Lokale Metzgereien spüren zwar den Druck der Billiganbieter, punkten bei Kunden aber mit Qualität.

Horb - In Tiefkühllasagne aus Supermärkten wurde Pferdefleisch festgestellt, obwohl sie nur Rindfleisch enthalten sollte. Auf Bundesebene sucht Ilse Aigner nach möglichen Lösungen, aber auch in Horb und Umgebung hat der Skandal für Gesprächsstoff gesorgt.

In der Metzgerei Odermatt in Eutingen stellt man seit Längerem fest, dass der Verbraucher vor allem bei klassischen Metzgereiprodukten wie Hackfleisch vom Angebot der lokalen Metzgerei immer weniger Gebrauch macht. Vermutlich greife er aus Kostengründen auf Produkte der Supermärkte zurück. "Bei Spezialitäten wird hingegen immer noch auf das örtliche Fachgeschäft vertraut", so Axel Odermatt.

Auch die Verkäuferin einer weiteren lokalen Metzgerei macht ähnliche Beobachtungen: "Werbung für die Produkte der Metzgerei nützen wenig, da der Verbraucher sein Geld lieber für Urlaub ausgibt." Beide machen deutlich, dass sich gute Qualität aus eigener Schlachtung einerseits und niedriger Preis andererseits nicht vereinbaren lassen.

Wird sich der Pferdefleischskandal auf die Verkaufzahlen im lokalen Metzgereifachgeschäft auswirken? "Bei BSE und anderen Krisen hat sich das Kaufverhalten für zwei Wochen geändert, danach ging alles weiter wie davor", zieht die Verkäuferin der einen Metzgerei eine eher negative Bilanz.

Verzehr von Pferdefleisch stellt in Deutschland ein ethisches Problem dar

Axel Kaupp, der Chef des Fleischerfachgeschäfts in Altheim, schaut hingegen in eine andere Richtung: "Skandale haben uns immer gut getan, weil der Verbraucher wieder bewusst einkauft." Er bemerkt, dass in seiner Metzgerei der Fleischumsatz immer hoch war, da seit Generationen die Käufer auf die gute Qualität aus eigener Schlachtung vertrauen können.

Was unterscheidet Pferdefleisch von herkömmlichen Rind- oder Schweineprodukten? Axel Odermatt bemerkt, dass "der Verzehr von Pferdefleisch in Deutschland zwar nicht gang und gäbe ist, jedoch eigentlich nur ein ethisches Problem darstellt. Auch der Amtsleiter des Veterinär- und Verbraucherschutzamts in Freudenstadt, Edmund Hensler, macht deutlich, dass Pferdefleisch als solches keine Nachteile mit sich bringt. Es sei denn, das Fleisch enthalte Medikamente wie Phenylbutazon, das beim Menschen starke Nebenwirkungen hervorruft. "Wenn das Kontrollsystem jedoch korrekt funktioniert, dann dürfen keine Pferde geschlachtet werden, die zuvor beispielsweise als Sportpferde Medikamente erhalten haben", erklärt Hensler.

Pferdefleisch in Produkten aus Rindfleisch. Nun auch Schweinefleisch in Dönerspießen. Der Geschäftsführer von Murat Lamm, Mevlüt Kabalar, produziert und verkauft mit seiner Firma in Horb Dönerfleisch. Er spricht bezüglich der Funde des Schweinefleischs deutlich von "Betrug". Er selbst achtet darauf, dass in seiner Firma keine Schweinefleischprodukte verarbeitet werden. "Dies geht auch aus religiösen Gründen nicht", unterstreicht Meylüt Kabalar. Er verspricht seinen Kunden Qualität aus eigener Schlachtung, wie dies auch die anderen Metzgereien tun.

Die Bundesministerin Ilse Aigner, verantwortlich für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, sieht als mögliche Lösung des Skandals, dass künftig auch bereits verarbeitete Fleischprodukte ein Kennzeichen ihrer Herkunft aufweisen.

Edmund Hensler hat allerdings Bedenken bezüglich der praktischen Umsetzung und sieht verschiedene notwendige Handlungswege. Zunächst müssen "die mittlerweile EU- und weltweiten Handelsströme transparenter gemacht werden", führt er aus.

Dadurch, so Hensler, kann der Verbraucher besser nachvollziehen, woher sein Fleisch stammt. Außerdem ist ihm wichtig, dass "die bereits vorhandenen Kontrollen ausgeweitet und korrekt durchgeführt werden". Ähnliche Skandale könnten so in Zukunft frühzeitig vermieden werden. "Aber auch beim Verbraucher gibt es Handlungsbedarf", stellt Hensler fest. "Er übt auf den Hersteller Druck aus, möglichst billige Produkte anzubieten." Im Kreis Freudenstadt, so Hensler, gäbe es keinen Hersteller, der negativ auffalle.

Fazit: Die Metzgereien vor Ort würden sich freuen, wenn wieder mehr Menschen auf die Qualität ihrer Produkte vertrauen würden. Axel Odermatt versteht deshalb die Krise auch als "Chance".