Gut zu erkennen, die Stahlbetonplatte, die über den historischen Mühlenkanal gebaut wurde, der unter der L 360 verläuft. Foto: Kost

Einer der größten Straßenbaustellen in Haigerloch geht langsam aber sicher dem Ziel entgegen: Die technische Sicherung des historischen Mühlenkanals, der unter der L 360 verläuft.

Haigerloch - Der historische Mühlenkanal der bei der steilen Zufahrt ins ehemalige jüdische Wohnviertel Haag unter der Landesstraße hindurch verläuft, drohte unter der Last des täglich über ihn rollenden Verkehrs zusammenzubrechen. Also wurde die Straße bereits Ende des Jahres 2017 für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen gesperrt. Dies hatte aber zur Konsequenz, dass immer mehr Lastwagen den Umweg über die Stettener Ortsdurchfahrt nahmen. Deshalb wurden von dort die Rufe immer lauter, etwas zu unternehmen und die L 360 zwischen ehemaliger Tankstelle Haasis und jüdischem Friedhof so zu ertüchtigen, dass der Schwerverkehr dort wieder bedenklos rollen kann.

Das Regierungspräsidium Tübingen erhörte schließlich die Bitten und Flehen aus dem Raum Haigerloch und machte sich an die Planung eines technisch raffinierten Bauwerkes, dessen Umsetzung Ende April die spezialisierte Firma Bau-Steeb aus Sulz in Angriff nahm. Das Hauptziel, um es in einfachen Worten zu erklären, war es, den Druck, den das Gewicht der Fahrzeuge auf der L 360 unmittelbar auf den aus Natursteinen gemauerten Mühlenkanal ausüben, von diesem wegzunehmen. Also wurde über dem Kanal eine Art Rahmen gebaut, auf dem die Landesstraße künftig aufliegt. Dieser leitet die Belastungen nach außen auf die Seitenränder ab.

98 Kubikmeter Beton verarbeitet

Um diesem Rahmen einen stabilen Halt zu geben, wurden auf der Hangseite zum Haag hin zwölf Fundamente gebaut, die zwischen vier und neun Metern tief im Boden stecken. Auf der Seite zur Eyach hin hat die Firma Steeb wiederum Bohrpfähle bis 12 Meter tief in den Boden gerammt. In den Rahmen hinein wurde eine Stahlbetonplatte gesetzt, sozusagen als Deckel über dem gewölbten Mühlenkanal. Um sie zu erstellen, wurden 98 Kubikmeter Beton und 22 Tonnen Armierung verarbeitet

Und weil der Zwischenraum zwischen Stahlbetonplatte und Kanal natürlich nicht leer und hohl bleiben kann, wurden darin unter anderem mehrere Schichten verbaut, unter anderem mit Mineralwolle und Weichfaserplatten.

Netze BW versetzt Stromkasten

Der Trick dabei: Diese einzelnen Lagen bilden weder mit der Betonplatte noch mit dem Kanal ein starres Gesamtgefüge, sondern bieten wie eine Gummimatte eine gewisse Flexibilität und können somit Drücke oder Ausdehnungen bei Temperaturschwankungen ausgleichen.

Am gestrigen Freitag war es ruhig auf der Baustelle, lediglich zwei Mitarbeiter der Netze BW waren damit beschäftigt einen Stromverteilerkasten zu versetzen. Dieser speist nicht nur das ehemalige Kleintierzüchterheim in der Kleingartenanlage an der Eyach mit Strom, sondern sorgt auch für die Beheizung des späteren Verkehrsspiegels an dieser etwas unübersichtlichen Einmündung.

Kosten bei 440 000 Euro

Das Regierungspräsidium Tübingen ist zwar die ausführende Behörde, getragen werden die Kosten für die Sanierung aber vom Land Baden-Württemberg. Sie liegen nach bisherigen Angaben des RP bei rund 440 000 Euro. Wenn alles Gut läuft, soll die Baustelle Mitte September abgeschlossen sein.