Auch Volker Kauder und Hans-Jochem Steim gehörten zu den Gästen der CDU in der Szene 64 in Schramberg. Neben ihnen MdB Marie-Lena Weiß. Foto: Fritsche

Vor allem Windkraft, Photovoltaik und Wasserstoff, aber auch Biogas sind die "Energien der Zukunft". Diese Einschätzung lieferten die Experten auf der Podiumsdiskussion der CDU in Schramberg.

Schramberg - Die CDU im Kreis Rottweil hatte am Mittwochabend im Anschluss an den Kreisparteitag zur öffentlichen Podiumsdiskussion über die "Energien der Zukunft" nach Schramberg in die Szene 64 eingeladen. "So schnell wie möglich wollen wir auf Alternativen zur bisherigen Energiegewinnung umsteigen und neue Wege gehen", gab der Landtagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende Stefan Teufel das Thema vor. Für die nachfolgende Debatte darüber und die Fragen des Publikums standen auf dem Podium bereit: Der Landtagsabgeordnete Raimund Haser, Vorsitzende des Arbeitskreises Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Tobias Bacher; Geschäftsführer der Energieagentur Rottweil-Tuttlingen, sowie Maria-Lena Weiss, Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Rottweil-Tuttlingen und Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz und Energie. Sie bezog aus ihrer und der Sicht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Stellung. Außerdem war Christian Mildenberger, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW mit Sitz in Düsseldorf, aus seinem Urlaub über das Internet zugeschaltet.

Ruhe bewahren

Moderator Clemens Maurer vom CDU-Stadtverband Schramberg stellte als erstes an alle vier die Frage, die alle im Raum bewegte: "Wie sehen Sie die Energieversorgung in diesem Winter?". Haser antwortete als erster: Jetzt gehe es für ihn vor allem erst einmal darum, "Ruhe zu bewahren, nicht in Panik zu verfallen". Natürlich sei das bisherige Geschäftsmodell Deutschlands des einseitigen günstigen Rohstoffimports in Frage zu stellen. Im Hochschießen des Gaspreises von 1,7 auf 35 Cent sieht er allerdings auch eine Folge des "doppelten Klopapiereffekts", den man aus der Corona-Zeit kennt. Energie aus Fracking und mehr Wasserkraft dauere und sei keine schnelle Lösung für jetzt. "Ich gehe davon aus, dass der Gashahn nicht total zugedreht wird", fand er beruhigende Worte.

Energiepakt

Weiss, die nach ihm das Wort hatte, forderte als kurzfristige Maßnahme einen Pakt zwischen Bund, Netzagentur und Kommunen, um ein Konzept abzustimmen, wie das Gas verteilt wird. Den ausschließlichen Vorrang der privaten Haushalte hält sie für falsch: "Die Wirtschaft muss auch laufen". Maurer erweiterte seine Frage: Wie es mit der EU-Solidarität beim Gas aussehe und wie es die CDU mit der Atomkraft halte. "Putin testet die EU-Solidarität", meinte Weiss. Sie habe gewisse Zweifel, wenn es darum gehe, die Haushalte in anderen Ländern mit Gas zu versorgen. Am Atomkraftausstieg ließ sie keine Zweifel: "Es wird keinen Ausstieg aus dem Ausstieg geben, Atomkraft ist auch keine Brücke zu den erneuerbaren Energien". Es gäbe keine Betreiber und keine Versicherer. Haser pflichtete ihr bei: Eine "Streckbetrieb" der alten AKWs ja, aber keine neuen mehr: "Klassische Kernkraft hat keine Zukunft in diesem Land". Was nicht bedeute, dass es irgendwann nicht doch Lösungen gebe, die aus dieser Technologie weiterentwickelt wurden und dann ganz anders heißen.

Südländer: Tempo machen

Mildenberger sieht auf mittlere Sicht Solarenergie, Windkraft und mit Windkraft-Strom erzeugten Wasserstoff als Versorgungslösung. Und beim Biogas sieht er keinen Konflikt mit der Nahrungsmittelproduktion, dem Standpunkt der Grünen: "Tank oder Teller ist eine Diskussion von gestern". Das sah auch Haser so: "Von der heutigen Biogasproduktion haben die meisten keine Ahnung. Man braucht nicht mehr Kühe und Flächen, nur die Nachnutzung von dem, was da ist". Und sie kann auch zur Grundlastversorgung bei Wind- und Sonnenflaute beitragen. Ein Problem, auf das Maurer hinwies und das noch nicht ausreichend gelöst ist, genauso wenig wie die bürokratischen Hemmnisse ("bürokratische Monsterverfahren") beim Bau neuer Anlagen oder Trassen. "Für 2042 erst ist die Wasserstoffversorgung aus dem Norden angekündigt", kritisierte Haser. "Wir im Süden – Baden-Württemberg und Bayern – müssen uns selber helfen, nicht auf den Bund warten, sondern mit unseren südlichen europäischen Nachbarn zusammenarbeiten", forderte er. "Aber schimpft nicht auf die Beamten, die setzen nur die politischen Vorgaben um", ergänzte er noch.

CDU technologieoffen

Über die grundsätzlichen strategischen Fragen hinaus stellte das Publikum ein Reihe drängender konkreter Fragen. Zum Beispiel welche Heizung man jetzt anschaffe, wie es mit Wärmepumpen oder Geothermie aussehe, ob man wegen der Umsatzsteuerpflicht seine abgeschriebene Solaranlage nicht besser abschalte. Bacher riet als Experte auch da zur Ruhe bei der Lösungsfindung: "Es gibt keine pauschale Empfehlung". Die Lösung hänge immer von den regionalen Gegebenheiten ab.

Prognose gewünscht

Moderator Maurer wollte zum Ende der Diskussion noch eine Prognose in wenigen Worten von den Vieren hören, wie es in der Zukunft weitergeht: Haser erwartet, dass Deutschland 2050 klimaneutral ist: "Aber mit welcher Technik, ist heute noch nicht klar". "Wir können nur 15 Jahre voraus planen", stellte auch Bacher fest. Für Mildenberger könne es die "Kombination Wind, Photovoltaik und Wasserstoff" sein. "Die CDU wird diesen Weg mit Technologieoffenheit gehen", versprach Weiss.

Grobe Richtung ist klar

"Die Debatte hat gezeigt, dass es an Konzepten für die mittlere und längere Sicht nicht mangelt und die grobe Richtung klar ist. Auf kurze Sicht aber gibt es bei einem Gasstopp außer Einsparungen keine Patentrezepte. Nur zwei Appelle: Ruhe bewahren und das vorhandene Gas national und europäisch so verteilen, dass der gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Schaden so gering wie möglich ausfällt", fasste Teufel nach der Veranstaltung das Ergebnis der Podiumsdiskussion zusammen.