Sozialwerk-Azubi Joshua Christopher soll abgeschoben werden. Das entsetzt Praxisanleiterin Kathleen Thomann (hinter rechts), Teamleiterin Sandra Oesterle (hinten links) sowie Christiane Straßer, Leiterin des Pflegedienstes und der Verwaltung. Sie sind von seiner Arbeit als Pflegeazubi sehr überzeugt. Foto: Sozialwerk

Joshua Christopher aus Nigeria erhält durchweg gute Beurteilungen. Jürgen Weber schaltet sich ein.

Hechingen - Er lernt als Pfleger-Azubi beim Hechinger Sozialwerk einen Beruf, der dringend gebraucht wird. Trotzdem droht Joshua Christopher nun die Abschiebung.

Als unbegleiteter Minderjähriger kam Joshua Christopher vor knapp vier Jahren als Flüchtling aus Nigeria nach Deutschland. Er zählte zu jener Gruppe, die vorübergehend in der früheren Kreisklinik Hechingen einquartiert wurde. Er tat viel für seine Integration, besuchte Sprachkurse, absolvierte Praktika.

Behörden fordern ihn auf, in sein Heimatland zurückzukehren

Mittlerweile ist Joshua Christopher 21 Jahre alt, und sein Deutsch hat so große Fortschritte gemacht, dass er ein Praktikum beim Sozialwerk absolvieren konnte. Er strengte sich an, die Beurteilungen waren durchweg positiv, und so erhielt folgerichtig auch einen Altenpflege-Ausbildungsplatz. Altenpfleger werden dringend gesucht in Deutschland.

Die zuständigen Behörden kümmert das nicht. Sie haben Joshua Christopher nun aufgefordert, in sein Heimatland zurückzukehren. Dafür wurde auch eine gewisse finanzielle Unterstützung aus der Staatskasse angeboten. Sollte er sich aber weigern, so drohe ihm die Abschiebung, stellte die Behörde fest.

Sozialwerk-Geschäftsführer Jürgen Weber will sich damit nicht abfinden. "Jetzt schlägt`s dreizehn", so sein Kommentar. Er verweist darauf, dass Bundes- und Landespolitik stets darauf gedrungen hätten, dass man sich um jungen Flüchtlinge kümmert und sie bei entsprechender Eignung für eine Ausbildung in den so genannten Mangelberufen gewinnt. Bei Joshua Christopher habe dies bestens funktioniert.

Personalchefin ist empört

Die Führungsriege des Hechinger Sozialwerks stemmt sich deshalb vehement gegen die drohende Abschiebung und hat dem zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe bereits eine entsprechende Stellungnahme zukommen lassen. Auch Joshua Christopher teilte dorthin mit: "Freiwillig werde ich nicht ausreisen, weil ich in Deutschland integriert bin. Ich habe eine Wohnung und Freunde hier, und ich mache eine Ausbildung."

Personalchefin Christiane Straßer betont: "Joshua Christopher hat sich von Beginn an sehr engagiert. Er wurde von unseren Patienten und den Angehörigen aufgrund seiner freundlichen Ausstrahlung sofort akzeptiert. Die Rückmeldungen während der Ausbildung sind nach wie vor durchweg positiv, und auch die Praxisanleiterin und das Kollegium bestätigen, dass er die pflegerischen Aufgaben sehr gut erfüllt."

Was sie auch empört. Seit Jahren würden Beschäftigte in Pflegeberufen am Limit arbeiten, das Sozialwerk finde nur sehr schwer genügend qualifizierten Pflegekräfte. Die drohende Abschiebung sei unter diesem Gesichtspunkt nicht nachvollziehbar. Sozialwerk-Geschäftsführer Jürgen Weber weist zudem darauf hin, dass in die Ausbildung des jungen Mannes auch schon viel Geld und Energie investiert worden sei. Das alles sei nun möglicherweise völlig umsonst gewesen. Weber verweist auf das im Januar in Kraft getretene Gesetz über Duldung bei Ausbildung und Beschäftigung. Er will erforderlichenfalls noch die Wahlkreisabgeordnete und Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatministerin Annette Widmann-Mauz, einschalten.