Komplett hohl: Dieser Baum war nicht mehr zu retten. Foto: Schwarzwälder Bote

Es ist ein Reizthema: Die Abholzung von Bäumen. Doch diese Maßnahme hat gute Gründe. Manche der Bäume sind nicht mehr vital oder können sogar eine Gefahr darstellen. Langfristig möchte man hierdurch das Landschaftsbild rund um die Eyach modernisieren.

Balingen - "Jeder Baum, der erhalten werden kann, wird erhalten", betont Baumsachverständiger Peter Klug am Frektag im Gartenschaugelände in den Eyach-Auen. Er führt an der Eyach Schallmessungen an einem Bergahorn durch. Es geht um die folgenschwere Frage: Darf der Baum bleiben – oder muss er weg?

Diese Frage hat seit Beginn der Rodungen entlang der Eyach schon für Ärger gesorgt. Mancher Bürger steht dem Vorhaben kritisch gegenüber, aus Angst um das Balinger Stadtbild. Niko Skarlatoudis, zuständig für das Marketing bei der Gartenschau 2023, betont, dass die Ökobilanz durch die Maßnahmen positiv sein werde. Bedeutet: Es werden mehr neue Bäume gepflanzt als abgeholzt. Dabei werden nicht nur ganz junge Bäume verpflanzt, sondern auch solche, die bereit "sechs, sieben Meter hoch sind".

Wichtig sei bei sämtlichen Maßnahmen, dass das Gesamtbild der Stadt ansprechend gestaltet werde. Man wolle außerdem im Zuge dieser Maßnahmen die Eyach "sichtbarer und erlebbarer machen", so Skarlatoudis. Man würde jetzt schon viel mehr von der Eyach sehen, damit steigere man auch die Attraktivität des Gewässers, so Skarlatoudis weiter.

Sind Bäume vital und stabil genug?

Besonders diejenigen Bäume werden geprüft, die durch die geplanten Neugestaltungen entlang von Eyach und steinavch im Zuge der Gartenschau bedroht sind. Das können sowohl offensichtliche Bedrohungen sein, wie das Abreißen von Ästen durch zu nahes Vorbeifahren mit Baustellenfahrzeugen, oder auch Gefahren, die sich erst längerfristig zeigen. Wenn beispielsweise schwere Fahrzeuge wiederholt über Bereiche fahren, unter denen sich Baumwurzeln befinden. Die Verdichtung des Bodens könne zu einer schlechteren Versorgung der betroffenen Bäume führen.

Im speziellen Fall des Bergahorn etwa geht es darum, zu überprüfen, ob der Baum stabil und vital genug ist, dass es sich lohnt, diesen in die Bauarbeiten mit einzubinden. "Der Baum verläuft genau über den geplanten Weg", sagt Klug. "Die Überprüfung mit der Schallmessung hat aber ergeben: Dem Baum geht es gut." Daher werde der geplante Pfad nun auf beiden Seiten um den Baum herum führen.

Sollte ein Baum allerdings nicht mehr zu retten sein, wird ihm auch nach seinem Ableben noch eine wichtige Funktion im Ökosystem zugeteilt. Entlang der Eyach befinden sich insbesondere im nördlichen Bereich nahe des ehemaligen Areas Hahn& Schneckenburger mehrere so genannter Raubäume, die als Fischunterstände dienen. Außerdem wird geprüft, welche der gefällten Bäume sich beispielsweise als Kletterbäume für Spielplätze eignen könnten. Die anderen Bäume werden zu Hackschnitzel weiter verarbeitet.

"Da am 28. Februar die Vogelschutzzeit beginnt, haben wir am Freitagmorgen die letzten Bäume gefällt. Mitte, Ende März sollen dann die ersten Baumpflanzungen stattfinden", berichtet Projektleiter Andreas Schnitzer. Der Frühling in Balingen beginnt dieses Jahr demnach mit der Geburt vieler neuer Bäume.