Aus der Hoffnung kommt die Kraft zum Handeln“. Mit diesem abschließenden Satz stärkte der bekannte Publizist, Autor, Journalist und Jurist Heribert Prantl die gut 200 Zuhörer mit seinen „Denkanstößen zu Menschenrechten und Humanität“.
„Refugio“, das Traumazentrum für Flüchtlinge, hatte anlässlich seines 25-jährigen Bestehens geladen und für alle, die Prantl hören wollte, mussten im Foyer der Neuen Tonhalle zusätzlich Stühle aufgestellt werden.
Wortgewaltig und „zornig“ (Prantl) sprach dieser vom „schwarzen Donnerstag“, an dem der Kanzler zum EU-Asylkompromiss ein Machtwort gesprochen, die Innenministerin der umstrittenen Krisenverordnung zugestimmt und der Oppositionsführer Flüchtlingen eine Einreise nach Deutschland nur wegen ihrer maroden Zähne unterstellt habe.
Refugio preisverdächtig
Prantl, der nach eigenen Angaben über 1000 Leitartikel, Kolumnen und Kommentare über Flüchtlingspolitik geschrieben und das Recht auf Asyl zu seinem „journalistischen Lebensthema“ erkoren hat, würde „Refugio“ den alternativen Nobelpreis überreichen, denn dort kümmere man sich um den Einzelfall – „und der zählt“. Der einstige Richter und Staatsanwalt wirft den politisch Verantwortlichen vor, keinerlei legale Fluchtwege zu öffnen, sondern nur unmenschliche „Irrwege“ zuzulassen.
Das humane Motto, die Flüchtenden so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte, wäre man auf der Flucht vor Krieg, Mord, Vergewaltigung oder politischer Verfolgung, sei aus den Augen verloren. „Menschenwürde ist nicht aus Seife, die sich abnutzt, nur weil sich zu viele auf sie berufen“, rief er und plädierte für Fluchtursachenbekämpfung statt aus Gründen der Abschreckung, geflüchtete Menschen schlecht zu behandeln.
Diskussion auf Podium
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit der Sigmaringer Landrätin Stefanie Bürkle, der Landessprecherin der Grünen Jugend, Aya Krkoutli, der Refugio-Geschäftsführerin Astrid Sterzel und dem Psychotherapeuten Manfred Kiewald wurde die Komplexität des Thema noch einmal deutlich. Während Krkoutli sich für uneingeschränkte Migration aussprach, wies Stefanie Bürkle auf die konkreten Probleme von Kommunen und Landkreisen und wünschte sich für eine menschenwürdige Betreuung der Geflüchteten vor allem mehr haupt- und ehrenamtliches Personal.