Das Binnen-I als Beispielform der Gender-Zeichen, angewandt bei dem Wort Schüler – das gibt es auch in Klassenzimmern im Kreis Freudenstadt. (Symbolfoto) Foto: © pusteflower9024 – stock.adobe.com

Gender-Sternchen, Gender-Gap, Doppelpunkt oder Binnen-I. Es gibt viele Formen um geschlechtergerecht zu schreiben. Sollte das Gendern in den Unterricht gebracht werden? Kretschmann äußerte sich kürzlich mit "Nein". Wie stehen die Schulen im Kreis zum Thema Gendern?

Kreis Freudenstadt - Bisher war das Gendern kein großes Thema in den Schulen im Kreis Freudenstadt, obwohl es gesellschaftlich, als auch politisch für große Diskussionen sorgt.

Grundsätzlich gibt es keine offiziellen Regelungen, deshalb halten sich alle Schulen im Landkreis an die Vorgaben der korrekten Rechtschreibung des Rates der Deutschen Rechtschreibung, wie auch Kretschmann plädiert.

Schulen achten in öffentlichen Schreiben auf Neutralisierung

Somit können alle Lehrkräfte der verschiedenen Schulen individuell entscheiden wie sie das Handhaben, da es bei keiner der befragten Schulen im Landkreis schulinterne Vorgaben gibt, wie die Schulleitungen bestätigten. Auch im Kreis Rottweil herrscht keine Pflicht. Im Großen und Ganzen achten alle Schulen im Kreis Freudenstadt, gerade in öffentlichen Schreiben darauf neutralisierend zu schreiben, um damit gendergerecht zu sein.

Schulleiter Markus Faisst von der Werkrealschule/Realschule Oberes Kinzigtal plädiert, wie Kretschmann auch, dass man nicht mehr Hürden im Unterricht haben sollte. Aber er setze das Gendern in der Öffentlichkeit um, in Form der Neutralisierung.

Ansatz toll, aber über die Lösung nicht glücklich

Denselben Standpunkt übte auch Lars Waffenschmidt aus, Schulleiter der Grund- und Werkrealschule Pfalzgrafenweiler. "Das Gendern hat im Klassenzimmer nichts zu suchen", es stehe mehr die Grundlagen wie das Schreiben, Lesen und Rechnen im Vordergrund, so Waffenschmidt. Jedoch lege er persönlich großen Wert auf Gendern, gerade in öffentlichen Schreiben sowie in Elternbriefe in Form von Feminisierung und möchte in Zukunft auf Genderzeichen wie den Doppelpunkt setzen, wie er sich beraten lies.

Thomas Gisonni, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Loßburg nervt die Diskussionen über das Gendern, denn es gäbe wichtigere Themen zu besprechen. Er findet den Ansatz des Genderns toll, jedoch sei er über die Lösung nicht glücklich. "Die Lösung klingt komisch und spricht sich komisch", so Gisonni. Wie auch die andere befragten Schulleiter versuche er gerade in der Öffentlichkeit auf die neutrale Sprache zu achten.

Laut Deutsch-Fachschaft darf man Gendern als falsch markieren

Ein großes Anliegen sei es, niemanden auszuschließen, deswegen spreche Marco Held, Schulleiter der Realschule Pfalzgrafenweiler, in Form der Feminisierung. Wenn sich dadurch nicht alle angesprochen fühlen, müsse man anders agieren und nach einer anderen Lösung suchen, so Held.

Das Gymnasium Dornstetten bestätigt, dass es eine Hand voll Schüler gibt, die das Gendern in ihrem Sprachgebrauch aufgenommen haben. Laut Deutsch-Fachschaft dürfe man das Gendern sogar als falsch markieren. Dies gelte allerdings am Gymnasium Dornstetten nicht, sondern es wird flexibel und praktikabel handgehabt. Somit dürfe das Kollegium wie auch die Schülerschaft selbst entscheiden, die gendergerechte Sprache anzuwenden oder eben nicht, wie der Schuldirektor Bernd Geiser berichtet.

Bis zu diesem Zeitpunkt habe sich die Schülerschaft, als auch die Elternschaft im Landkreis noch nicht beschwert, im Gegensatz zum Landesschülerbeirat, der das Gendern im Unterricht verankern möchte, wie die befragten Schulleitungen erklären.

Wie auch der Rat der Deutschen Rechtschreibung zum Thema Gendern vorschlägt, solle man allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnen, und sie sensibel ansprechen.

Info: Formen des Genderns

Das wissenschaftliche Fernseh- und Radio-Magazin "Quarks" definiert die Formen wie folgt:

■ Feminierung: Beide Geschlechter werden genannt (Lehrerinnen und Lehrer) oder die weibliche Form wird durch Abkürzungen hinzugefügt (Lehrer/-innen, LehrerInnen).

■ Neutralisierung: Männliche Formen werden durch geschlechtsneutrale Formen (Lehrkraft) oder eine Substantivierung (Lehrende) ersetzt.

■ Gender-Zeichen: Zwischen männlicher Form und weiblicher Endung wird ein Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt ergänzt (Lehrer*innen, Lehrer_innen, Lehrer:innen). Sie sind ein Platzhalter für alle, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen.