So soll sich der Neckar nach der Renaturierung durchs Tal schlängeln und auch Platz für einen Auwald bieten. Planer Mark Vorrath und Bürgermeister Ralf Ulbrich (Zweiter und Dritter von links) zeigten dem Gemeinderat die Pläne. Foto: Marcel

Ein Leuchtturmprojekt für das Land, das könnte die Neckarrenaturierung bei Deißlingen werden. Allein kann die Gemeinde das Projekt aber nicht stemmen. Sie braucht Fördergelder - und nicht wenig.

Für die Gemeinde allein wird das Projekt, bei dem der Neckar in sein ursprüngliches Bett zurückgebracht werden und sogar ein Auwald entstehen soll, einfach zu teuer. Mark Vorrath vom Büro Planstatt Senner stellte die Pläne den Gemeinderäten in der jüngsten Sitzung vor: Der neue und damit historische Flussverlauf wird grob modelliert, also ausgebaggert, die Kosten dafür übernimmt das Land.

Der Neckar sucht sich dann seinen Verlauf, ein Teil des jetzigen wird dann zum „Altarm“, der aber nicht mehr durchgängig ist, also auch nicht mehr fließt. Hier ist dann Platz beispielsweise für Amphibien, die stehendes Gewässer lieber mögen. Bei Hochwasser darf das Neckartäle dann auch überflutet werden – ein Schutz für den Ort, weil sich das Wasser sich hier ausbreiten kann.

Das Naherholungsgebiet

Trotzdem bleibt das Gebiet ein Naherholungsraum für die Deißlinger und alle anderen, auch wenn der Uferbereich Pflanzen und Tieren überlassen wird. Dafür wird eine Plattform gebaut, von der aus man die Natur beobachten kann. Ursprünglich war ein Steg geplant, der könnte aber Hochwasser zum Opfer fallen. Also wird Aushub genutzt, um einen Hügel zu bauen und um das jetzige, vor 100 Jahren angelegte Flussbett wieder zuzuschütten.

Derzeit liegen die Kosten für die Neckarrenaturierung bei etwa 750 000 Euro, hauptsächlich für Baggerarbeiten. Davon sind 500 000 Euro vom Land zugesichert. Bei der Gemeinde, die sich hier noch mit dem Landkreis und dem Landschaftserhaltungsverband LEV ins Vernehmen setzen will, bleiben Kosten für Bepflanzung und den Hügel.

Eine große Chance

Die Verhandlungen seien aufwendig gewesen, betonte Ulbrich, da der Neckar dem Land gehört. Aber das „Generationenprojekt“ verspreche, ein richtig großer Wurf am Oberlauf des Neckars zu werden. „Es ist eine große Chance“, und man habe die Hoffnung, dass andere Angrenzer mitziehen und ebenfalls renaturieren, „wenn sie sehen, was hier entsteht.“ Ulbrich nannte es die „Vision Neckar“. Und betonte auch, dass dies sicherlich auch kommende Generationen beschäftigen werde.

Karin Schmeh (CDU) wollte wissen, was bei einem Gifteintrag passiere, den habe es schließlich schon öfter gegeben. Hier konnte Planer Vorrath beruhigen: „Ein naturnahes Gewässer erholt sich schneller.“ Karl Heinz Maier, ebenfalls CDU, fragte an, ob man den Fluss nicht tiefer und breiter machen könnte. Das sei nicht sinnvoll, so Mark Vorrath. Würde man ihn tiefer legen, könnten sich die Lebewesen, die am Boden leben, nicht durchgängig bewegen. Und die Breite suche sich der Neckar selbst, „er wird sich den Raum nehmen, den er braucht. Das wird eine natürliche Dynamik.“

Beobachten statt Betreten

Sehr zufrieden mit den Plänen zeigte sich Gerhard Stern (SPD), und Bürgermeister Ulbrich betonte, für den Naherholungsraum Neckartäle stehe dann nicht die Erlebbarkeit durch Betreten sondern durch Beobachten im Mittelpunkt.

Erste Schritte sind bereits getan, auf Höhe des Skrös-Brünnles wurden die schweren Ufersteine entfernt und Bäume gepflanzt – die Basis des einstigen Auwalds.