Schilder weisen seit fünf Jahren auf das Verbot der Durchfahrt für Schwerverkehr an dieser Stelle hin. Foto: Kost

Die Chancen stehen gut: Jüngste Auskünfte des Regierungspräsidiums Tübingen lassen darauf schließen, dass es dieses Jahr mit der Sanierung des Mühlenkanals bei Haigerloch (L360) endlich ernst wird.

Haigerloch - Das für das Vorhaben erforderliche Baurecht liegt seit Anfang Dezember 2021 vor, wie die Pressestelle des Regierungspräsidiums Tübingen mitteilt. Am 21. Dezember wurde die Ausschreibung für die Baumaßnahme "L 360 – Ertüchtigung der Brücke über den Mühlkanal bei Haigerloch" veröffentlicht.

Nun soll im Februar die Submission (Auftragsvergabe) an ein Unternehmen erfolgen, das die erforderlichen Sanierungsarbeiten ausführt.

Grundsätzlich ist es geplant, den vorhandenen gemauerten Gewölbedurchlass des historischen Kanals durch eine Überdeckelung mit einer Betonplatte abzusichern. damit die darüber verlaufende L 360 wieder für Schwerverkehr befahrbar ist.

In den Ausschreibungsunterlagen wird eine Bauzeit von Mitte April bis Mitte Juli 2022 genannt. Es könnte also schon in wenigen Wochen los gehen.

Ortschaftsrat Stetten ist immer an diesem Thema dran geblieben

Solche verlockenden Aussichten dürften vor allem in den Ohren des Ortschaftsrates Stetten wie Musik klingen. Das Gremium – insbesondere dessen Ortsvorsteher Walter Stocker – waren in der jüngsten Vergangenheit immer hartnäckig am Ball geblieben und hatten diese Sanierungsmaßnahme gefordert.

Ortschaftsratsmitglied Georg Schler hatte sich das Projekt gar zur eigenen Sache gemacht und nimmermüde immer wieder beim Regierungspräsidium nachgebohrt, wie der Stand des Verfahrens ist.

An und für sich handelt es sich beim Mühlenkanal (nahe der früheren Tankstelle Haasis) um kein riesiges aber dennoch technisch anspruchsvolles Bauprojekt. Auf jeden Fall aber um eines, dessen Ausführung für Stetten von großer Tragweite ist. Was wiederum die Hartnäckigkeit des Ortschaftsrates erklärt.

L360 in diesem Bereich seit 2017 für Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen gesperrt

Seit Ende des Jahres 2017 ist die L 360 am früheren jüdischen Friedhof vorbei nämlich für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen (Ausnahme Rettungsfahrzeuge und Omnibusse) gesperrt, weil der gemauerte historische Kanal unter ihrer Last nachgeben könnte – dann wäre die Landesstraße abgesackt.

Die bereits an der B 463 bei der Stunzachbrücke angekündigte Tonnagebeschränkung hat seither allerdings zwei Konsequenzen: Zunächst einmal halten sich nicht alle an die Beschränkung, ignorieren das Verbot und fahren trotzdem durch.

Schwerverkehr wählt Umweg über Stettener Ortsmitte

Noch schlimmer aber ist die zweite Strategie: Seit der Sperrung der L 360 sucht sich viel Schwerverkehr den Weg zur B 463 über die Stettener Ortsdurchfahrt – und die erst 2018 für Gesamtkosten von rund 1,5 Millionen Euro sanierte Straße könnte auf Dauer unter dieser Belastung nachhaltig leiden.

Nachdem bereits im Herbst 2020 eine Sanierung des Abschnitts im Raum stand – was wegen Corona aber nicht klappte – wurde das Projekt 2021 im Straßensanierungsprogramm des Landes mit 150 000 Euro fest verankert. Aber auch im vergangenen Jahr erfüllten sich die Hoffnungen auf eine rasche Umsetzung nicht.