„Wundine on Wheels“ ermöglicht Kindern Schwimmunterricht – auch, wenn es vor Ort kein Bad gibt. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

„Wundine on Wheels“, ein Schwimmbecken im Laster, kommt vom 20. November bis zum 9. Februar nach Neubulach. Ermöglicht wird das Ganze durch eine Stiftung. Das Ziel: Kindern vor Ort das Schwimmen beibringen.

Seit geraumer Zeit schlägt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Alarm: Pro Jahr ertrinken Hunderte Menschen in Deutschland – und um die Schwimmfähigkeiten in der Bevölkerung scheint es immer schlechter bestellt zu sein.

So ergab eine Forsa-Umfrage der DLRG im Jahr 2022, „dass 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen können“, heißt es auf der Internetseite der Lebensretter. Durch Corona und die Schließung zahlreicher Schwimmbäder habe sich diese Zahl seit 2017 verdoppelt.

80 Bäder pro Jahr

Und apropos Schließungen: Jedes Jahr seien rund 80 Bäder betroffen, erklärt die DLRG. Auch im Kreis, genauer gesagt in der Stadt Calw werden Ende des Jahres in einem Bad die Lichter ausgehen. Und zwar im Kinderdorf Stammheim, aus wirtschaftlichen Gründen.

Stiftung übernimmt alles

Viele Städte und Gemeinden haben indes schon kein Bad mehr – oder hatten nie eines. Keine Schwimmmöglichkeit gibt es beispielsweise in Neubulach. Ein Umstand, der sich nun ändert – wenn auch nur für kurze Zeit.

Denn dort wird vom 20. November bis zum 9. Februar ein Schwimmbad auf Rädern gastieren – voraussichtlich auf dem Parkplatz der Neubulacher Grundschule. Das gab Bürgermeisterin Petra Schupp in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats bekannt.

Zwischen vier und zwölf Jahren

Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren werden dort die Möglichkeit bekommen, Schwimmunterricht zu nehmen. Das Ganze laufe über die Schulen und Kindergärten, die bereits Gruppen zusammengestellt hätten, berichtete Schupp.

Was hinzu kommt: Die Stadt muss sich, auch finanziell, lediglich um Wasser und Strom kümmern. Der Rest (einschließlich Schwimmlehrer) wird von der Josef-Wund-Stiftung übernommen, die mit dem mobilen Schwimmbad – „Wundine on Wheels“ genannt – in Lücken stoßen will, „die andere nicht füllen können“, heißt es auf deren Internetseite. Dabei werde Hand in Hand mit Schulen, Kommunen, Vereinen, Verbänden und dem Kultusministerium gearbeitet.

18 Meter langer Truck

Bei „Wundine on Wheels“ handelt es sich um einen 18 Meter langen Truck, der seit 2022 zu Schulen und Kitas fährt, damit Kinder vor Ort schwimmen lernen können. Im Auflieger des Lastwagens sind neben einem voll ausgestatteten Lehrschwimmbecken auch Umkleidebereiche und Sanitäreinrichtungen eingebaut.

Um selbst von „Wundine“ besucht zu werden, musste die Verwaltung zunächst einen Antrag bei der Stiftung stellen und Interesse bekunden. Der Gedanke dahinter: Während es im Rahmen des Schulunterrichts möglich ist, Schwimmen in umliegenden Bädern anzubieten, wird es für Kindergärten schon schwieriger. Jene kommen nun auch zum Zug.

Lange Warteliste

Dass Neubulach überhaupt zum Zug kam, war indes sicher auch mit ein wenig Glück verbunden. Denn „Wundine“ ist laut Medienberichten äußerst begehrt – und die Wartelisten seien lang, das Becken bis ins Jahr 2025 hinein ausgebucht.

Entwicklung und Bau des ersten Schwimm-Mobils haben nach Angaben der Josef-Wund-Stiftung mehr als zwei Jahre in Anspruch genommen. Das Becken ist sechs Meter lang und bietet bis zu sechs Kindern Platz. „Richtiges“ Schwimmen ist darin zwar eher nicht möglich, Wassergewöhnung und das Erlernen der Grundfertigkeiten – wie Gleiten, das Tauchen oder Schwimmbewegungen – dagegen schon.

Bürgermeisterin Schupp ist sich auf jeden Fall glücklich über die Gelegenheit – auch, dass sich diese im Winter bietet. Im Sommer sei schließlich auch das Freibad Bad Teinach nicht weit. „Das ist einfach optimal jetzt gerade“, freute die Bürgermeisterin.