Blick ins Freibad: Schwimmbad-Betreiber setzen laut Innenministerium teilweise private Sicherheitsunternehmen ein. Foto: Arnold

In Baden-Württemberg steigt die Zahl der Gewalttaten in Freibädern. Ob dort bald – wie in Berlin – mehr Polizisten präsent sein werden? So ist die Lage.

Konstanz/Stuttgart - Die Zahl der Gewalttaten in Freibädern steigt. Ob Sachbeschädigung oder Diebstahl: Vor allem in diesen Bereichen nehmen die Fälle 2022 zu; auch bei Sexualstraftaten deutet sich laut einer Sprecherin des Innenministeriums "auf einem sehr niedrigen Fallzahlenniveau eine Zunahme der Fallzahlen an".

In den Corona-Jahren 2020 und 2021 waren die Zahlen stark gesunken. Das zeigt die polizeiliche Kriminalstatistik. Wurden 2019 noch 1380 Straftaten in baden-württembergischen Freibädern gezählt, waren es ein Jahr später noch 532 (2021: 441). Blickt man auf die vergangenen zehn Jahre zurück, lag die Zahl 2013 mit 2000 Taten am höchsten.

Straftaten im Freibad: Diebstahl, Körperverletzung, Missbrauch

Die Zahlen aus dem Innenministerium zeigen: Im vergangenen Jahr wurden 15 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gezählt, davon in drei Fällen sexuelle Belästigung, in zehn Fällen sexueller Missbrauch. 188 Diebstahlsdelikte werden aufgelistet, 36 Fälle von Körperverletzung, 71-mal Hausfriedensbruch, 64 Fälle von Sachbeschädigung und sieben Rauschgiftdelikte.

Ob bei Ausschreitungen in Schwimmbädern im Südwesten künftig die Polizei anrückt? Das hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) im Gespräch mit "Bild" nach Schlägereien in Berliner Bädern vorgeschlagen. Der Rechtsstaat müsse durchgreifen, "hinreichend Polizeipräsenz" müsse vor Ort sein. Und tatsächlich: Nach einer Schlägerei in einem Berliner Bad am 20. Juli ist dort inzwischen eine mobile Wache eingerichtet.

Polizei berät in Sicherheitsfragen

Ein Modell für Baden-Württemberg? Präventiv wird die Polizei in Baden-Württemberg wohl nicht in Freibädern im Einsatz sein. Vielmehr lageorientiert, sie schreite »bei polizeilich bekannten Vorkommnissen konsequent ein«, wie Ministeriumssprecherin Yvonne Kremer unserer Redaktion berichtet.

Unterstützung durch die Polizei erhalten Freibadbetreiber auf andere Weise: Die Polizei berät sie beispielsweise in Sicherheitsfragen. Und: "In Ergänzung zu den örtlichen Sicherheitskonzepten setzen die Betreiberinnen und Betreiber von Freibädern hierfür zum Teil private Sicherheitsunternehmen ein", so Kremer.

Auch im Polizeipräsidium Konstanz gibt es keine Pläne, zur Abschreckung vor Freibädern stehen. Zwar gebe es eine Vielzahl von Delikten, "darunter alles Mögliche vom Badeunfall und Hausverbot bis hin zur Fundsache oder Diebstahl", berichtet Jörg-Dieter Kluge vom Polizeipräsidium Konstanz unserer Redaktion. Probleme mit Personengruppen zählten aber bislang nicht dazu. Keine Berliner Verhältnisse also – und im Normalfall auch keine Polizei vor und in den Bädern.