Etwa 30 Teilnehmer kamen zur Kundgebung der Partei "Die Linke" vor dem Bad Wildbader Rehazentrum Quellenhof. Foto: Mutschler

In einer Tochtergesellschaft der Sana Kliniken sollen bundesweit bis zu 1000 Mitarbeiter entlassen werden. Am Standort Bad Wildbad sind davon 15 Mitarbeiter betroffen. Die Partei "Die Linke" organisierte eine Kundgebung vor dem Bad Wildbader Rehazentrum Quellenhof, um gegen diese Entlassungen zu demonstrieren.

Bad Wildbad - "Was bei Sana passiert, macht mich fassungslos." Das sagte Michel Brandt, der Bundestagsabgeordnete der Partei "Die Linke" aus Karlsruhe, bei einer Kundgebung der Partei vor dem Rehazentrum Quellenhof, einer von zwei Einrichtungen der Sana Kliniken in Bad Wildbad. Er war zusammen mit einigen Parteikollegen aus Karlsruhe, Bruchsal oder auch dem Kreis Rastatt angereist, um gegen die geplanten Entlassungen bei einer Tochtergesellschaft der Sana Kliniken, der Sana DGS pro.service GmbH, zu protestieren. Bundesweit sollen etwa 1000 Service-Mitarbeiter aus den Bereichen Pforte, Hol- und Bringdienst oder Archiv entlassen werden, eine eventuelle Nachfolgeregelung gibt es aktuell noch nicht.

30 Teilnehmer

Insgesamt knapp 30 Teilnehmer kamen zu der Kundgebung am Donnerstagnachmittag, aufgeteilt in Mitarbeiter der Sana Kliniken inklusive der beiden Betriebsratsvorsitzenden Karl Agarius (Quellenhof) und Alice Niedurny (Sana Kliniken) sowie Mitgliedern der Linken – mit dabei war auch Thomas Hanser, der Bundestagskandidat der Partei "Die Linke" für den Kreis Calw.

Er freue sich, so Brandt, "dass die Kündigungen nicht einfach so hingenommen werden" und dass es bundesweite Proteste gebe. Er befürchtet, dass die Kündigungen erst der Anfang einer Entlassungswelle sein werden. Er versicherte, dass seine Partei "solidarisch an eurer Seite im Kampf gegen die Entlassungen hier am Standort" stünden. Denn es könne nicht sein, dass mitten in der Pandemie angefangen werde, systemrelevante Mitarbeiter zu entlassen. Dabei habe es bereits vorher einen Pflegenotstand gegeben, inklusive überbelasteter Intensivstationen als Dauerzustand, der dafür sorge, dass ein Drittel der Beschäftigten überlege, den Beruf aufzugeben.

Er prangerte auch an, dass seit Jahren immer mehr Beschäftigte in Tochtergesellschaften ausgelagert würden, um so Tarifflucht begehen zu können. "Das machen wir nicht mit", so Brandt, der weiter sagte: "Wir brauchen ein Gesundheitswesen in öffentlicher Hand und gerechte Bezahlung." Dafür gab es von den Anwesenden Applaus, ebenso für seine Forderung, keine Mitarbeiter zu entlassen und seinen abschließenden Satz: "Gesundheit ist keine Ware!"

Kündigung als "besondere Prämie"

Der Betriebsratsvorsitzende Agarius verdeutlichte noch einmal die Situation der Mitarbeiter, denen die Kündigung droht. Während der Pandemie hätten sie Seite an Seite mit allen Mitarbeitern den Patienten beigestanden und nun bekämen sie "eine besondere Prämie: die Kündigung".

Er bedauerte, dass sich die sehr hohe Einsatzbereitschaft dieser Mitarbeiter der Sana-Tochtergesellschaft und die vielen Überstunden offensichtlich nicht ausgezahlt hätten. Stattdessen würden die Menschen entlassen, die während der Pandemie geblieben seien. Zudem fragte er sich, wie es denn weitergehen soll und wer die Arbeit ab 2022 übernehmen werde. Im anschließenden Gespräch mit unserer Zeitung verdeutlichte Agarius, dass man diese Leute brauche. Deshalb sei die Forderung des Betriebsrats auch, diese Mitarbeiter künftig direkt bei den Kliniken anzustellen. Denn er befürchtet, dass diese Tätigkeiten künftig noch schlechter und nur mit dem Mindestlohn bezahlt würden, wenn die Aufgaben etwa von einer weiteren Tochtergesellschaft oder gar von externen Dienstleistern übernommen würden. Derzeit liefen noch die Verhandlungen über einen möglichen Sozialplan – bislang sei man da aber keinen Millimeter weitergekommen. Die ersten Kündigungen sollen dann bis zum 30. Juni ausgesprochen werden.

66 Millionen Euro Gewinn 2019

Der Linken-Bundestagskandidat Hanser sagte, dass die Sana Kliniken 2019 deutschlandweit 66 Millionen Euro Gewinn gemacht hätten. Die Schlussfolgerung daraus sei: "Sie schmeißen 1000 Leute raus." Er forderte, dass die Privatisierung des Gesundheitswesens gestoppt werden müsse.

Alena Schmitt aus Bruchsal forderte ebenfalls den Erhalt der Arbeitsplätze, denn es gehe um Menschenleben. "Das System ist im Arsch, wenn Menschen geopfert werden", sagte sie plakativ.

Lars Rinn vom Bündnis "Krankenhaus statt Fabrik" erwähnte das Motto der Sana Kliniken: "›Damit es Ihnen gut geht!‹ Die Mitarbeiter scheinen damit nicht gemeint zu sein."

Weitere Redner waren Jürgen Creutzmann, Linke-Regionalrat im Regionalverband Mittlerer Oberrhein sowie Tudor Costin vom Bündnis "Gesundheit ist keine Ware" aus dem Kreis Rastatt, die sich ebenfalls mit den Sana-Mitarbeitern solidarisierten.