Gespannt lauschen die Zuhörer dem Vortrag von Pfarrer Matthias Kraft. Foto: Lehmann

Pfarrer Mathias Kraft gab im Bürgersaal spannende Einblicke in die Geschichte Dornhan zur Zeit des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit.

Bis auf den letzten Platz besetzt war der Bürgersaal im Farrenstall in Dornhan. So groß war das Interesse in der Bevölkerung an der Aufarbeitung der Geschichte Dornhans im 15. und 16. Jahrhundert.

Pfarrer Mathias Kraft, gebürtig aus Dürrenmettstetten, verstand es, diese wechselvolle Zeit in einer spannenden und begeisternden Weise zu erzählen. Seine Forschungen nach seinen eigenen Vorfahren erstaunten ihn mit wesentlichen Verbindungen seiner Ahnen nach Dornhan. Dies veranlasste den leidenschaftlichen Geschichtsforscher zu umfangreichen Recherchen in Kirchenbüchern der Kirchengemeinden in der Region und im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart. Dabei eröffnete sich ihm ein spannender Blick in die bisher wenig beleuchtete Zeit des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit in dieser Gegend.

Vom Benediktinerkloster geknechtet

Da war das mächtige Benediktinerkloster Alpirsbach, das bis ins 15. Jahrhundert neben Dornhan über viele Besitztümer in der Region verfügte, und das die Bürger mit strenger Leibeigenschaft knechtete. Die ersehnte Freiheit erhielten diese wenigstens zum Teil durch den aufstrebenden Territorialstaat des Hauses Württemberg, unter dem Dornhan doch einiges an städtisch-bürgerlicher Bewegungs- und Handlungsfreiheit erlangte. In anschaulicher Weise schilderte Kraft die Wechsel und zuletzt den ausufernd agierenden Herzog Ulrich von Württemberg. Dieser wurde entmachtet, auf ihn folgte die Habsburger Herrschaft.

Erneut gelang es dem Kloster Alpirsbach, die Obrigkeit zurück zu gewinnen. Das Volk wehrte sich vehement, es folgte der Bauernkrieg und daraufhin die luthersche Reformation. Die Äbte wurden in Prälaten umbenannt und erhielten Ämter in Stuttgart. Es ist geschichtlich überliefert, dass diese hohen Würdenträger auch weltliche Gepflogenheiten mochten. So hatten sie das verbriefte Recht, jährlich für einige Tage in ihrem großen Lehenshof, dem sogenannten Mayerhof in Hopfau zu logieren, von dessen Bewohnern verpflegt zu werden und von ihnen Frondienste bei der Ausübung der Jagd einzufordern.

Maßgebliche Schlüsselfiguren

Beeindruckend ist, dass Pfarrer Kraft bei seinen Recherchen entdeckte, dass Pfarrer und Verantwortliche aus Dornhan bereits Anfang der 1520-er Jahre reformatorische Veränderungen einführen wollten. Der Abt von Alpirsbach intervenierte jedoch und verbot jegliche Veränderung. So blieb den Reformern nichts anderes übrig, als außer Landes zu fliehen. Der Dornhaner Pfarrer Heinrich Finentz floh nach Zürich, wo er beim Schweizer Reformator Ulrich Zwingli eine Anstellung als evangelischer Pfarrer fand.

Kraft ging ebenso auf Persönlichkeiten ein, die die Zeit seiner Berichterstattung maßgeblich prägten und Schlüsselfiguren waren. Die Tatsache, dass viele der Besucher am Ende des fesselnden Vortrags gerne noch weiter den Ausführungen des Pfarrers gelauscht hätten, zeugte von der hohen Qualität der Rechercheergebnisse und von der lebendigen Art des Redners.

Zur Person: Mathias Kraft wurde 1972 in Horb am Neckar geboren, wuchs in Dürrenmettstetten auf und absolvierte ein Studium der alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch, gefolgt von einem Theologiestudium. Derzeit ist er als Pfarrer auf der Pfarrstelle in Gräfenhausen und Niebelsbach tätig.