„Ich mach’ mein Ding“ – beim Anblick dieses besonderen Gastes rieb sich mancher Zuschauer die Augen. Foto: Cools

Volles Haus am Dienstag im Kraftwerk – und das zurecht. Im Comedy Club von Lokalmatador Heinrich del Core servierten vier brillante Gast-Acts trockenen Humor, gesalzene Pointen und verblüffende Parodien. Bei einem war schon das Outfit ein Highlight.

Dass 650 Zuschauer den Weg zum Rottweiler Kraftwerk gefunden hatten, fand Heinrich del Core schonmal verwunderlich angesichts des Verkehrschaos – Pardon, Verkehrsversuchs. Der war doch bestimmt eine Idee der Narrenzunft, spekulierte del Core.

Dass die Anreise funktioniert hatte, war für die Zuschauer ein Glück, denn das Programm auf der Bühne war so kurzweilig, dass die rund drei Stunden wie im Flug vergingen. Bei den Witzen der Comedy-Acts verhielt es sich – um es mit del Cores Worten zu sagen – wie mit Abführmittel: Bei manchen zündeten sie gleich, bei anderen verzögert, aber sie zündeten!

Großes Kino

Ganz große Unterhaltung – nicht nur im wörtlichen Sinne – bot der 26-jährige Jonas Greiner. Wer 2,07 Meter groß ist, muss zwangsläufig schlagfertig sein. Kein Wunder, dass er auf stupide Standard-Fragen wie „Spielst du eigentlich Basketball?“ und „Wie wird man eigentlich so groß?“ eine passende Antwort parat hatte, die das Gegenüber sprachlos zurücklassen dürfte.

Da er auch noch aus dem Landkreis Sonneberg kommt, der jüngst durch den ersten AfD-Landrat für Schlagzeilen sorgte, drängte sich die komödiantische Verarbeitung geradezu auf. Kein Problem für Greiner.

Eine spitze Zunge, herrlich trockener Humor, schlagfertig, selbstironisch, frech und souverän – gut, dass es der junge Comedian trotz „Tunnelflucht“ und stundenlanger ÖPNV-Odyssee aus dem Osten nach Rottweil geschafft hatte.

Wie Ausbilder Schmidt am Beckenrand

Der nächste Gast hat nicht nur den Beckenrand im Kombibad Köln-Zollstock im Griff – Bademeister Schaluppke stellte im Kraftwerk gleich klar, wer die (Bade)Hosen anhat.

In knapper Buxe, Badelatschen und mit der Trillerpfeife in der Hand erzählte der „Fußpilzflüsterer“ von chlorreichen Tagen, „Bazillenpartys“, wenn Boxershorts unter den Badehosen getragen werden, und alltäglichem Ärger mit frechen Gören und Kevins. Die Devise: Wer nicht spurt, wird unter die Dusche geschickt.

Um die Regeln auch wirklich allen begreiflich zu machen, verpackte Schaluppke sie kurzerhand in einen Rap und gab quasi als Bonus einen kleinen Zumba-Einführungskurs als „Bade-José“, bei dem er verblüffende Tanzbewegungen auspackte.

Schwäbisches Schorle

Das Comedy-Mundart-Duo Hillus Herzdropfa hatte bei seiner Reise im Sonntagshäs „vo d’r Alb ra“ zum Volksfest nach Stuttgart zu den „Feinstaub-Huaschtern“ derweil ganz andere Sorgen.

Die Fahrt wird zum ruppigen Wortgefecht, und Hillu bekennt, dass sie ihren Maddeis, der „z’ dumm zum Riaba stupfa“ sei, ja am liebsten „wegtun“ würde – aber die Kinder hängen so an ihm.

Als dann vor Ort in Sachen Kulinarik auch noch auf ein schwäbisches Schorle – halb Hahnenwasser, halb Sprudel – und ein Gsälzbrot von daheim zurückgegriffen werden muss, ist die Laune am Nullpunkt angekommen – nur bei Hillus Herzdropfa, versteht sich. Das Publikum amüsierte sich beim barschen Schlagabtausch des Ehepaars prächtig.

Von Joe Cocker zu Elvis

Nicht nur im Publikum waren übrigens namhafte Gäste zugegen. Stars wie Elvis, Michael Jackson und Freddy Mercury machten ihre Aufwartung – wenn auch ein klein wenig verändert.

Multitalent Tobias Gnacke fing ganz sanft an, indem er den „Jäger aus Kurpfalz“ erst in der Version von Reinhard Mey, dann in der von Peter Maffay, Tim Bendzko und schließlich Helene Fischer darbot – am Ende mit den einprägsamen Zeilen: „Atemlos durch den Wald, mach ich jede Wildsau kalt“.

Beim dann folgenden Medley wurde er mit wenigen Handgriffen von Joe Cocker zu Eros Ramazotti, Heino, Tina Turner, Udo Lindenberg, Mark Forster, Andreas Gabalier, Elvis, Freddy Mercury und anderen Stars der Musikgeschichte. Gesang und Tanzbewegungen waren dabei derart authentisch, dass einige Zuschauer baff waren.

Ist „Schneemann“ gendergerecht?

Natürlich zeigte auch der Gastgeber selbst, was er in Sachen Comedy drauf hat, und sinnierte über die Brezeltaste, für die es beim Bäcker eher verdutzte Blicke statt einer kostenlosen Brezel gibt, und die Frage, wie gendergerecht und rassistisch der Begriff „Schneemann“ eigentlich ist. „Aber hey, der ist halt nun mal weiß.“

Die 650 Zuschauer verließen das Kraftwerk am Ende bestens unterhalten – aber nicht ohne den Comedy-Größen, die zur Autogrammstunde bereitstanden, ihre Begeisterung auszusprechen.