Brigitte Schubert, Susanne Veith, Peter Krause und Michael Keller zeigen die Maschenkunst, mit der die Orgel in der Johanneskirche verhüllt wird. Foto: Hopp

Orgelverstrickung zum Reformationsjubiläum schreitet voran: Orgel in der Johanneskirche wird jetzt verhüllt.

Horb - Die Hälfte ist schon geschafft: Die Orgel in der evangelischen Johanneskirche ist auf der Rückseite schon behängt.

Oberstricker Peter Krause: "Meine Frau hat gestern die Wolle hochgetragen." Oben an der Orgel ist Jürgen Schubert gerade dabei, das riesige Kunstwerk noch zu richten, damit die verschiedenen Teile perfekt zu sehen sich. Egal, ob der Jesus-Fisch mit den griechischen Initialen des Erlösers, das Teil mit "500 Jahre", das ans Reformationsjubliäum erinnert – alles soll natürlich perfekt zu sehen sein.

Vorne wird es komplizierter, das Maschen-Memorial für Martin Luther und Johann Sebastian Bach anzubringen. Krause: "Wir haben von Maler Beuter aus Bildechingen ein Gerüst gespendet bekommen. Außen haben wir zwei Streben angebracht, zwei Dachlatten vorgehängt. Damit die Labien und die sich um 17 Zentimeter nach vorne ausgewölbten Schallöffnungen der Orgel weder zugedeckt noch beschädigt werden." Dann zeigt Krause nach oben: "Dort haben wir einen Bambusstab. Unser Plan ist, den vorderen Teil der gestrickten Verhüllung durch unsere Maschen ähnlich wie eine Jalousie hoch und wieder runterziehen zu können. Damit die vielen Elemente auch im Gottesdienst benutzt werden können."

Und darauf freuen sich die Pastoren Susanne Veith und Michael Keller. Veith: "Christo verhüllt, um etwas sichtbar zu machen. Toll, dass bei den vielen Stücken, die die vielen Stricker gemacht haben, ein starker biblischer Bezug da ist. Die einzelnen Motive werden wir in unsere Gottesdienste und Veranstaltungen mit einbeziehen. Beispielsweise bei der Church Night am Reformationstag."

Keller: "Im Herbst planen wir beispielsweise drei Abende zum Bauernkrieg und zur Täuferbewegung. Elemente, die heutzutage im Protestantentum nicht mehr aktuell sind. Da nehmen wir den Faden zur Vergangenheit wieder auf – um die abgeschnittenen Pfade wie beispielsweise Luthers Stellung zu den Juden oder zur Täuferbewegung zu thematisieren und zu schauen, wo man wieder anknüpfen kann."

Faden und Maschen. 5,4 Millionen insgesamt. Und 90 Kilometer Wolle. Oberstricker Krause hat deshalb auch schon die Namen der vielen Stricker und Spender aufgestickt und zeigt es stolz in die Kamera: "Das kommt dann an die Seite und wird das vordere und hintere Teil der Orgelverhüllung verbinden." Für ihn selbst brachte das "Maschen Memorial" ganz neue Erkenntnisse. Krause: "Für mich als Protestant war es erstaunlich, dass auch zwei Katholiken fleißig mitgestrickt haben. Katholiken tun etwas für Luther – das ist für mich gelebte Ökumene." Das Maschen-Memorial. Am 9. Juli zum Gottesdienst soll es komplett hängen. Pfarrerin Veith: "Am 14. Januar im nächsten Jahr wird es dann abgehängt sein. Dann planen wir ein großes Fest: Nach dem Gottesdienst um 9.15 Uhr sollen um 11 Uhr die einzelnen Stücke für einen guten Zweck versteigert werden. Danach soll es dann ein gemeinsames Mittagessen geben – so die bisherigen Pläne."

Das Maschen-Memorial. Entstanden im Kreativraum von Michael Grüber. Bei einem Besuch von "Oberstricker" Peter Krause und beim Weintrinken wurde die Idee geboren. Faszinierend, was jetzt daraus geworden ist.