In der SPD-Diskussionveranstaltung zur Tiefgarage zeigte sich bei den Zuhörern eine spürbare Mehrheit als Tiefgaragengegener, aber auch die Argumente, die die SPD-Räte für eine Tiefgarage vorbrachten, machten einige im Saal nachdenklich. Gemeinderatsentscheidung nochmal verschieben, meinten dann manche. Foto: Stopper

Mehrheit der Zuhörer bei Diskussionsveranstaltung gegen Projekt. Angst vor Kostenexplosion.

Hechingen - Eine Tiefgarage macht die Stadt nicht attraktiver, sagen die einen. Man kann nicht die derzeit etwa 100 Parkplätze auf dem Platz ersatzlos streichen, um dort einen Park zu bauen, sagen die anderen. Der Tiefgaragen-Gesprächsabend der SPD im Starken Cafe verlief kontrovers.

Wie der Gemeinderat heute abstimmt, da wagt kaum jemand eine sichere Prognose. Es wird eine knappe Entscheidung erwartet. Im Starken Cafe schien am Mittwoch die Mehrheit der etwa 35 Gäste eher zu den Tiefgaragen-Gegnern zu zählen.

Große Angst vor einer Kostenexplosion beim Tiefgaragenbau

Viele aus Angst, dass die bislang geplanten sechs Millionen Euro Kosten weit überschritten werden. Geld, das dann fehlen wird, um an anderer Stelle Hechingen attraktiver zu machen.

Hut ab vor den SPD-Räten, die es überwiegend schafften, hier eineinhalb Stunden einfach nur zuzuhören, obwohl sie in vielen Punkten anderer Ansicht sind. Das war ihren Gesichtern anzusehen. Gelegentlich überkam es Jürgen Fischer, Roger Braun und Margret Simoneit dann doch, aus ihrer Sicht falschen Aussagen zu entgegnen. Dabei blieben sie vorbildlich kurz, und gaben das Wort dann wieder an ihre Gäste zurück.

SPD: Hahns Plan C klärt nicht, wo wegfallende Parkplätze ersetzt werden

Überhaupt wurde die SPD von allen Seiten an diesem Abend sehr gelobt dafür, dass sie den Hechinger Einwohnern mit der Veranstaltung ein Gesprächsforum gegeben hat.

Hauptargument der SPD: Der von Bürgermeister Philipp Hahn vorgelegte Plan C legt überhaupt nicht fest, wo die Leute, die derzeit auf dem Obertorplatz parken, künftig ihre Autos abstellen sollen. Diese Frage hat aus Sicht der SPD eine zentrale Bedeutung, und die einzige mögliche Antwort sehen sie in einer Tiefgarage unter dem Platz.

Manche gängige Argumente, die oft als Tatsachen verkauft wurden, konnten die SPD-Räte etwas erschüttern. Beispielsweise stimmt es wohl nicht, dass die großspurigen Obertorplatz-Kaufhaus-Pläne von Bürgermeisterin Bachmann für den Tiefgaragenbeschluss im Gemeinderat ausschlaggebend waren. Der Beschluss für die Tiefgarage fiel vor der Verkündung von Bachmanns Kaufhaus-Fantasien. Zentrales Argument damals für die Tiefgarage war im Gemeinderat, dass ein Parkplatz-Ersatz geschaffen werden muss, wenn der Obertorplatz blechfrei werden soll.

Einige Zuhörer pflichteten der SPD hier vehement bei. Beispielsweise für Besucher der Stadthalle und Villa Eugenia fehlten heute schon Parkplätze, argumentierten sie.

Genau diese Parkplatz-Notwendigkeit wurde von vielen Zuhörern in Frage gestellt. Verwiesen wurde auf Annahmen, dass Benzinautos bald überholt sind, dass auch Hechinger die Fähigkeit erlangen können, mal ein paar Meter zu Fuß in ein Geschäft zu laufen. Oder es wurde angeregt, den Autoverkehr durch besseren ÖPNV zu minimieren.

Ebenso häufig zu hören: Die Tiefgarage machen den Platz nicht schöner, denn oben drauf könne man dann nur "Bonsai-Bäumchen in Betonkübeln" aufstellen. Weshalb also sollten Leute unter so einem Platz parken wollen? Und was wäre vom Einzelhandel der Stadt nach drei Jahren Bauzeit noch übrig?

Ein Hechinger Orthopäde hielt dagegen. Er habe den Entschluss zum Bau seines Gebäudes gefasst, als der Gemeinderat vor vier Jahren für die Tiefgarage stimmte. "Wie wollen Sie künftig Investoren überzeugen, wenn man sich auf den Gemeinderat nicht verlassen kann?", fragte er.

Aus SPD-Reihen meldet sich kein Tiefgaragen-Skeptiker zu Wort

Der SPD konnte dieser Vorwurf nicht gelten. Sie steht wohl weiter zur Tiefgarage. Wie die sechs Räte morgen abstimmen, sagten sie zwar nicht, aber Tiefgaragenskeptiker waren in ihren Reihen nicht auszumachen.

Ganz zu Anfang des in sehr guter Atmosphäre verlaufenden Abends hatte genau diesen Punkt Heiko Zimmermann aus dem Publikum heraus angesprochen: "Steht Ihre Entscheidung nicht schon fest? Sind Sie überhaupt noch offen für die Argumente in dieser Diskussion?", fragte er die SPD-Räte. "Ganz offen nicht", so die Antwort von Fraktionssprecher Jürgen Fischer. Ein wenig offen also schon? Was das genau heißt, ließ er offen.

SPD-Rat Roger Braun sagte zum Ende der Diskussion hin jedenfalls: "Wir sprechen über dieses Thema schon viele Jahre im Gemeinderat sehr ausführlich, und ich habe heute kein Argument gehört, das ich nicht schon kannte und das wir nicht schon diskutiert haben." Es klang dann auch durchaus plausibel, als er erklärte, weshalb er weiterhin von der Tiefgarage überzeugt ist. Der derzeitige First-Parkplatz soll mit Wohnungen bebaut werden, dann wären die dort geplanten Tiefgaragen aber zum erheblichen Teil mit Anwohner-Autos blockiert. Am Ende stünden hier weniger Parkplätze zur Verfügung als bisher. Deshalb sei die Tiefgarage unverzichtbar.

Nach allgemeiner Auffassung zu kurz kam die Diskussion über die künftige Platzgestaltung. Hier wurde aber klar: Plan C scheint Entwurf für die Platzgestaltung die große Mehrheit noch nicht zu überzeugen.