl auch dringend saniert werden. Zwei Jahre als Umleitungsstrecke würden der Zustand der Steige allerdings nicht zulassen, hob der Dettenseer Rat hervor. Zusammen mit den Nordstetter Kollegen stellen sie deshalb den Antrag auf Sanierung, bevor die Vollsperrung startet. Die Stadt antwortet auf Anfrage unserer Zeitung: "Die Thematik der Nordstetter Steige wurde von Seiten der Stadtverwaltung bereits mit dem Regierungspräsidium als Vorhabenträger vorbesprochen und wird dort derzeit geprüft. Eine abschließende Rückmeldung liegt uns diesbezüglich jedoch noch nicht vor."

Ein anderer Straßenzustand sorgt auch für Gesprächsstoff. Denn die übrig gebliebene Spur ist durch die Bauarbeiten oftmals erheblich verschmutzt. Hier droht bei Nässe möglicherweise Gefahr bei Bremsvorgängen. Das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe schreibt allerdings: "Verschmutzte Fahrbahnen im Bereich der öffentlichen, nicht gesperrten Fahrspur sollten nicht vorkommen."

Sorge drei: Unfallgefahr

Ein Autofahrer aus Esslingen verliert auf seinem Weg zur Autobahn die Orientierung. Plötzlich denkt er, dass der Halbkreisel bei Nordstetten zweispurig ist und fährt auf die linke Spur. Es kommt zum Frontal-Crash mit einem anderen Auto. Dieser Unfall ereignete sich am Dienstag um circa 18.30 Uhr. Immer wieder ist zu beobachten, dass gerade Auswärtige Probleme mit der aktuellen Verkehrsführung in der Dunkelheit haben. Die Anfrage beim RP bestätigt diesen Eindruck. "Die Probleme waren dem Regierungspräsidium Karlsruhe bereits aufgefallen", sagt eine Sprecherin. Deshalb gab es am Donnerstagmorgen um 8 Uhr mit der Verkehrsbehörde Horb einen Besichtigungstermin. "Die Entscheidung beziehungsweise Anordnungen der Verkehrsbehörde Horb über weitere Gelbmarkierungen oder sonstige Beschilderungen liegt uns jedoch noch nicht vor", schrieb das RP am gleichen Tag. Zu einer Unfallhäufung sei es bisher aber nicht gekommen: "Dem Regierungspräsidium Karlsruhe ist lediglich ein Unfall von Anfang 2019 bekannt. Dieser beruhte auf Glätte beziehungsweise Schneefall."

Weiterer Gefahrenpunkt ist, dass einige Autofahrer von der Autobahn kommend direkt in Nordstetten abfahren und nicht schon zuvor in Mühlen, wie es ausgewiesen ist. Hier kam es schon zu einigen brenzligen Situationen. Das RP schreibt: "Die Autofahrer, die so fahren, ignorieren die angeordneten Verkehrszeichen. Der Vollzugsdienst zur Überprüfung und Ahndung dieser Verstöße obliegt der Stadt Horb."

Sorge vier: Sicherheit

Wer die Arbeiten während der Ampelphasen in den vergangenen Tagen beobachtete, konnte sehen, wie eng es teilweise bei den Hangarbeiten zugeht. Bagger und Baustellenfahrzeuge stehen auf engstem Raum, nahe der befahrenen Straße. Arbeiter gehen dicht am Verkehr vorbei. Sind die Arbeiter in Gefahr? Das RP antwortet sieht keine Gefahr: "Eine einstreifige Verkehrsführung ist derzeit möglich."

Die erforderlichen Spurbreiten der halbseitigen Sperrung seien gemäß der Richtlinien für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen eingehalten. Allerdings halten sich nicht immer alle Verkehrsteilnehmer an dem vorgeschriebenen Tempo 30, was zur Gefährdung der Arbeiter führen könnte. Das RP erklärt hierzu: "Generell stellt eine überhöhte Geschwindigkeit, im Besonderen in Baustellenbereichen eine Gefahr dar."

Sorge fünf: Doppel-Baustelle

Während der Vollsperrung der Nordstetter-Hochbrücken-Baustelle plant das Rathaus, den Schwerlastverkehr über die Anschlussstelle Rottenburg/Ergenzingen umzuleiten. Allerdings: Auch hier droht eine Baustelle – hier soll ein Kleeblatt entstehen. Droht auch auf dieser Ausweichstrecke Stau? Lisa Schlager, Sprecherin des verantwortlichen RP Stuttgart: "Baubeginn an der Anschlussstelle Rottenburg ist nach aktuellem Stand für das Frühjahr 2021." Als Bauzeit sind rund 15 Monate vorgesehen. Gibt es hier auch noch Vollsperrungen?

Sprecherin Schlager: "Die konkreten Verkehrsführungen werden im Vorfeld der Ausschreibung abgestimmt. Aus diesem Grund können noch keine endgültigen Aussagen hierzu getroffen werden. Nach aktuellem Stand wird davon ausgegangen, dass alle Fahrbeziehungen aufrecht erhalten werden können, sodass die Baumaßnahme die Vollsperrung in Nordstetten voraussichtlich nicht tangieren wird.